Der Kieler Biochemiker Professor Jens-Michael Schröder ist auf der Suche nach neuartigen Antibiotika, gegen die Krankheitserreger keine Resistenz entwickeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte ihm dafür nun ein Reinhart Koselleck-Projekt und unterstützt seine Arbeit in den kommenden fünf Jahren mit 1,25 Millionen Euro.
Die Gutachter sahen Schröders Vorhaben als so spannend an, dass schon die Überprüfung der Idee an sich als lohnenswert eingestuft wurde – ganz zu schweigen vom Erfolgsfall, in dem die gewonnenen Erkenntnisse medizinisch sehr bedeutsam wären. "Der Antrag enthält drei originelle Hypothesen", erläutert Schröder, "die 'Nano-Nadeln', 'Trojanische Pferde' und neue Antibiotika."
Um diese Ansätze zu verstehen, sind die Strategien wichtig, mit denen Bakterien Resistenzen gegen herkömmliche Antibiotika ausbilden. Einige Krankheitserreger deaktivieren die Antibiotika durch Stoffwechselprozesse, andere entledigen sich ihrer schnellstmöglich durch 'Herauspumpen' oder nehmen sie gleich gar nicht mehr auf. Um diese Methoden zu unterlaufen, hat sich Schröder verschiedene Ansätze überlegt.
So könnten sich Haut-Eiweiße durch Kontakt mit gefährlichen Bakterien in neuen, größeren Einheiten zusammenlagern, die mikroskopisch kleinen Nadeln gleichen. Diese 'Nano-Nadeln' würden die Krankheitserreger dann im Prinzip erstechen. Neben diesem mechanischen Ansatz verfolgt der Biochemiker auch eine an das Modell 'Trojanisches Pferd' angelehnte Methode.
Bei dieser Art der Bekämpfung von Krankheitserregern würden die Bakterien von der Haut abgesonderte Stoffe nichts ahnend aufnehmen, die sich erst dann in Antibiotika umwandeln und sie so von innen töten. Als Drittes folgt Schröder der Spur, dass die (Schleim-)Haut auf ihrer Oberfläche in Sekreten, Schleim und Schweiß besondere Antibiotika bereitzustellen scheint, die in den Bakterien eine Schwachstelle treffen und damit eine Resistenzbildung unmöglich machen.
Die DFG fördert seit 2008 Reinhart Koselleck-Projekte mit Summen zwischen 0,5 und 1,25 Millionen Euro. Um diese Mittel zu erhalten, müssen die geförderten Forschungsvorhaben besonders innovativ oder – im positiven Sinne – risikoreich sein, indem sie gewagte Ideen verfolgen oder neue bzw. neu angewendete Methoden einsetzen. Gefördert werden nur Wissenschaftler, die über einen herausragenden wissenschaftlichen Lebenslauf und großes Potenzial verfügen. Ein weiteres Kriterium ist, dass die Projekte weder im Rahmen der eigentlichen Forschungsarbeit noch in anderen Förderverfahren der DFG realisiert werden können.
Der 2006 verstorbene Reinhart Koselleck, Namensgeber dieses DFG-Fördermoduls, war einer der bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts. Er gehört zu den Begründern der modernen Sozialgeschichte in Deutschland.
Susanne Schuck | Christian-Albrechts-Universität
Weitere Informationen:
http://www.uni-kiel.de
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