Jan Gläscher erhält den Bernstein Preis 2009

Am 30. September 2009 wird der Bernstein Preis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an Dr. Jan Gläscher verliehen. Die Preisverleihung durch Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMBF, findet im Rahmen der Jahreskonferenz des Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience in Frankfurt statt.

„Der mit 1,25 Millionen Euro dotierte Bernstein Preis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist eine Erfolgsgeschichte. Dieses Jahr ist es uns gelungen, mit Dr. Jan Gläscher einen exzellenten Nachwuchswissenschaftler mit einem hochspannenden Forschungsvorhaben aus Kalifornien zurück nach Deutschland zu holen“, so Rachel.

Mit dem international ausgeschriebenen Preis zeichnet das BMBF jährlich exzellente Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Computational Neuroscience aus. Gläscher, derzeit Wissenschaftler am California Institute of Technology (Pasadena, Kalifornien), wird mit der BMBF-Förderung nach Deutschland zurückkehren und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine selbständige Arbeitsgruppe aufbauen. Der Preis ist Teil des „Nationalen Bernstein Netzwerks für Computational Neuroscience“, das im Jahre 2004 vom BMBF ins Leben gerufen wurde und mittlerweile mit einem Fördervolumen von insgesamt rund 100 Millionen Euro unterstützt wird. „Mit meinem Forschungsansatz, einer Kombination aus funktioneller Magnetresonanz-Tomographie und computergestützten Methoden, bin ich im Bernstein Netzwerk optimal aufgehoben“, so Gläscher. Gläscher hat an den Universitäten Gießen und Mannheim Psychologie studiert und anschließend in den kognitiven Neurowissenschaften bei Prof. Dr. Christian Büchel und Prof. Dr. Bernd Dahme an der Universität Hamburg promoviert. Seit 2006 arbeitet er am California Institute of Technology.

Wie treffen wir Entscheidungen? Durch verschiedene neurowissenschaftliche Untersuchungen ist bereits in Grundzügen bekannt, wie und wo im Gehirn alternative Möglichkeiten abgewogen und verglichen werden. Allerdings spielen bei der Entscheidungsfindung viele Faktoren eine Rolle, die in bisherigen Modellen noch nicht ausreichend berücksichtigt wurden – nicht jeder Mensch entscheidet gleich und oft werden wir von unserer sozialen Umwelt in unseren Entscheidungen beeinflusst. Diese Faktoren möchte Gläscher mit dem Preisgeld erforschen. Dazu untersucht er die Entscheidungsfindung in Verhaltensexperimenten und mithilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomographie (fMRT). Probanden sollen sich beispielsweise in einem Versuch zwischen verschiedenen Symbolen entscheiden. Diese sind jeweils mit einem monetären Gewinn oder Verlust verbunden, wobei die Wahrscheinlichkeit, mit die positiven und negativen Ergebnisse auftreten, den Probanden unbekannt sind. Erst mit der Zeit lernen die Probanden, welche Entscheidungen am häufigsten lohnende Gewinne nach sich ziehen. „Mit dieser prototypischen Entscheidungssituation lassen sich die Bewertungsprozesse im Gehirn gut untersuchen“, so Gläscher.

Was aber, wenn die Situation komplexer wird und unterschiedliche Faktoren die Entscheidungsfindung beeinflussen? Dies wird Gläscher in verschiedenen Abwandlungen des Experiments untersuchen. So werden in einem Projekt die Probanden nicht mit neutralen Symbolen, sondern mit Bildern unterschiedlich attraktiver Personen konfrontiert. Wie werden in diesem Fall Attraktivität und erwarteter Geldwert im Gehirn verrechnet? Wie reagieren männliche Probanden in einem solchen Versuch auf Bilder von Frauen in Führungspositionen – spielen Vorurteile oder unbewusste Bewertungsprozesse bei der Entscheidung eine Rolle? Wie lassen wir uns von Entscheidungen anderer beeinflussen? Und nicht zuletzt: Wie schnell lernen Menschen um, wenn sich der Zusammenhang zwischen Geldwert und Symbol ändert und welche genetischen Faktoren beeinflussen diese Fähigkeit?

Während aller Experimente werden die Vorgänge im Gehirn der Probanden mithilfe der fMRT untersucht.“Wir vergleichen die Daten aus der fMRT mit Vorhersagen aus bestimmten Lern- und Entscheidungsmodellen. Mit dieser Methode lassen sich bestimmte Variablen, wie der Erwartungswert, der einer bestimmten Entscheidung zugemessen wird, sehr genau bestimmen“, erklärt Gläscher. Ein besseres Verständnis der Entscheidungsfindung wird auf lange Sicht zu besseren Therapien bei psychiatrischen Erkrankungen beitragen. Bei Depression oder bei Zwangsstörungen ist das Entscheidungsverhalten beeinträchtigt. „Wenn man genauer weiß, wie Bewertungsprozesse beeinflusst werden können, kann das zu gezielteren Therapien führen“, so Gläscher.

Kontaktinformation:
Dr. Jan Gläscher, California Institute of Technology, Div. of Humanities and Social Sciences, Email: glascher@hss.caltech.edu

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