Krebsforschung mit hohem Anwendungspotenzial ausgezeichnet

Starkes Übergewicht, Insulinresistenz und Diabetes gelten heute als gesicherte Risikofaktoren für eine Reihe von Krebserkrankungen. Umgekehrt begünstigen Stoffwechselstörungen nicht nur Risikofaktoren für die Krebsentstehung, sondern treten auch oft als Folge derselben auf.

So ist Tumorwachstum häufig mit extremer Abmagerung verbunden, die als Tumorkachexie bezeichnet wird. Die beiden gegensätzlichen Zustände – Fettleibigkeit und Auszehrung – zeichnen sich durch eine Vielzahl gemeinsamer Stoffwechselkennzeichen aus. Das legt nahe, dass es bei beiden Prozessen gemeinsame molekulare Kontrollstellen gibt.

Dr. Stephan Herzig, Träger des diesjährigen Richtzenhain-Preises, hat seine Forschung ganz auf dieses Gebiet konzentriert. Dabei identifizierte er zahlreiche Faktoren, die eine Schlüsselposition in der Kontrolle des Leberstoffwechsels einnehmen. Damit greifen sie direkt in die Entstehung von Krebsrisikofaktoren bzw. von Krebsfolgeerscheinungen (Kachexie) ein. Diese Kontrollpunkte des Stoffwechsels können nun als Ziele für neue Behandlungsmethoden geprüft werden.

Der Biologe Stephan Herzig leitet seit 2003 im Deutschen Krebsforschungszentrum die Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe Molekulare Stoffwechselkontrolle, seit Juli dieses Jahres die gleichnamige Abteilung. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Marie Curie Excellence Award der Europäischen Kommission, dem Ferdinand Bertram Preis der Deutschen Diabetes Gesellschaft und dem Forschungspreis der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

Der Emil Salzer-Preis 2010 geht an Professor Dr. Florian Greten, der am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München eine Forschungsgruppe leitet. Dort untersucht er den Zusammenhang zwischen entzündlichen Darmerkrankungen (Kolitis) und der Entstehung von Dickdarmkrebs.

Florian Greten entdeckte, dass ein wichtiger Genregulator sowohl direkt als auch indirekt das Wachstum von Darmkrebs fördert: Das NF‐κB genannte Eiweiß unterdrückt zum einen den Tod bösartiger Zellen und regt gleichzeitig bestimmte weiße Blutkörperchen zur Produktion von Signalmolekülen an, die das Wachstum von Tumorzellen beschleunigen. Damit gelang Greten der Nachweis, dass von Immunzellen produzierte entzündungsfördernde Botenstoffe die Krebsentstehung ankurbeln.

Besonders überzeugte die Jury des Salzer-Preises, dass diese Arbeiten hohes Potenzial haben, die Therapie von Darmkrebs zu verbessern: Denn Greten identifizierte außerdem in den Krebszellen das Zielmolekül der entzündungsfördernden Botenstoffe. Wird dieses Molekül bei Mäusen ausgeschaltet, kommt das Tumorwachstum zum Erliegen. Damit hat Florian Greten einen neuartigen Ansatzpunkt für die Behandlung von Darmkrebs aufgezeigt.

Den Richtzenhain-Preis, der durch die Stiftung des Neurologen Walther Richtzenhain und seiner Frau Christine durch das Deutsche Krebsforschungszentrum verliehen wird, erhalten im Jahresrhythmus abwechselnd Doktoranden in Heidelberger Forschungsinstituten und Wissenschaftler aus der gesamten Bundesrepublik für Arbeiten auf dem Gebiet der translationalen Krebsforschung. Der diesjährige Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Seit 1970 verleiht das Deutsche Krebsforschungszentrum den Dr. Emil Salzer-Preis im Auftrag des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Er geht zurück auf seinen Stifter, den Reutlinger Arzt Emil Salzer. Seinen Nachlass überließ er dem Land Baden-Württemberg mit der Auflage, die Erträge zur Förderung der Krebsforschung einzusetzen. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, dem 2. Dezember, ab 17:00 Uhr im Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums statt. Gäste sind herzlich willkommen.

Bilder zur Pressemitteilung stehen im Internet zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2010/images/Greten.jpg
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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Mehr als 2.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon über 1000 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.
Dr. Stefanie Seltmann
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