Fördermillionen für angewandten Physiker

Der Europäische Forschungsrat fördert den Physiker nun mit rund 2,1 Millionen Euro. Der Forscher will mit der finanziellen Unterstützung eine neuartige Technologie entwickeln, die neue Wege in der Verwirklichung von Quantenmaterie aus Licht ermöglichen könnte.

Ein Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) gilt als herausragende Auszeichnung, weil er zum einen mit einer großen finanziellen Förderung verbunden ist und zum anderen nur an wenige Bewerber verliehen wird. Prof. Dr. Martin Weitz (48), Professor am Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn, kommt nun in den Genuss eines ERC Advanced Grant, der auf bereits etablierte Spitzenforscher gemünzt ist. „Diese großzügige Förderung gibt meinen Arbeiten in der Grundlagenforschung weiteren Schub“, freut sich Prof. Weitz.

Ein „Superteilchen“ aus mehreren Photonen sorgte für Aufsehen

Der Physiker hat bereits vor zwei Jahren mit einer völlig neuen Lichtquelle für Aufsehen gesorgt, die Ergebnisse veröffentlichte er mit seinem Team im renommierten Fachmagazin „Nature“. Es gelang ihm, Lichtteilchen so stark abzukühlen und auf einem so engen Raum zu konzentrieren, dass sie sich wie ein einziges „Superteilchen“ – ein so genanntes Bose-Einstein-Kondensat – verhielten.
Zuvor hatten das Experten für unmöglich gehalten, weil Photonen üblicherweise verschwinden, wenn man sie abkühlt. Die Forscher bedienten sich aber eines Tricks: Sie nutzten Farbstoffmoleküle, die die Photonen verschluckten, abkühlten und sie dann wieder ausspuckten. Die abgekühlten Lichtteilchen konzentrieren sich dabei zu einem „Super-Photon“.

Lichtteilchen sollen im Gleichtakt schwingen

Auf diese Erkenntnisse will der Forscher nun im ERC-Projekt „Interacting Photon Bose-Einstein Kondensates in Variable Potentials“ aufbauen. „Wir möchten mit Hilfe der Förderung durch den ERC Advanced Grant miteinander wechselwirkende Lichtteilchen soweit herunterkühlen, dass sie im Gleichschritt schwingen“, berichtet Prof. Weitz.
Mit einer Versuchsanordnung, die etwa wie die Näpfe eines Eierkartons aussieht, wollen die Wissenschaftler jeweils zwei Photonen „zusammenbacken“ – „verschränken“, wie die Quantenphysiker sagen. „Dieser Ansatz könnte sich zum Beispiel für die Konstruktion neuartiger Quantenmaterie aus Licht eignen“, sagt der Physiker der Universität Bonn.

Herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Quantenoptik

Martin Weitz machte sein Diplom in Physik an der TU München und promovierte mit einer herausragenden Arbeit am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Danach ging er an die Stanford University (USA) und wurde anschließend Projektleiter am MPI für Quantenoptik. Nach seiner Habilitation forschte und lehrte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Universität Tübingen. Nach einem Forschungsaufenthalt am MIT in Cambridge (USA) folgte er einem Ruf an die Universität Bonn. Dort ist Prof. Weitz seit 2006 Professor am Institut für Angewandte Physik.

Kontakt:

Prof. Dr. Martin Weitz
Institut für Angewandte Physik
Tel. 0228/734837 oder 733477
E-Mail: martin.weitz@uni-bonn.de

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Johannes Seiler idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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