Illegal geschlagenes Holz in Alltagsprodukten aufspüren

Um später die DNA des verwendeten Holzes herauslösen zu können, werden die präparierten Holzspäne zunächst in ein Reaktionsgefäß gegeben. © Thünen-Institut für Forstgenetik

Jährlich gehen circa 7,6 Millionen Hektar Wald verloren, mit ihnen ihre Biodiversität und wertvolle Funktion als Speicher von Kohlendioxid. Sie fallen Brandrodung und illegalem Holzeinschlag zum Opfer und werden in Agrarland umgewandelt.

Experten vermuten, dass das meiste unrechtmäßig geschlagene Holz als verarbeitete Produkte wie Möbel oder Spanplatten in den Handel gelangt. Während die Art und Herkunft von unverarbeitetem Holz gut ermittelt werden kann, bestehen häufig Schwierigkeiten bei der Art- und Herkunftskontrolle von Holz in diesen Produkten.

Daher will das Thünen-Institut für Forstgenetik (Großhansdorf) gemeinsam mit dem Holzhandel ein neues Analyseverfahren entwickeln, bei dem die einzelnen Holzarten in fertigen Produkten nachgewiesen werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben fachlich und finanziell mit rund 400.000 Euro.

Wissenslücke bei Holzverbundstoffen schließen

„Wir hoffen, damit den illegalen Holzeinschlag international weiter zurückzudrängen und so Wälder in ihrer wichtigen Funktion für das Ökosystem Erde zu erhalten. Nur wenn Händler und Konsumenten nachvollziehen können, welches Holz verarbeitet wurde, können sie sich für die nachhaltigste Variante entscheiden“, bekräftigte der stellvertretende Generalsekretär der DBU, Prof. Dr. Werner Wahmhoff.

Bisher bestehe bei Holzverbundprodukten wie Spanplatten das Problem, dass die DNA der einzelnen verwendeten Baumarten im Endprodukt nur in geringsten Mengen und stark degeneriert enthalten sei. Dadurch sei eine Analyse mit den bisherigen Ansätzen nur schwer möglich.

Um dieses Problem zu lösen, will das Thünen-Institut für Forstgenetik gemeinsam mit dem Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GD Holz e.V.) in den nächsten drei Jahren bestehende genetische Methoden zum Nachweis häufig verwendeter Laub- und Nadelbaumarten sowie deren Gattungen, insbesondere in Holzwerkstoffen, weiterentwickeln und auf ihre Eignung hin prüfen. Der Fokus soll dabei auf der Unterscheidung häufig verwendeter Gattungen wie Kiefern, Douglasien oder Bangkirai liegen.

Holzherkunft nach Verarbeitung schwer nachvollziehbar

Jährlich würden schätzungsweise etwa fünf bis zehn Prozent des weltweiten Holzeinschlags (circa 100 Millionen Kubikmeter) aus illegaler Abholzung stammen. Vieles deute darauf hin, dass ein Großteil des illegalen Holzes zu Papier oder Verbundprodukten weiterverarbeitet werde, so Dr. habil. Birgit Kersten vom Thünen-Institut für Forstgenetik. Verbundprodukte würden überwiegend in Asien, speziell in China, hergestellt. Hierzu würden Hölzer aus aller Welt importiert, weiterverarbeitet und die Produkte wieder exportiert.

Dadurch sei die Art und Herkunft der verarbeiteten Hölzer nur schwer nachvollziehbar. Auch in den europäischen Handel würden diese Produkte aus China und anderen asiatischen Ländern gelangen. Die Kunden finanzierten mit dem Kauf dann unbewusst den illegalen Holzeinschlag. Kersten: „Lassen sich die Arten der verwendeten Hölzer in einem Produkt hingegen ermitteln, fallen den Händlern Produkte auf, die nicht durch eindeutige Artendeklarationen definiert sind. So können sie einfacher ihrer Sorgfaltspflicht nachgehen, die die europäische Holzhandelsverordnung ihnen vorschreibt.“

Illegaler Holzeinschlag schon länger Thema bei der DBU

Anfang 2017 unterstrich ein Expertentreffen im Haus der DBU, wie wichtig neue Methoden zur Rückverfolgung von illegal geschlagenem Holz seien. „Vor allem die tropischen Wälder sind für das ökologische Gleichgewicht unserer Erde von unschätzbarem Wert. Wir brauchen praxistaugliche, verlässliche und gerichtsfeste Methoden, um Holz- und Papierprodukte mit Bestandteilen aus illegalem Holzeinschlag zu identifizieren, vom europäischen Markt zu bannen und so dem unkontrollierten Holzeinschlag einen Riegel vorzuschieben“, so das damalige Fazit von DBU-Experte Dr. Maximilian Hempel.

Die Branche sei schon auf einem guten Weg und juristische Regelungen wie die Holzhandelsverordnung der Europäischen Union, die seit 2013 in Kraft ist, bedeuteten einen wichtigen Meilenstein. Auch DBU-Projekte, wie die Entwicklung von isotopenanalytischen und genetischen Methoden zur Arten- und Herkunftsbestimmung hätten eine positive Wirkung. Isotopenuntersuchungen ermitteln den Anteil von Isotopen eines chemischen Elementes innerhalb einer Probe, also von Arten von Atomen, deren Kerne gleich viele Protonen, aber verschieden viele Neutronen enthalten.

Hempel: „Diese isotopenanalytischen und genetischen Verfahren nutzen mittlerweile verschiedene Akteure von Behörden und Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Holzimporteuren und Möbelunternehmen. Könnten nun auch alle Holzarten in Verbundprodukten bestimmt und damit Rückschlüsse auf ihre Herkunft geklärt werden, wäre dies ein wichtiger zusätzlicher Baustein, um diese Produkte vom Markt fernzuhalten und damit die illegale Abholzung weltweit einzudämmen.“

https://www.dbu.de/123artikel37405_2362.html

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