Jocelyn Benoist erhält einen Humboldt-Forschungspreis

„Professor Benoist ist einer der international profiliertesten Gegenwartsphilosophen in Frankreich, dem es gelungen ist, die gegenwärtige theoretische Philosophie mit der Tradition der Phänomenologie methodisch fruchtbar zu verbinden“, sagt Dr. Markus Gabriel, Professor für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und Gegenwart an der Universität Bonn und Gastgeber des französischen Humboldt-Forschungspreisträgers.

Während die Phänomenologie unsere Erfahrung von Wirklichkeit zu beschreiben versucht, geht die analytische theoretische Philosophie davon aus, dass wir unsere Erfahrung mit den wissenschaftlichen Methoden der Hypothesenbildung auf der Basis rein begrifflicher Konstruktionen erklären sollten. „Sie ist also skeptisch gegenüber unserer Erfahrung“, sagt Prof. Gabriel.

Prof. Benoist forscht über den Realismus

Seit zehn Jahren forscht der französische Philosoph Jocelyn Benoist, Professor an der Pantheon-Sorbonne Universität (Paris 1), über den Realismus. Dieser nimmt an, dass die Wirklichkeit, in der wir uns vorfinden, weitgehend unabhängig von unseren Meinungen und Eindrücken ist. Wie steht es dann aber um nicht direkt beobachtbare, wissenschaftlich postulierte Gegenstände wie Elektronen oder Quarks? Wie steht es um die individuell unterschiedliche Wahrnehmung von Farben?

„Die Universität Bonn ist der perfekte Platz für mich, diese Forschung zusammen mit deutschen Kollegen auf sehr hohem Niveau voranzubringen“, sagt der französische Wissenschaftler. Prof. Gabriel trage zu einer Erneuerung der Philosophie in Deutschland und international bei und verfolge neuartige Konzepte, die Aufspaltung in unterschiedliche philosophische Traditionen zu überwinden.

Gibt es wirklich intentionale Gegenstände oder sind sie Einbildung?

Das Forschungsprojekt am Internationalen Zentrum für Philosophie der Universität Bonn dreht sich um die Frage intentionaler Gegenstände: Dabei geht es um Dinge, die nur existieren, wenn wir uns auf sie richten. Wie steht es dann um Gegenstände, die in Träumen und Halluzinationen vorkommen? „Die Frage ist, ob es intentionale Gegenstände wirklich gibt und ob man sich überhaupt auf sie beziehen kann“, erläutert Prof. Gabriel. Viele Philosophen dachten, das ginge nur durch Einbildung.

Prof. Benoist hat dazu einschlägige Studien vorgelegt. Die Wissenschaftler wollen in dem Forschungsprojekt anhand vieler Fallbeispiele die Frage diskutieren, wie man sich genau der Existenz intentionaler Gegenstände nähern kann. „Dies verbindet die Themen der phänomenologisch informierten theoretischen Philosophie mit der Frage der Reichweite des Realismus“, sagt Prof. Gabriel.

Jocelyn Benoist, geboren am 4. Juli 1968 in Paris, studierte an der Sorbonne Philosophie, promovierte an der Universität Paris 10 Nanterre und habilitierte sich an der Universität Paris 4 Sorbonne. Er forschte und lehrte an zahlreichen Universitäten in Frankreich, in der Schweiz, in den USA, Japan und Italien. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die „CNRS Bronze Medal“.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Jocelyn Benoist
Universität Paris-1 Pantheon-Sorbonne
Abteilung Philosophie
E-Mail: Jocelyn.Benoist@univ-paris1.fr

Prof. Dr. Markus Gabriel
Internationales Zentrum für Philosophie
Erkenntnistheorie, Philosophie der
Neuzeit und Gegenwart
Universität Bonn
Tel. 0228/735067
E-Mail: gabrielm@uni-bonn.de

Media Contact

Johannes Seiler idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer