GO-Bio-Preis für neue Biomarkertests

Ein Forscherteam um Dr. Oliver Pötz vom Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen gehört mit ihrem Projekt „Biomarkertests für eine effizientere Medikamentenentwicklung“ zu den Preisträgern des fünften GO-Bio-Wettbewerbs 2012.

Anlässlich der „Innovationsakademie Biotechnologie“ am 12. November 2012 in Berlin erhielt Dr. Pötz aus den Händen von Staatssekretär Dr. Thomas Rachel die begehrte GO-Bio-Auszeichnung. Prämiert wurde die Entwicklung eines neuen Testsystems für die Biomarkeranalyse als zukunftsorientierte Dienstleistung für die Pharmaindustrie. Der Preis ist mit einer Förderung von 1,7 Mio € für die nächsten 2,5 Jahre verbunden.
Mit diesen Projektmitteln werden die Biomarkertests zu einem Produkt weiterentwickelt, das über eine zu gründende Firma kommerzialisiert wird. In einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden fünf Projekte aus 63 Projektvorschlägen ausgewählt. Das NMI Projekt überzeugte die hochkarätig besetzte Jury aus Wissenschaftlern, Unternehmern und Investoren durch die technisch-wissenschaftliche Qualität des Projekts wie auch das kommerzielle Potenzial.

Als Biomarker bezeichnet man messbare Substanzen die als Indikatoren für Krankheiten oder Organschädigungen herangezogen werden können. Derartige Biomarker werden routinemäßig in der Medikamentenentwicklung eingesetzt. Allerdings werden für unterschiedliche Modellorganismen, oft spezifische Tests benötigt, um früh und zuverlässig ausgelöste Organschäden anzuzeigen. Das Team um Biochemiker Oliver Pötz hat ein antikörperbasiertes Verfahren mit Methoden der Massenspektrometrie verknüpft, um die Biomarkertestentwicklung und Messung zu erleichtern und zu beschleunigen. Der innovative Schritt für dieses Analyseverfahren liegt in der gezielten Anreicherung der Biomarkermoleküle.

Das Besondere: die eingesetzten Antikörper erkennen einen sehr kleinen und spezifischen Bereich eines untersuchten Proteins. Das funktioniert gleichermaßen für Proben aus verschiedenen Modellorganismen und erlaubt leichter vergleichende Studien zwischen Mensch und Tier. Somit können Proben aus verschiedenen Modellorganismen und aus humanem Material mit dem gleichen Biomarkertest analysiert werden – was das Prozedere im Vergleich zu herkömmlichen Tests erheblich vereinfacht und beschleunigt.

Im GO-Bio-Projekt möchte Pötz mit seinem Team, Cornelia Sommersdorf, Hannes Planatscher, Bart van den Berg, und Frederik Weiß, das Testsystem für den Nachweis von solchen Biomarkern weiterentwickeln, die bei Nierenschäden in präklinischen Studien auftreten. Weitere Testverfahren sollen auch für Leber- und Blutgefäßschädigungen durchgeführt werden. Basierend auf diesen Ergebnissen wird die zu gründende Firma beginnen, die sogenannten XIM-Tests (cross-spezies Immunoassays) begleitend zu vergleichenden Tierstudien als Dienstleistung der Pharmaindustrie anbieten. „Es geht darum, neue Biomarker zu entdecken und zusammen mit Partnern aus der Pharmaindustrie zu validieren und zu vermarkten“, erläutert Projektchef Pötz seine mittelfristigen Ziele. „Ich freue mich sehr auf das Projekt und die damit verbundene Chance zur Existenzgründung.“

Prof. Hugo Hämmerle, Institutsleiter des NMI Reutlingen, sieht die Auszeichnung als weiteren Beleg für den „entrepreneurial spirit“ am NMI. „Durch die aktive Begleitung von Ausgründungen und die Bereitstellung von Räumen, Geräten und Kompetenzen bieten wir einen idealen Nährboden für junge Unternehmen.“ So konnten in den vergangenen Jahren bereits 12 Unternehmen am NMI oder mit Hilfe des NMI ausgegründet werden.

Gründungsoffensive Biotechnologie – Go-Bio
Mit dem 2005 ins Leben gerufenen Wettbewerb GO-Bio fördert das BMBF gründungsbereite Forscherteams in den Lebenswissenschaften, um technisch anspruchsvolle Ideen zu einer tragfähigen Unternehmensgründung reifen zu lassen. Das BMBF will damit wissensbasierte Firmengründungen erleichtern und als wichtigen Beschäftigungsmotor nutzen. Die Förderinitiative GO-Bio ist Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Aus den 34 geförderten Projekten sind bereits 19 Firmengründungen hervorgegangen.

Aufgrund der themenoffenen Gestaltung des Wettbewerbs bilden die von den gründungswilligen Wissenschaftlern eingereichten Projektskizzen einen breiten Bereich der Lebenswissenschaften ab. Das Ideenspektrum reicht von der Entwicklung neuer Therapeutika und Diagnostika für Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionen über die Entwicklung neuer Bioanalytik-Verfahren bis hin zur Forschung an innovativen Chiptechnologien oder biomedizinische Bildgebungsverfahren.

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