Forschungspreis für innovative Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern (Einschränkung von Tierversuchen)

Die Schweriner PRIMACYT Cell Culture Technology GmbH und die Riemser Arzneimittel AG aus Greifswald haben gemeinsam den Forschungspreis zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen erhalten.

Dieser Preis wird jährlich vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für methodische Arbeiten auf diesem Gebiet verliehen. Die Preisverleihung findet am 10. Dezember im Rahmen einer Feierstunde in Berlin statt. Neben den beiden Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern wird die Universitäts-Augenklinik Lübeck als weiterer Preisträger ausgezeichnet.

Tierversuche werden weltweit von Behörden und Ämtern verlangt, um die Sicherheit bei klinischen Tests für Arzneimittel an Menschen gewährleisten zu können. Die in den Tierversuchen gewonnenen Ergebnisse sind aber sehr häufig nicht auf die menschliche Situation übertragbar. Menschliche Leberzellkulturen sind mit Blick auf die Analyse von Arzneimittelwirkungen das in vitro Modell, welches die Abläufe im menschlichen Körper am besten widerspiegelt. Humane Leberzellen stehen allerdings nur sehr eingeschränkt für die klinische Forschung zur Verfügung.

Die PRIMACYT Cell Culture Technology GmbH hat ein Verfahren entwickelt, welches eine mehrwöchige Kultivierung der Leberzellen erlaubt. Dabei behalten die Zellen ihre Funktionen weitestgehend bei, sodass sie nicht nur einmal sondern mehrfach zur Untersuchung von Medikamenten oder anderen Chemikalien eingesetzt werden können. Da die Zellen serumfrei kultiviert werden, kann auch auf das sonst nötige Tierserum verzichtet werden. Die weiteren Vorteile dieses Verfahrens sind

1.
der natürliche Mangel an menschlichem Spendergewebe wird umgangen
2.
die Analyse langfristiger Arzneimittelwirkungen im Reagenzglas wird möglich
3.
dadurch erscheint ein teilweiser Verzicht auf den Einsatz von Versuchstieren in pharmakologischen Studien möglich und
4.
es erlaubt eine kosteneffizientere Durchführung der Entwicklung von Arzneimitteln was letztlich der Arzneimittelforschung und dem Patienten zu gute kommen sollte.

Den Praxistest erlebte das neue Verfahren bereits innerhalb der Arzneimittelforschung der Riemser Arzneimittel AG. Mit Erfolg konnten mögliche Einflüsse und die Verträglichkeit eines noch in der klinischen Forschung befindlichen Arzneimittels auf den Patienten bestimmt werden. Dabei zeigte sich auch, dass das neue Verfahren zuverlässigere Daten lieferte als tierexperimentelle Studien.

„Die Entwicklung dieses Verfahrens stellt ein wertvolles Instrument für die Forschung an Krebsheilmitteln, aber auch an anderen Medikamenten zur Behandlung anderer Indikationen dar. Gleichzeitig wurde ein Fortschritt hin zu Forschungsmethoden mit weniger Tierversuchen erreicht“, erklärt Dr. Berno Müller, Leiter Med.-Wiss.-Abteilung der Riemser Arzneimittel AG. „Dies ist eine wichtige Auszeichnung für unsere Forschungs-Aktivitäten und zeigt, dass Forschung auch in einem mittelständischen Unternehmen innovativ und effizient sein kann“ ergänzt Dr. Dagmar Braun, Vorstand für Forschung Entwicklung. Beide werden für die Riemser Arzneimittel AG an der Preisverleihung teilnehmen.

Die technische Entwicklung von HEPAC2 wurde in Teilen durch Mittel des Technologie- und Innovationsförderungsprogramms des Wirtschaftsministeriums M-V ermöglicht und durch eine enge internationale Kooperation der Primacyt GmbH mit der Universität Pittsburgh vorangetrieben. Die Zusammenarbeit der beiden Firmen wurde u. a. auch durch das Mentoring Programm des Landes M-V gefördert.

