Neue Methoden zur Früherkennung von Herzerkrankungen

Allein an einem Herzinfarkt versterben in Deutschland jährlich über 60 000 Menschen. Die Erforschung neuer Mechanismen der Krankheitsentstehung und der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind deshalb von enormer Bedeutung. Die Deutsche Herzstiftung hat den diesjährigen mit 10 000 Euro dotierten Wilhelm P. Winterstein-Preis erstmals an zwei Wissenschaftler für Arbeiten auf dem Gebiet der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Bestimmung der Sterbewahrscheinlichkeit bei Patienten mit einer Herzgefäßerkrankung verliehen. Die Preisträger sind Dr. med. Wibke Hengstenberg, MBA, vom Universitätsklinikum Regensburg, und Dr. med. Benjamin Meder vom Universitätsklinikum Heidelberg. Die Preise wurden anlässlich der Mitgliederversammlung der Deutschen Herzstiftung am 19. Juni in Frankfurt vergeben.

„Von den eingereichten Arbeiten hatten die zwei preisgekrönten Studien einen ausgesprochen wichtigen Patientenbezug, indem sie zur besseren Früherkennung des akuten Myokardinfarkts und zur Bestimmung der kardiovaskulären Mortalität einen bedeutenden Beitrag leisten“, sagt Prof. Dr. Hellmut Oelert, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Stiftung für Herzforschung. Insbesondere wegen dieses patientennahen Forschungsbezugs haben sich Gutachtergremium und Stifter Wilhelm P. Winterstein erstmals zur Benennung von zwei Erstpreisträgern und einer Dopplung des Preises entschlossen. „Dem Stifter gebührt dafür großer Dank und Anerkennung“, betont Prof. Oelert.

Neue Biomarker zeigen den Herzinfarkt noch früher an

In seiner Arbeit „Complex micro-RNA Signatures as Novel Biomarkers for Acute Myocardial Infarction” konnte Dr. Meder zeigen, dass es neben gängigen Biomarkern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen neue kardiale Biomarker gibt, die ein hohes Potenzial für die Diagnosestellung eines akuten Myokardinfarktes aufweisen. Diese so genannten micro-RNAs sind wichtige Regulatoren im Herz-Kreislaufsystem und können im peripheren Blut von Herzinfarktpatienten nachgewiesen werden. Während das Zeitintervall bei den gängigen Biomarkern (z. B. Troponine) zwischen Infarktereignis und der Erkennung des Infarkts drei bis sechs Stunden beträgt, zeigen die microRNAs einen Herzinfarkt noch früher als bisher möglich an. „Wir konnten bei Messungen erstmals 67 dieser micro-RNAs identifizieren, die bei Infarktpatienten deutlich fehlreguliert sind. Wir konnten weiterhin eine einzigartige micro-RNA Signatur isolieren, die eine Diagnosestellung mit einer hohen Sensitivität und sehr hohen Spezifität erlaubt“, sagt der Mediziner. Zudem lassen die micro-RNAs Dr. Meder zufolge eine frühe Abschätzung der Herzinfarktgröße zu, was in Zukunft eine schnelle Identifizierung besonders gefährdeter Patienten ermöglichen könnte.

EKG-Kurvenmerkmal als Risikoindikator neu entdeckt

Die Herzstromkurven eines Elektrokardiogramms (EKG) geben oft wichtige Hinweise auf Erkrankungen des Herzens. Ein Forscherteam aus Regensburg und München, dem Preisträgerin Dr. Hengstenberg angehört, konnte in einer Studie zeigen, dass Personen mit einem bestimmten EKG-Muster, der sog. frühen Repolarisation, im Vergleich zu Personen ohne dieses EKG-Merkmal eine erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit aufweisen. Der Titel der Arbeit der Forschergruppe lautet: „Der EKG-Phänotyp der frühen Repolarisation ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Mortalität in der Allgemeinbevölkerung assoziiert: Ergebnisse der MONICA/KORA Studie“. Die vollständigen Ergebnisse der Studie werden in Kürze im renommierten Fachjournal PLoS Medicine veröffentlicht.

Entgegen früherer Vorstellungen hat sich gezeigt, dass es sich bei der bislang unterschätzten frühen Repolarisation nicht um eine harmlose EKG-Variante handelt: Menschen mit diesem Kurvenmerkmal weisen im Vergleich zu Personen ohne dieses EKG-Zeichen eine etwa doppelt so hohe Sterbewahrscheinlichkeit auf. Junge Männer im Alter zwischen 35 und 54 Jahren scheinen besonders gefährdet zu sein. „Unser Ziel ist es nun, zukünftig die bislang unbekannten biologischen Ursachen für dieses EKG-Merkmal und dessen Risikoerhöhung aufzuklären“, sagt die Preisträgerin Dr. Hengstenberg.

Der Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung e.V. wird alljährlich für eine wissenschaftlich herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bevorzugt aus einem patientennahen Forschungsbereich, vergeben. Wilhelm P. Winterstein und Frau Ursula, die bei der Preisverleihung anwesend waren, sind seit mehr als zehn Jahren die Stifter dieses Wissenschaftspreises. Erstmalig wurde die Dotierung des Preises von je

10 000 Euro an zwei Forscher mit gleichwertig bewerteten Arbeiten vergeben.

Ein Foto der Preisübergabe und Portraits der Preisträger sind zu beziehen unter E-Mail: wichert@herzstiftung.de oder Tel.: 069 / 955 128-114

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert /Pierre König
Tel. 069/95 51 28-114/-140
Fax: 069/95 51 28-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
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Pierre König idw

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