Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler: Individuelle Dosierung bei Bestrahlung von Leukämiezellen

Herr Kletting erhält die Auszeichnung für die Weiterentwicklung eines Modells, mit dessen Hilfe die Bestrahlung von Leukämiezellen individuell auf die Patienten angepasst werden kann. Der mit 7.500 Euro dotierte Preis wird am Samstag, den 25. April 2009, auf der Jahrestagung der Fachgesellschaft in Leipzig vergeben.

Peter Kletting hat mit seiner Arbeit ein Verfahren weiterentwickelt, mit dem bei Leukämiepatienten (Akute myeloische Leukämie) die Tumorzellen im Knochenmark zerstört werden. Dazu hat der 31-jährige Master of Medical Engineering ein Computermodell erarbeitet, mit dem sich eine besondere nuklearmedizinische Therapie genauer auf jeden einzelnen Patienten abstimmen lässt. „Mit Hilfe dieses Modells können wir die Strahlungsdosierungen für jeden Patienten viel genauer bestimmen, Nebenwirkungen weiter reduzieren und so die Erfolgschancen der Therapie erhöhen“, erklärt Kletting.

Die Nuklearmedizin nutzt im Kampf gegen den sogenannten Blutkrebs radioaktiv markierte Antikörper, die in die Blutbahn gespritzt bis zum Knochenmark wandern und dort mit ihrer Strahlung die Tumorzellen vernichten. Auf dem Weg dorthin lagern sich die Antikörper auch in anderen blut- und antigenreichen Organen wie z. B. der Leber an. Um ihre Schädigung durch Strahlung zu verhindern, werden daher zunächst Antikörper ohne Radioaktivität gegeben. Spritzt man dann die tatsächlich radioaktiven Antikörper, reichern diese sich zu einem wesentlich höheren Anteil im Knochenmark an und können die Tumorzellen so effektiver angreifen.

„Welcher Zeitabstand dafür der richtige ist und welche Mengen gegeben werden müssen, hängt z. B. davon ab, wie stark die Antikörper von den körpereigenen Andockstellen, den Antigenen, gebunden werden. Daher ist das einer der Werte, den das Modell berücksichtigt“, beschreibt Preisträger Kletting. „Auch die Durchblutung des Knochenmarks, die ja bei jedem Menschen und auch abhängig vom Fortschreiten einer Krankheit, unterschiedlich ist, spielt eine Rolle. Mithilfe des Modells können wir für jeden Patienten die am besten geeignete Dosierung finden.“

Peter Kletting hat an der Hochschule Ulm und der University of Bradford (England) studiert und ist seit drei Jahren als Wissenschaftler eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts zur Radiotherapie am Universitätsklinikum tätig. Hier arbeitet er in einem Team mit Medizinphy-sikern, Nuklearmedizinern und Internisten. „Die Verbindung von Ingenieurwissenschaften und Medizin hat mich schon immer fasziniert, in der Nuklearmedizin ist der Bezug beider Fächer besonders eng“, erläutert Kletting. „Der Preis zeigt, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind und das freut mich.“

Die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin vergibt den Covidien Förderpreis Nuklearmedizin für hochrangige wissenschaftliche Arbeiten vorrangig an Nachwuchswissenschaftler. Die ausgezeichnete Arbeit ist im renommierten Journal of Nuclear Medicine erschienen (doi: 10.2967/jnumed.108054189).

Petra Schultze

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