Forschung zur Verbesserung der Diagnostik schwerwiegender Herzerkrankungen ausgezeichnet

Zwei Forschungsarbeiten, deren Erkenntnisse zur besseren Diagnostik schwerwiegender Herzerkrankungen beitragen, hat die Deutsche Herzstiftung mit dem Wilhelm P. Winterstein-Preis 2011 ausgezeichnet, der mit 10 000 Euro dotiert ist.

Die Preisträger sind Dr. med. Susanne Brenner vom Universitätsklinikum Würzburg mit einer Arbeit über die Diagnostik chronischer obstruktiver Atemwegserkrankung bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Dr. med. Sebastian J. Buß vom Universitätsklinikum Heidelberg. Seine Studie zeigt eine Verbesserung der Diagnostik bei Patienten mit einer restriktiven Kardiomyopathie infolge der systemischen Leichtketten-(AL)-Amyloidose.

„Beide Forschungsarbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Bedeutung für die Grundlagenforschung mit einem direkten klinischen Bezug verbunden ist. Sie liefern Erkenntnisse zur frühzeitigen Erkennung schwerwiegender und seltener systemischer Herzerkrankungen, die wichtig für deren richtige Behandlung sind“, betont Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, bei der Verleihung im Juni in Frankfurt. Das Gutachtergremium hat beide Arbeiten gleichrangig bewertet, so dass sich der Stifter Wilhelm P. Winterstein zu einer Dopplung des Preises entschloss. „Dieser beachtlichen Förderleistung des Stifters gebührt großer Dank“, sagt Prof. Meinertz.

Lebenswichtiger Zeitgewinn für die Behandlung von AL-Amyloidose-Patienten

Die systemische Leichtketten-(AL)-Amyloidose ist eine seltene erworbene hämatologische Erkrankung, bei der sich im Krankheitsverlauf Amyloid-Protein in den verschiedensten Organsystemen ablagert. Eine schlechte Prognose haben insbesondere die Patienten mit AL-Amyloidose, bei denen eine Herzbeteiligung mit restriktiver Kardiomyoptahie vorliegt. Diese Herzbeteiligung zieht eine sehr schlechte Prognose mit allen Symptomen der restriktiven Kardiomyopathie nach sich, was letztendlich zu einer medianen Überlebensrate von weniger als einem Jahr führt.

Eine frühzeitige Diagnosesicherung ist für diese Patienten essenziell, um möglichst früh mit einer Chemotherapie zu beginnen. Die Diagnosestellung ist häufig jedoch sehr schwierig, da diese Erkrankung zu Beginn meist keine spezifischen Symptome aufweist. So werden viele Patienten bislang erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien diagnostiziert und therapiert. In seiner Studie „Neue nichtinvasive bildgebende Verfahren zur Risikostratifizierung bei kardialer AL-Amyloidose“ untersuchten Dr. Buß und Kollegen eines der bislang weltweit größten Studienkollektive, das 206 Patienten mit AL-Amyloidose umfasst.

Sie konnten zeigen, dass für die Diagnose und Prognose der Herzbeteiligung neueste nicht-invasive bildgebende Methoden der Echokardiographie, sog. Deformationsanalysen der Herzmuskulatur, gegenüber bisherigen echokardiographischen Standardverfahren einen deutlichen zusätzlichen Nutzen aufweisen. Insbesondere sind diese Methoden den etablierten kardialen Biomarkern wie dem kardialen Troponin-T und NT-proBNP nicht unterlegen und liefern sogar einen additiven Wert.

„Durch diese neuen Verfahren könnte es in Zukunft gelingen, die Diagnostik und damit auch die Prognose der AL Amyloidose so zu verbessern, dass die exakte Diagnose einer Beteiligung des Herzens früher erfolgen kann und so die Patienten rechtzeitig einer effektiven Therapie zugeführt werden können“, sagt Dr. Buß.

Atemwegsverengung bei Herzschwäche – nicht immer ist es eine COPD

Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sind häufige Erkrankungen des Alters, deren gemeinsamer Risikofaktor das Rauchen und gemeinsames Leitsymptom die Atemnot ist. Beide Erkrankungen verlangen gegensätzliche Therapiekonzepte. Eine wichtige klinische Herausforderung stellt deshalb die korrekte Diagnose einer COPD als zusätzliche Erkrankung bei Herzschwächepatienten dar. In der Studie von Dr. Brenner mit dem Titel „Obstruction in heart failure – not always COPD“, wurden 630 ambulante Patienten mit stabiler chronischer und 277 stationäre Patienten mit akuter Herzschwäche hinsichtlich ihrer Lungenfunktion untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass in fast 70 Prozent der Fälle eine vormals gestellte COPD-Diagnose nicht bestätigt werden konnte. Bei akut herzinsuffizienten Patienten, die wegen Wasseransammlungen im Krankenhaus waren, ließ sich oft eine Atemwegsverengung wie bei der COPD nachweisen, welche jedoch nach Entlassung und unter entwässernden Medikamenten in der Hälfte aller Fälle wieder verschwand. Diese Daten wurden mit den Ergebnissen eines speziellen Lungenfunktionstestes, der sog. Bodyplethysmographie, verglichen. Diese genauere Untersuchung unterscheidet zwischen der Atemwegsverengung durch vermehrtes Lungenwasser und der Atemwegsverengung durch eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Atemwegsverengung häufig ein vorübergehendes Begleitphänomen der Herzschwäche ist, ohne dass eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung vorliegt. Die COPD selbst ist als Begleiterkrankung der Herzinsuffizienz oft überdiagnostiziert und folglich übertherapiert. Zur korrekten Diagnose einer COPD bei der Herzschwäche sind wiederholte und spezielle Lungenfunktionsprüfungen nach ausreichender Entwässerungstherapie erforderlich“, sagt Dr. Brenner.

Der Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung wird alljährlich für eine wissenschaftlich herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bevorzugt aus einem patientennahen Forschungsbereich, vergeben. Wilhelm P. Winterstein und Frau Ursula sind seit mehr als zehn Jahren die Stifter dieses Wissenschaftspreises.

17/2011
Informationen:
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