Forschungspreis für publizierte Studie der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin

Den August-Bier-Preis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) hat in diesem Jahr Volker Gebhardt, Assistenzarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), erhalten.

Ausgezeichnet wurde damit eine Studie zur Spinalanästhesie bei der operativen Versorgung von Enddarmerkrankungen, die der junge Wissenschaftler im Rahmen seiner Doktorarbeit erstellt hat. Der Forschungspreis ist dem Preisträger im Rahmen der Eröffnungsfeier des Deutschen Anästhesiekongresses in Nürnberg, am 20. April 2013, verliehen worden.

Etwa fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden unter Hämorrhoiden und anderen Erkrankungen im Bereich des Enddarms. Einige dieser Erkrankungen bedürfen der chirurgischen Behandlung und damit einer Betäubung. Allein an der UMM werden in enger Kooperation mit dem End- und Dickdarmzentrum Mannheim pro Jahr fast 3.000 solcher chirurgischen Eingriffe durchgeführt, die meisten ambulant.

Die Wahl der anästhesiologischen Versorgung bei einem solchen Eingriff hängt von verschiedenen Faktoren ab: Anfälligkeit für Komplikationen, „Praktikabilität“ (Lokalanästhesie versus Vollnarkose) sowie die Akzeptanz beim Patienten. Welche Form der Narkose sich für einen bestimmten Eingriff am besten eignet, lässt sich anhand verschiedener Parameter, wie Schmerzmittelverbrauch und Erholungszeiten nach der Operation, ermitteln. Nach diesen Kriterien sowie bezüglich der Patientenzufriedenheit ist die Spinalanästhesie „in Sattelblocktechnik“, bei der kleinste Mengen sogenannter hyperbarer Lokalanästhetika verwendet werden, der Vollnarkose überlegen. Bei der Spinalanästhesie werden einzelne Nervensegmente betäubt, indem ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in den Wirbelkörperkanal injiziert wird.

Im Jahr 2010 ist ein neues Lokalanästhetikum (Prilocain 2% hyperbar) zugelassen worden, das ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil aufweist und für den Einsatz bei Eingriffen am Enddarm besonders geeignet scheint. Doch was ist die optimale Dosierung von Prilocain 2% hyperbar bei diesen proktologischen Eingriffen? Dies ermittelte Volker Gebhardt im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der UMM (Direktor: Prof. Dr. Manfred Thiel). Dazu teilte er insgesamt 120 Patienten nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen ein, denen das Medikament in unterschiedlichen Dosierungen verabreicht wurde (randomisierte prospektive Studie) und untersuchte folgende Parameter: die Ausbreitung der örtlichen Betäubung hinsichtlich Sensorik und Motorik sowie die postoperativen Erholungszeiten und möglichen Nebenwirkungen.

Gebhardt konnte zeigen, dass das Medikament zwar in allen drei Dosierungen zur Operation ambulanter proktologischer Eingriffe geeignet ist, die höchste Empfehlung aber gilt für die niedrigste der drei untersuchten Konzentrationen.

Die Studie von Volker Gebhardt leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Patienten mit Erkrankungen des Enddarms. Denn mithilfe der gewonnen Daten können Patienten nun noch schonender operiert werden. Die ausgezeichnete Arbeit wurde von PD Dr. med. Marc Schmittner betreut, dessen Arbeitsgruppe sich seit Jahren damit beschäftigt, die Narkose bei solchen Eingriffen zu optimieren.

August-Bier-Preis der DGAI
Der August-Bier-Preis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin geht auf den Landarzt und Chirurgen August Karl Gustav Bier (1861 bis 1949) zurück. In einem aufsehenerregenden Selbstversuch im Jahr 1898 führte er die erste Spinalanästhesie durch. Der Forschungspreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird jährlich im Rahmen der Jahrestagung der DGAI verliehen. Volker Gebhardt teilt sich den Preis mit einer Arbeitsgruppe aus Münster.
Publikation
Die ausgezeichnete Arbeit wurde in der Februarausgabe 2013 der renommierten anästhesiologischen Fachzeitschrift „Acta Anaesthesiologica Scandinavica“ veröffentlicht:
Dosage finding for low-dose spinal anaesthesia using hyperbaric prilocaine in patients undergoing perianal outpatient surgery
Acta Anaesthesiologica Scandinavica 2013; 57: 249–256
V. Gebhardt, A. Herold, C. Weiss, A. Samakas and M. D. Schmittner
doi: 10.1111/aas.12031

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Dr. Eva Maria Wellnitz idw

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