Frauenpower für den Arbeitsmarkt: IZA-Preis 2010 geht an US-Ökonomin Francine D. Blau

In ihren Studien zeigt die Preisträgerin, wie stark die Einkommens- und Karrierenachteile weiblicher Arbeitnehmer nach wie vor ausgeprägt sind. Die Potenziale von Frauen bleiben auch heute noch vielfach ungenutzt – angesichts des drohenden Fachkräftemangels ein unhaltbarer Zustand. Die Analysen von Francine Blau unterstreichen die Bedeutung von Maßnahmen auf politischer und Unternehmensebene zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) würdigt mit Francine Blau eine Pionierin auf dem Gebiet der Analyse von ökonomischer Ungleichheit auf den internationalen Arbeitsmärkten. Sie ist mit ihren wegweisenden Arbeiten zur Frauenerwerbstätigkeit, aber auch zur wirtschaftlichen Bedeutung von Zuwanderern, eine „Anwältin für mehr ökonomische Gerechtigkeit“ geworden, heißt es in der offiziellen Preisbegründung.

Den Analysen Blaus zufolge hat sich die finanzielle Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt in der jüngeren Vergangenheit etwas verringert, weil Frauen verstärkt in zuvor von Männern dominierte, besser bezahlte Arbeitsfelder vordringen. Ein wachsender Anteil der feststellbaren Einkommensnachteile kann heute nicht mehr durch Qualifikationsunterschiede zwischen den Geschlechtern erklärt werden, sondern ist offenkundig auf diskriminierende Arbeitsmarktmechanismen und fehlende Möglichkeiten zur Vereinbarung von Familie und Beruf zurückzuführen.

Die Arbeiten Blaus sind von besonderer Aktualität. Alternde und unter schwindenden Arbeitskräftereservoirs leidende Gesellschaften sind in hohem Maße darauf angewiesen, vorhandene Ressourcen auszuschöpfen und existierende Arbeitsmarktbarrieren aus dem Weg zu räumen. Das gilt für die Beschäftigung von Immigranten ebenso wie für die Rolle von Frauen im Erwerbsleben.

„Francine Blau legt den Finger in eine klaffende Wunde unserer Arbeitsmarktpolitik: Wir scheitern immer noch daran, Frauen gleiche Chancen auf Einkommen und Karriere zu ermöglichen, obwohl sie die Männer beim Ausbildungsniveau inzwischen überholt haben. Auch Zuwanderer werden weiterhin diskriminiert. Beides ist in hohem Maße unfair und kurzsichtig. Francine Blau zeigt uns, dass mehr Fairness auf dem Arbeitsmarkt auch mehr Wohlfahrt mit sich bringt. Die Analysen der IZA-Preisträgerin sollten Pflichtlektüre von Politikern und Unternehmern sein“, sagte IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann.

Francine Blau promovierte 1975 an der Harvard University. Seit 1994 lehrt sie Wirtschaftswissenschaften an der renommierten School of Industrial and Labor Relations der Cornell University im US-Bundesstaat New York. Die Ökonomin engagiert sich neben ihrer intensiven Lehr- und Publikationstätigkeit unter anderem auch für die Stärkung der Rolle von Frauen in den Wirtschaftswissenschaften.

Mit dem IZA Prize in Labor Economics ehrt das Institut zur Zukunft der Arbeit seit 2002 jährlich herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Arbeitsökonomie. Die Auszeichnung gilt als weltweit wichtigste innerhalb dieses Forschungsfeldes. Der IZA-Preis 2010 wird am 8. Januar des kommenden Jahres in Denver, USA, verliehen. Mit Francine Blau erhält erstmals eine Frau den IZA-Preis.

Media Contact

Mark Fallak idw

Weitere Informationen:

http://www.iza.org/prize

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