Leibniz-Medaille 2009 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an Prof. Dr. Manfred Erhardt

Manfred Erhardt gehört ohne Zweifel zu der kleinen Gruppe von Menschen, die in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen die deutsche Wissenschaftslandschaft tief geprägt haben. 1939 wurde er in Stuttgart geboren und hat nach dem Studium der Rechtswissenschaften zunächst im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft gearbeitet (1969-1971).

Über lange Jahre war er dann in seinem Heimatland Baden-Württemberg als Ministerialbeamter (1971-1982) tätig und schließlich als Amtschef des zuständigen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (1984-1991); dabei hat er nicht nur das exzellente Niveau der Universitäten im Südwesten durch eine kluge Berufungspolitik weiter gesteigert, sondern beispielsweise auch die Berufsakademien zu einem bundesweit beachteten Modell ausgebaut.

In den darauf folgenden Jahren als Senator für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin (1991-1996) hat er insbesondere die schwierige Neuordnung der Berliner Wissenschaftslandschaft nach der Wiedervereinigung mit der nötigen Energie, großem Geschick und insgesamt mit Bravour durchgeführt. Die Neukonstituierung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und die Neugestaltung der Humboldt-Universität zu Berlin hätten ohne ihn nicht realisiert werden können. Als Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft (1996-2004) setzte Erhardt deutliche Akzente beispielsweise für die Akzeptanz der Bologna-Reform und die sogenannte „deregulierte Hochschule“.

Im Ruhestand ist er Mitglied zahlreicher Gremien und Förderkreise, so ist er beispielsweise Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Berliner Philharmonie und Präsident der Deutschen Schillergesellschaft, aber auch Mitglied im Verwaltungsrat des Deutschen Museums; zahlreich sind die Ehrungen im In- und Ausland. Von Erhardt liegen eine Reihe wichtiger Fachbeiträge zu grundsätzlichen und Detail-Fragen des deutschen Hochschulrechtes vor.

Die Berlin-Brandenburgische Akademie verleiht Manfred Erhardt ihre Leibniz-Medaille in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Förderung der Wissenschaften in den genannten Ämtern. Erhardt ist zunächst einmal Schwabe, seine Arbeit war in allen Ämtern durch höchste Präzision, größtes Engagement und energische Ausnutzung finanzieller Spielräume geprägt. In langen Jahren war er mit gewissem Stolz ein politisch unabhängiger Beamter in der Wissenschaftsverwaltung in der Tradition eines Friedrich Althoff, um dann zunehmend öffentlich sichtbar als Wissenschaftspolitiker zu agieren, aber keineswegs in enger Parteilichkeit. Den Stifterverband hat er gemeinsam mit Arend Oetker zu einem (wissenschafts-)politisch agierenden Organ entwickelt und eine ganze Zahl von Wettbewerben aufgelegt, um neue Ideen auch erfolgreich umzusetzen. Von einem Mitarbeiter der ministerialen Hochschulverwaltungen hat er sich zu deren strengem Kritiker entwickelt. Die neuen Themen der Bildungsdebatte wie beispielsweise die Familienfreundlichkeit der entsprechenden Einrichtungen hat er engagiert aufgenommen und Raum für engere Kooperationen von Hochschule und Wirtschaft zu öffnen versucht. Dem überzeugten Humanisten nimmt man ab, dass sein vehementes Eintreten für Bildung und Wissenschaft als marktfähige Dienstleistungen, die sich an Kundenwünschen und Bedürfnissen des Beschäftigungssystems orientieren, keine falsche Ökonomisierung der Bildungsstandards intendiert. Seine vielfältigen praktischen Schritte, als Ministerialbeamter, Amtschef und Senator und dann im Stifterverband, Freiheit des Wettbewerbs einzuführen, zu organisieren und zu befördern, waren immer am klassischen akademischen Freiheitsideal orientiert. Nach wie vor ist er ein einflussreicher Ratgeber und prägt beispielsweise den Aufschwung der Marbacher Einrichtungen der Schillergesellschaft.

Erhardt hat feste Prinzipien insbesondere im Blick auf Qualität und Autonomie von Wissenschaft, vertritt sie aber nicht nur energisch, sondern auch mit Witz und Charme, als gelehrter und amüsanter Laudator beispielsweise. Die Berlin-Brandenburgische Akademie hat ihm in den ersten Jahren des Aufbaus für energische Unterstützung und auch danach für manchen guten Rat zu danken.

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