Prämierte Studie zur Diagnostik von Hirntumoren

Hirntumoren sind keine einheitlichen Gebilde: Manche Bereiche wuchern aggressiver als andere – nach ihnen muss sich die Therapie richten. Soll eine Gewebeprobe klären, wie gefährlich ein Hirntumor ist, müssen Mediziner mit Hilfe bildgebender Verfahren einen geeigneten Bereich dafür auswählen.

Professor Dr. Marc-André Weber von der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg hat erstmals alle gängigen, sogenannten funktionellen Verfahren, die auch Einblicke in die Stoffwechselprozesse des Tumors erlauben, verglichen und überprüft. Das Ergebnis: Alle Techniken erwiesen sich als gleich zuverlässig. Für diese Arbeit ist Professor Weber am 5. Oktober 2010 auf dem XIX. Symposium Neuroradiologicum in Bologna mit dem mit 4.000 Euro dotierten „Founders Award” der European Society of Neuroradiology ausgezeichnet worden.

Wenige Tage später wurde er dann am 23. Oktober 2010 zusammen mit Dr. Erick Amarteifio (Abteilung für Interventionelle und Diagnostische Radiologie) und Dr. Armin Michael Nagel (Abteilung für Medizinische Physik in der Radiologie am DKFZ) mit dem Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis für hochqualifizierte Heidelberger Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet, der mit einem Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro dotiert ist.

In Deutschland erkranken jährlich ca. 3.000 Erwachsene neu an einem Gliom, einem bösartigen Hirntumor. Gliome werden nach der international gültigen Klassifizierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Grade I bis IV eingeteilt. Tumoren des Grades IV, auch Glioblastome genannt, haben die schlechteste Prognose: Nach fünf Jahren leben weniger als fünf Prozent der Betroffenen.

Zusätzliche Messungen bringen keinen Erkenntnisgewinn

Bildgebende Verfahren allein reichen in der Regel nicht für eine präzise Klassifizierung des Tumors aus: Dafür ist eine Gewebeprobe nötig. Um eine geeignete Stelle für die Gewebeentnahme zu identifizieren, wurden mehrere Verfahren der funktionellen Magnetresonanztomographie (MRT) und Positronenemissionstomographie (PET) entwickelt: Sie erfassen die Zellteilungsaktivität oder die Durchblutung der Tumoren.

Jede dieser Techniken erwies sich in Studien als aussagekräftig. „Bisweilen werden mehrere dieser Messungen bei einem Patienten angewandt, um das beste Ziel für die Biopsie zweifelsfrei auszuwählen“, erklärt Professor Weber, Leiter der Sektion Muskuloskelettale Radiologie der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Doch einige dieser Verfahren, insbesondere PET-Techniken, sind zeitaufwändig, belastend für den Patienten und nicht zuletzt teuer.

„Wir wollten daher im Vergleich prüfen, ob diese funktionellen Techniken gleichwertig sind“, so der Radiologe. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für Medizinische Physik am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Ärzten des Universitätsklinikums Heidelberg und Mannheim untersuchten er und sein Team 61 Tumorpatienten mit sechs gängigen funktionellen MRT- und zwei PET-Verfahren. Sie zeigten, dass alle diese MRT- und PET-Techniken identische Biopsieareale identifizieren.

„Damit haben wir gezeigt, dass im Grunde eine dieser Untersuchungen für die Biopsieplanung ausreicht. Weitere Messungen bringen keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn“, sagt Professor Weber. Es spiele dabei keine Rolle, welche Technik man bevorzuge. „Falls man aber die Auswahl hat, würde ich die Perfussionsmessung, also die Messung der Durchblutung des Tumors mittels MRT, empfehlen. Sie dauert nur eine Minute und 30 Sekunden, und es muss kein zusätzliches Kontrastmittel gespritzt werden“, so Professor Weber. Die ausgezeichnete Studie wird im Dezember 2010 in der Fachzeitschrift „Investigative Radiology“ veröffentlicht (die Online-Vorabveröffentlichung erfolgte am 08. September 2010).

Der Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis ermöglicht es Professor Weber und den mit ihm ausgezeichneten Kollegen, am 15. und 16. April 2011 ein Symposium zum Thema „Innovative moderne Bildgebung der Muskulatur – Motor der translationalen Forschung bei Muskelerkrankungen“ auszurichten.

Weitere Informationen zu den Preisträgern des Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preises und ihren Symposien:

www.iwh.uni-hd.de/hengstberger/hengstberger_2010.html

Weitere Informationen zu der Muskuloskelettalen Radiologie des Universitätsklinikums Heidelberg:

www.klinikum.uni-heidelberg.de/Onkologische-Radiologie-Ganzkoerperbildgebung-und-Muskuloskelettale-Radiologie.110842.0.html

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Marc-André Weber, M.Sc.
Sektionsleiter Muskuloskelettale Radiologie
Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie,
Radiologische Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 110
69120 Heidelberg
Tel: 06221 / 96 66 01
E-Mail: MarcAndre.Weber@med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
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