Krebstherapie mit Sicherheitsschalter

In ihrer Promotion am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch hat Elisa Kieback eine Methode entwickelt, die die Krebstherapie mit körpereigenen T-Zellen für den Patienten sicherer macht. Dies ist ein weiterer Schritt zu einer möglichen Anwendung dieser neuen Therapieform.

Derzeit basiert die Krebstherapie auf drei Schwerpunkten: Bestrahlung, Chemotherapie und chirurgische Entfernung. Es gibt aber einen neuen Hoffnungsträger im Kampf gegen Krebs: die körpereigene Immunabwehr. Krebszellen werden vom Körper nicht wie andere Krankheiten bekämpft, weil die Krebszellen im Grunde körpereigenes Gewebe sind und daher von der Immunabwehr nicht erkannt werden. Da die Krebszellen aber mutiert sein können, unterscheiden sie sich doch etwas von körpereigenem Gewebe.

Bestimmte Immunzellen, die so genannten T-Zellen, können deshalb so sensibilisiert werden, dass sie Krebszellen erkennen und bekämpfen. Wissenschaftlern ist es gelungen, T-Zellen mit einem entsprechenden Rezeptor auszustatten, der diese Therapie ermöglicht. Dazu muss den Patienten Blut entnommen werden, die T-Zellen werden daraus isoliert, mit dem Rezeptor versehen und anschließend wieder in den Patienten zurückgespritzt.

Was dann allerdings im Körper geschieht, lässt sich nicht mehr kontrollieren. T-Zellen sind sehr potent, und können – ausgestattet mit dem zusätzlichen Rezeptor – auch zu einer Autoimmunkrankheit führen. Ein ohnehin schon geschwächter Krebspatient könnte dadurch noch zusätzlich leiden. Also suchten Wissenschaftler nach einem Sicherheitsmechanismus, der es ihnen ermöglicht, die T-Zellen im Notfall im Körper wieder auszuschalten. Einen solchen Sicherheitsmechanismus hat Elisa Kieback in ihrer Promotion entwickelt.

Elisa Kieback hat an den Rezeptor einen Marker angebracht, der von einem Antikörper erkannt wird. Der Marker besteht aus einer kurzen Aminosäurekette und beeinträchtigt die Funktion der T-Zellen nicht, solange keine Antikörper in der Nähe sind. Greifen die T-Zellen jedoch gesundes Gewebe an, können dem Patienten Antikörper gespritzt werden, die an den Marker andocken und die T-Zellen ausschalten. So kann die Therapie abgebrochen werden, falls schwere Nebenwirkungen auftreten.

„Eine große Herausforderung war es, den Marker so anzubringen, dass die Funktion des Rezeptors nicht eingeschränkt wird, der Marker aber trotzdem sichtbar ist für die Antikörper“, erläutert Elisa Kieback. „Im Laufe meiner Arbeit hat sich eine optimale Position herauskristallisiert.“ Das Modell hat sie schon im Organismus getestet, und zwar in der Maus. „Ich hoffe, dass meine Methode später einmal in der Krebstherapie eingesetzt werden kann – das wird aber noch einige Zeit dauern“, so Kieback. „Der Vorteil an dem Sicherheitsmechanismus ist es, dass er nur gezielt die veränderten T-Zellen ausschaltet. Das übrige Immunsystem bleibt davon unberührt.“

Die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit konnte Elisa Kieback hervorragend publizieren, darunter in der renommierten Zeitschrift „PNAS“. Prof. Wolfgang Uckert, der die Doktorarbeit betreut hat, hält Elisa Kieback für eine viel versprechende junge Wissenschaftlerin: „Von ihr können wir weitere interessante und wichtige Beiträge zum Gebiet der T-Zelltherapie erwarten.“

Der Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis des Forschungsverbundes ist mit 3000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen. Mit der jährlichen Auszeichnung will der Forschungsverbund besondere Leistungen junger Wissenschaftlerinnen würdigen, die an einer Hochschule in Berlin oder Brandenburg promoviert wurden.

Die Preisverleihung mit anschließendem Empfang findet am 9. November 2010 um 19 Uhr im Wissenschaftszentrum Berlin, Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, statt. Wir heißen alle Gäste herzlich willkommen.

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Gesine Wiemer idw

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