PRIMACYT:
Die PRIMACYT Cell Culture Technology GmbH mit Firmensitz im Technologie- und Gewerbezentrum in Schwerin ist ein Service-Anbieter für die Pharma- und Biotechindustrie im Bereich der in vitro Technologien. Als zentrales Produkt werden menschliche und tierische Leberzellen als biosensorische Systeme für pharmakologisch-toxikologische Untersuchungen von Medikamenten und Umweltstoffen angeboten. Durch das von Primacyt entwickelte humane Zellkultursystem HEPAC² sollen klinische Leberfunktionsparameter in Patienten langfristig besser als durch Tierversuche vorher bestimmt werden. Seit 2006 ist das Unternehmen GLP zertifiziert und arbeitet somit nach dem Qualitätskontrollsystem, das von den internationalen Zulassungsbehörden anerkannt und gefordert wird, wenn es um die Akkreditierung von neuen Medikamenten geht.
Riemser Arzneimittel AG:
Die Riemser Arzneimittel AG, Greifswald – Insel Riems, ist ein forschendes, mittelständisches Pharmaunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Hauptsitz befindet sich auf der Insel Riems im Greifswalder Bodden zwischen den Hansestädten Greifswald und Stralsund. Seit der Privatisierung 1992 gehört die AG zu den stetig wachsenden Unternehmen der Pharmabranche in Deutschland und wuchs seitdem um ein Mehrfaches. Heute ist es in den Geschäftsbereichen Humanarzneimittel, Dental und Veterinärarzneimittel aktiv. Arzneimittel gegen Haut- und Krebskrankheiten des Menschen, gegen Herz-Kreislauferkrankungen sowie Tuberkulose-Arzneimittel sind die Kernkompetenzen im Bereich Human, Impfstoffe im Bereich Veterinär und Präparate zur Schmerz- und Entzündungsbehandlung bei Zahnentzündungen im Bereich Dental.
Betriebsstätten betreibt das Unternehmen in Berlin, Leipzig, Schiffweiler, Gengenbach, Kleinostheim und Münster, die unter anderem Wirkstoffe, Medizintechnik und Arzneimittel herstellen. In Werne bei Dortmund unterhält die AG zusammen mit Partnern die international agierende Sanavita Pharmaceuticals GmbH.
Die Riemsergroup beschäftigt über 640 Mitarbeiter an mehreren Standorten. Im Jahr 2007 erzielte sie einen Umsatz von 74 Millionen Euro. Die Riemsergroup exportiert in über 50 Länder, unter anderem nach China, Russland und in die USA. Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz soll 2009 auf bis zu 50 Prozent anwachsen.

Schwerpunkt im Forschungsbereich Human sind biotechnologische Arzneimittel zur Behandlung von Tumor- und Immunerkrankungen. Im Bereich Veterinär werden Impfstoffe und Immunglobuline entwickelt, die zum Teil im Zulassungsverfahren sind. Partner der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sind renommierte Forschungsinstitute und Universitäten in Deutschland und Europa. Im Land Mecklenburg-Vorpommern sind international anerkannte Mediziner der Universitäten Rostock und Greifswald in die Forschungsarbeit eingebunden.

Ansprechpartner:

BioCon Valley GmbH
Dr. Heinrich Cuypers
Walther-Rathenau-Straße 49 a
17489 Greifswald
T +49 3834-515 108
F +49 3834-515 102
E hc@bcv.org
http://www.bcv.org
PRIMACYT Cell Culture Technology GmbH
Dr. Dieter Runge
Hagenower Straße 73
19061 Schwerin
T +49 385-39 93-600
E dieter.runge@primacyt.de
http://www.primacyt.de
Riemser Arzneimittel AG
An der Wiek 7
17493 Greifswald – Insel Riems
Germany
Franziska Hannemann
Communicator /
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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e-mail: f.hannemann@riemser.de

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