Nachwuchsforscherinnen ausgezeichnet

Die Biochemiedoktorandin Kathrin Engel und die Medizindoktorandin Kristin Schröck widmeten sich der Frage, inwieweit die evolutionsbedingte Selektion auf dem menschlichen Genom Spuren hinterlassen hat, deren Auswirkungen noch heute nachgewiesen werden können.

Durch natürliche Selektion finden Veränderungen in der DNA-Sequenz statt, die teilweise veränderte Genfunktionen zur Folge haben und dem Träger eventuell Vorteile unter bestimmten Umweltbedingungen bieten können. Bei ihrer Suche fiel ihnen das Gen eines G-Protein-gekoppelten Rezeptors auf dem X-Chromosom mit unbekannter Funktion auf.

Sie konnten durch DNA-Sequenzvergleiche von über 1.000 DNA-Proben aus der Mitteleuropäischen Bevölkerung Unterschiede zwischen Individuen in dem betreffenden Bereich finden. Sogenannte Genotyp-Phänotyp-Assoziationsstudien zeigten, dass bei Menschen Varianten des Gens auftreten können, die mit dem Body Mass Index (BMI), dem Körperfettanteil und dem Blutzuckerspiegel korrelieren. Diese Parameter können Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes und Arteriosklerose haben.

Zusätzlich wurden Mäuse, die das Rezeptorgen nicht mehr besitzen, intensiv auf Veränderungen untersucht. Die Forscherinnen stellten fest, dass die betroffenen Mäuse ein geringeres Körpergewicht, einen geringeren Körperfettanteil, reduzierte Blutfettspiegel und veränderte Blutzuckerspiegel aufwiesen. Diese Ergebnisse stützen damit die Erkenntnisse aus den Assoziationsstudien bei Menschen.

Für unsere Vorfahren könnte der Besitz der Variante von Vorteil gewesen sein, um Hungersnöte besser zu überstehen. Wenn sich die Träger der Variante im Evolutionsprozess besser durchgesetzt haben, könnte das unter den heutigen Bedingungen des Nahrungsüberangebots neben weiteren Faktoren eine Ursache für Übergewicht sein, so die abschließende Theorie der Forscherinnen. Viele Funktionen des Rezeptors im Körper sind jedoch noch unbekannt und müssen in der Zukunft weiter untersucht werden. Fest steht jedoch schon jetzt, dass kommende Ergebnisse auch für die Entwicklung von Medikamenten von großem Interesse sein werden.

Der Novartis-Preis „Junge Endokrinologie“ der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie will die klinische und experimentelle Endokrinologie fördern. Von der Novartis Pharma GmbH Nürnberg zur Verfügung gestellt, wurde er 2004 erstmalig verliehen und ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Die Hälfte ging in diesem Jahr an die Leipziger Doktorandinnen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Torsten Schöneberg
Telefon: +49 341 97-22150
E-Mail: torsten.schoeneberg@medizin.uni-leipzig.de

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Dr. Bärbel Adams Universität Leipzig

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