Prof. Dr. Marcus Brand erhält Bernd-Tersteegen-Preis 2009 des Verbandes Deutscher Nierenzentren

Prof. Dr. Marcus Brand von der Medizinischen Klinik D (Allg. Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie) des Universitätsklinikums Münster (UKM) erhält den „Bernd Tersteegen-Preis 2009“ des Verbandes Deutscher Nierenzentren.

Der Arbeitsgruppe von Prof. Brand ist es gelungen, einen neuen kardiovaskulären Risikofaktor im Blut von Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung zu identifizieren. Speziell für die Prognose und die Bestimmung des persönlichen kardiovaskulären Risikoprofils nierenerkrankter Patienten sind diese Ergebnisse von besonderer Bedeutung. Der identifizierte Blutfaktor hemmt u. a. die Neubildung von Blutgefäßen bei diesen Patienten. Der Bernd-Tersteegen-Preis ist mit 8.000 Euro dotiert. Mit dem Preis soll die anwendungsorientierte Forschung zu aktuellen Themen der chronischen Niereninsuffizienz und auf dem Gebiet der ambulanten Nierenersatztherapie gefördert werden.

Hintergrund und Gegenstand der nun ausgezeichneten Arbeit:
Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion haben, unabhängig von anderen Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Rauchen, ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten an so genannten kardiovaskulären Erkrankungen, z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall, im Vergleich zu der nierengesunden Gesamtbevölkerung. Die Ursachen hierfür sind bis heute nicht genau verstanden.

In verschiedenen Modellen konnte experimentell gezeigt werden, dass eine eingeschränkte Nierenfunktion mit einem Verlust von Blutgefäßen und einer gestörten Neubildung von Blutgefäßen in verschiedenen Organen (Herz, Niere) assoziiert ist. Zudem konnte gezeigt werden, dass es auch bei Menschen mit einer Nierenfunktionsstörung zu einem Verlust von Blutgefäßen in verschiedenen Organen kommt.

Eine ausreichende Versorgung der verschiedenen Organe des Körpers mit Blutgefäßen und damit auch mit nährstoff- und sauerstoffreichem Blut ist aber für eine vitale Organfunktion und einen gesunden Gesamtorganismus unabdingbar. Der Verlust von Blutgefäßen, wie bei Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion beobachtet, könnte möglicherweise das deutlich erhöhte Risiko dieser Patienten, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, erklären.

Aktuell konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Brand erstmalig in Versuchsreihen an einem geeigneten Angiogenese- / Gefäßmodell-Modell zeigen, dass das Blut nierenerkrankter Patienten im Vergleich zu nierengesunden Probanden „anti-angiogene“ Eigenschaften hat. Das bedeutet, dass das Blut dieser Patienten Faktoren enthält, die die Blutgefäßneubildung hemmen und zu einer Rückbildung bereits vorhandener kleiner Blutgefäße führen. Im Blut nierenerkrankter Patienten identifizierten die UKM-Mediziner einen hoch-potent anti-angiogenen Blutfaktor, der sogenannte „soluble VEGF-Rezeptor-1“ (kurz: „sFlt-1“). Dieser Blutfaktor hemmt das im Blut ebenfalls vorkommende gefäßschützende und wachstumsstimulierende VEGF („Vascular Endothelial Growth Factor“).

Zudem konnte die Arbeitsgruppe nachweisen, dass eine zunehmende Verschlechterung der Nierenfunktion mit hohen Blutspiegeln von sFlt-1 assoziiert ist. Bereits bei einer leichten Funktionseinschränkung der Niere, d.h. in einem frühen Stadium der Nierenerkrankung, in der diese möglicherweise noch gar nicht vom Patienten bemerkt wurde, ließen sich bereits erhöhte sFlt-1 Blutspiegel messen.

Bislang wurden 130 nierenerkrankte Patienten mit Stadien der mittleren bis schweren Nierenfunktionseinschränkung untersucht und die genannten Befunde erhoben. Prof. Brand plant nun, in einer deutschlandweiten Studie an nierenerkrankten Patienten diese Ergebnisse im so genannten „Coronary Artery Disease – Renal Failure“ (CAD-REF)-Register zu überprüfen. Die zentrale Organisation hierfür liegt bei den Medizinischen Kliniken C und D des UKM. Prof. Brand: „Zusammenfassend ist sFlt-1 als neuer kardiovaskulärer Risikofaktor bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung zu werten und hat zukünftig möglicherweise prognostische Bedeutung für die Bestimmung des individuellen kardiovaskulären Risikoprofils nierenerkrankter Patienten.“

Zur Person:
Junior-Prof. Dr. Marcus Brand wurde am 20. Januar 1973 in Marburg geboren und hat an der Freien Universität Berlin Humanmedizin studiert und dort 2002 promoviert. Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt er am Collège de France/INSERM U36 in Paris, wo er im Rahmen eines Auslandsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2002 bis 2005 als Forscher tätig war. Ab 2005 führte Prof. Brand seine ärztliche Ausbildung und seine wissenschaftlichen Arbeiten in der Medizinischen Klinik D des Universitätsklinikum Münster (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hermann-Joseph Pavenstädt) fort. Im Jahr 2007 wurde Prof. Brand auf eine Juniorprofessur des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft (Simon Claussen Stiftung) berufen und leitet seitdem eine eigenständige Arbeitsgruppe zu dem Thema „Niereninsuffizienz und Angiogenese“.

Die mit dem diesjährigen Bernd-Tersteegen-Preis ausgezeichnete Arbeit wurde in der Zeitschrift Journal of the American Society of Nephrology publiziert.

Ausgezeichnete Publikation:
Di Marco, G. S., Reuter, S., Hillebrand, U., Amler, Z., König, M., Larger, E., Oberleithner, H., Brand, E, Pavenstadt, H., and Brand, M. Soluble VEGF receptor Flt1 (sFlt-1) contributes to endothelial dysfunction in chronic kidney disease. J Am Soc Nephrol 20:2235-2245, 2009.
Zum Preis:
Benannt wurde der Preis nach dem 1995 verstorbenen Initiator und Gründer des Bundesverbandes der vertragsärztlich tätigen Nephrologen, Dr. med. Bernd Tersteegen (Düsseldorf), der sich intensiv der Verbesserung ambulanter Verfahren in der Nierenersatztherapie gewidmet hat, im Besonderen durch technische Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Hämodialyse. Der Preis wird im Rahmen des Nephrologischen Jahresgesprächs 2009 des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. am 21. November in Mannheim verliehen.

Media Contact

Stefan Dreising Universitätsklinikum Münster (UK

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de

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