"Frontiers of Knowledge Award" für Wegbereiter der Elektronenmikroskopie

Prof. Knut UrbanDer Physiker Prof. Knut Urban leitete von 1987 bis 2011 das Jülicher Institut für Mikrostrukturforschung am heutigen Peter Grünberg Institut sowie einen Lehrstuhl für Experimentalphysik an der RWTH Aachen. Von 2004 bis 2006 war er Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Urban wurde unter anderem auch mit dem Wolf-Preis ausgezeichnet, einem der renommiertesten Preise der Physik. Er ist erster Inhaber der neuen von der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum eingerichteten JARA-Seniorprofessur.<br><br>Quelle: privat

Der Preis der Stiftung des spanischen Finanzkonzerns „Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA“ würdigt die von den drei Wissenschaftlern maßgeblich entwickelte neue Generation von aberrationskorrigierten Elektronenmikroskopen.

Sie ermöglichen es erstmals, atomare Strukturen bis hin zu Lageverschiebungen im Pikometer-Bereich (1 Pikometer entspricht einem milliardstel Millimeter) abzubilden und revolutionierten damit die Materialwissenschaften. Die Auszeichnung ist mit 400.000 Euro dotiert.

Die drei Physiker schlossen sich Anfang der 1990er-Jahre zusammen mit dem Ziel, die seit der Erfindung der Elektronenmikroskopie bekannten Bildfehler elektronenoptischer Linsen zu korrigieren. Im Rahmen eines von der Volkswagen-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes entwickelten sie einen Korrektor mit einer ähnlich kompensierenden Wirkung wie die Zerstreuungslinse in einem Lichtmikroskop und stellten 1997 den Prototypen eines fehlerkorrigierten Elektronenmikroskops fertig.

Wichtigstes Element des Korrektors, den Maximilian Haider auf der Grundlage eines von Harald Rose vorgeschlagenen Konzepts gebaut hat, sind sich überlagernde magnetische, später auch elektrostatische Multipole. Die mikroskopischen Bilder sind allerdings nicht ohne weiteres direkt deutbar. Sie zeigen die atomaren Strukturen nicht direkt und sind stark beeinflusst durch die Gesetze der Quantenphysik. Erst aufwändige, von Knut Urban und seinen Kollegen am Forschungszentrum Jülich entwickelte computergestützte quantenphysikalische Verfahren der Bildberechnung und -interpretation ermöglichte den Blick in die atomare Welt.

Der Prototyp des fehlerkorrigierten Elektronenmikroskops wurde zum Stammvater einer neuen Generation von kommerziellen Geräten, die ab 2004 auf den Markt kam. Heute produzieren alle großen Elektronenoptikunternehmen der Welt Mikroskope auf der Basis der neuen Elektronenoptik, die von CEOS geliefert bzw. in Lizenz gefertigt wird. Die Geräte sind ein Schlüsselinstrument in vielen Gebieten der modernen Wissenschaft und Technik.

Die kurze Wellenlänge der Elektronenstrahlen erlaubt Auflösungen, die über zehntausend Mal größer sind als in Lichtmikroskopen. So ermöglicht es die Elektronenmikroskopie, die Funktion von Materialien und Bauelementen auf atomarer Ebene zu verstehen. Mit ihrer Hilfe gewinnen Forscher grundlegende Erkenntnisse über den Aufbau neuartiger Materialien für bessere Datenspeicher und Prozessoren, die Eigenschaften von Höchstleistungswerkstoffen für Brennstoffzellen, Batterien oder Solarzellen, aber auch über die Funktion biologischer Makromoleküle oder die Identifikation von Viren.

Die BBVA-Stiftung hat ihren Sitz in Bilbao. Seit 2008 vergibt sie in Partnerschaft mit dem Spanischen Forschungsrat (CSIC) den „Frontiers of Knowledge Award“ in acht Kategorien, darunter auch in Biomedizin, Umweltforschung, Sozialwissenschaften und zeitgenössischer Musik. Die Preisgelder belaufen sich insgesamt auf 3,2 Millionen Euro.

Weitere Informationen:
Pressemitteilung der BBVA: http://www.fbbva.es/TLFU/tlfu/ing/comunica/notas/listado.jsp?XWnomS020op=infNotPrensa&XWnumS005Idioma=20002

Peter Grünberg Institut, Bereich Mikrostrukturforschung (PGI-5):
http://www.fz-juelich.de/pgi/pgi-5/DE/Home/home_node.html

Ernst Ruska-Centrum: http://www.er-c.org
Ansprechpartner:
Prof. Knut Urban, Forschungszentrum Jülich
Tel. 02461 61-3153
k.urban@fz-juelich.de
Pressekontakt:
Angela Wenzik, Wissenschaftsjournalistin, Forschungszentrum Jülich
Tel. 02461 61-6048
a.wenzik@fz-juelich.de

Media Contact

Angela Wenzik Forschungszentrum Jülich

Weitere Informationen:

http://www.fz-juelich.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer