Gotha wird zum Zentrum der Illuminatenforschung

„Illuminaten-Aufsätze im Kontext der deutschen Spätaufklärung. Ein unbekanntes Quellenkorpus“ lautet der Titel des Projekts, das bislang völlig unbekanntes Quellenmaterial aus Aufsätzen und Vorträgen erschließen soll, die in den Illuminaten-Logen verlesen wurden und heute als XIV. Band der sogenannten „Schwedenkiste“, dem Nachlass von Johann Joachim Christoph Bode und Ernst II. von Sachsen-Gotha, überliefert sind. Die Arbeiten sollen im Wintersemester 2012/13 beginnen.

„Das ist eine wunderbare Nachricht und zugleich eine große Chance für unser Forschungszentrum“, sagt Antragsteller Prof. Dr. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums Gotha, der seit vielen Jahren zum Thema Geheimbünde forscht und das Projekt in den kommenden zwei Jahren zusammen mit seinen beiden Mitarbeitern, Dr. des. Andrew McKenzie-McHarg und Dr. des. Michael Multhammer, bearbeiten wird. „Damit wird Gotha zum Zentrum der Illuminaten-Forschung und darauf können wir stolz sein.“ Es sei ein seltenes Glück, dass mit dem vorliegenden Quellenmaterial ein direkter Blick in die interne Diskussionskultur einer spätaufklärerischen Geheimgesellschaft gewährt wird, erläutert Mulsow. Das Material sei sowohl für die Forschung zum Illuminaten-Orden als auch zur deutschen Spätaufklärung überaus bedeutend. Anhand der Texte könne die typische Einbettung illuminatischer Debatten in die Spätaufklärung erstmals sinnvoll rekonstruiert werden. Denn bisher kannte man als Dokumente des Illuminaten-Ordens vor allem Druckschriften, Gradentwürfe und Briefe.
Jetzt kommen völlig neue Quellen hinzu: 114 ungedruckte Aufsätze, die auf Zusammenkünften mitteldeutscher Illuminaten verlesen wurden. Damit ergibt sich für die Wissenschaftler die Möglichkeit, sowohl die kommunikative Praxis innerhalb des Illuminatenordens als auch die Beziehungen der internen Debatten zu allgemeinen Diskursen der deutschen Spätaufklärung zu erforschen. Das Material verändert den Blick auf den Orden radikal: Nicht mehr Geheimnis, Exklusivität und Gradordnung stehen jetzt im Blickpunkt, sondern Alltag, Durchlässigkeit und Vernetzung mit anderen Aufklärern. „Durch die Abgleichung der Aufsätze mit Protokollen, Briefen und Tagebüchern wollen wir die Diskussionskultur innerhalb der lokalen Gruppierungen kontextualisieren“, erklärt Prof. Dr. Mulsow. „Zum anderen werden wir die Aufsätze, von denen oft mehrere gleiche Themen bearbeitet haben, miteinander vergleichen und mit publizierten Schriften des ‚öffentlichen‘ Diskurses in Beziehung setzen, so dass eine Art ‚Landkarte‘, also eine Topographie, von Debatten sichtbar wird, von der wir glauben, dass sie ein ganz neues Licht auf die Spätaufklärung als Ganzes wirft.“

Die Ergebnisse ihrer Arbeit wollen die Wissenschaftler in einer zweibändigen Monografie veröffentlichen, die auch Editionen von ausgewählten Aufsätzen enthält. Außerdem sind ein Internetportal zu den Ergebnissen sowie eine internationale Tagung zum Thema geplant.

Nähere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Martin Mulsow
E-Mail: martin.mulsow@uni-erfurt.de

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Carmen Voigt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-erfurt.de

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