Exzellente Nanowissenschaftlerin

Prof. Luisa De Cola vom Physikalischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erhält eine besonders prestigeträchtige Auszeichnung des Europäischen Forschungsrats (ERC): den hoch angesehenen „Advanced Researcher Grant“ 2009. Dieser Preis wird an erfahrene, exzellente Wissenschaftler vergeben, die in ihrem Forschungsfeld etabliert sind.

Prof. De Cola erhält nun fast zwei Millionen Euro für fünf Jahre, um ein Forschungsprojekt zur Anwendung poröser Nanomaterialien zu realisieren. Innerhalb weniger Wochen ist dies die zweite herausragende ERC-Förderung, die nach Münster geht: Bereits im Oktober wurde Dr. Yong Lei vom Institut für Materialphysik durch eine mit 1,4 Millionen Euro dotierten Förderung für Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet.

Prof. De Cola erforscht poröse Nanomaterialien und deren Anwendung in der medizinischen Bildgebung. Insbesondere versucht sie, sehr kleine – nur einige Nanometer große – „Container“ aus Silikat (Glas) herzustellen. Diese porösen Partikel sollen mit Medikamenten beladen werden beziehungsweise mit Molekülen wie Antibiotika, licht-emittierenden Farbstoffen, radioaktiven Ionen oder Kontrastmitteln für die Diagnostik in der Medizin.

Die Wissenschaftlerin will außerdem einen Mechanismus entwickeln, durch den die Container sich öffnen und schließen lassen, um ihren Inhalt gezielt freizugeben. Gemeinsam mit Dr. Cristian Strassert hat Prof. De Cola bereits gezeigt, dass Nano-Container unter Laborbedingungen Bakterien erfassen und erfolgreich bekämpfen können. In einem nächsten Schritt will sie diese Methode auf Krebszellen anwenden.

Prof. De Cola setzt diese Art poröser Nano-Materialien auch ein, um spezielle Beschichtungen zu entwickeln, auf denen Zellen wachsen können. Sie will zeigen, dass diese Beschichtungen dazu dienen können, die Entwicklung und die Kommunikation von Zellen zu steuern.

Seit 2005 leitet Prof. De Cola an der WWU eine Arbeitsgruppe für Physikalische Photochemie und Photonische Materialien und ist am münsterschen CeNTech (Center für Nanotechnologie) tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Nano-Elektronik und Nano-Photonik sowie in der Biomedizin in den Bereichen Diagnose und Bildgebung. „Mein Traum ist es, Barrieren zwischen Instituten zu durchbrechen. Ich würde gerne Wissenschaftler aus aller Welt zusammenbringen, so dass sie sich mit ihrem unterschiedlichen Wissen ergänzen“, sagt De Cola. Ihre Arbeitsgruppe ist hierfür das beste Beispiel: Hier arbeiten rund 30 Physiker, Chemiker und Bio-Chemiker aus neun verschiedenen Ländern zusammen.

Luisa De Cola studierte Chemie an der Universität von Messina in Italien. Nach ihrer Doktorarbeit forschte und lehrte sie in den USA. Sie kehrte als Professorin nach Italien zurück an die Universität von Bologna, bevor sie einen Ruf an die Universität von Amsterdam erhielt. Von dort wechselte sie nach Münster. Hier ist ihre Arbeitsgruppe in enger Zusammenarbeit mit Nuklearmedizin und Radiologie am Sonderforschungsbereich „MoBil“ beteiligt, ebenso wie an dem deutsch-chinesischen Sonderforschungsbereich TRR 61. De Cola ist Koordinatorin des „Nanoscience Europe Projekt“ und auch in anderen europäischen Projekten aktiv.

Den „Advanced Researcher Grant“ vergibt der Europäische Forschungsrat an exzellente, unabhängige Forscher jeglicher Nationalität, die ihre Forschungsaktivitäten an einer Einrichtung in einem Mitgliedstaat oder in einem am Rahmenprogramm assoziierten Staat durchführen wollen.

Media Contact

Christina Heimken Universität Münster

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer