Essstörungen: Hilde-Bruch-Forschungspreis für Dresdner Hirnforscher

Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird für Forschungsarbeiten zum Thema „Anorektische beziehungsweise bulimische Essstörungen“ vergeben. Die Notwendigkeit von fundierter Forschung in diesem Bereich ist hoch, denn Essstörungen gehören zu den häufigsten chronischen Krankheiten im Kindes- und Jugendalter.

Stefan Ehrlich, Professor für Angewandte Entwicklungsneurowissenschaften, wechselte im Herbst 2010 von der US-amerikanischen Eliteuniversität Harvard Medical School an die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden. Eines seiner Schwerpunktthemen ist der Einsatz von Magnetresonanztomographie zur Erforschung neuronaler Prozesse bei Patienten mit Magersucht. Neben der von Prof. Ehrlich vertretenen Grundlagenforschung zur Hirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen verantwortet er die Behandlung von Patienten mit Essstörungen. Das sind vor allem Kinder und Jugendliche, die unter der Anorexia nervosa, der so genannten Magersucht, leiden.

Um mehr über die Entstehung von Essstörungen und anderer psychischer Erkrankungen zu erfahren, setzen die Dresdner Ärzte und Wissenschaftler um Klinikdirektor Prof. Veit Rößner verstärkt auf naturwissenschaftliche Verfahren. Unter anderem laufen weitere Forschungsvorhaben zu Tic-Störungen, zur Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktvitätsstörung (ADHS) und zu Zwangsstörungen. Neben einem 3-Tesla-MRT-Gerät nutzen die Wissenschaftler auch endokrinologische Analyseverfahren: Informationen zu Stoffwechsel und Hormonspiegel geben ebenfalls Aufschluss über Art und Verlauf seelischer Erkrankungen.

Mit seiner Berufung übernahm Professor Ehrlich 2010 auch die Leitung der ambulanten und stationären Behandlungseinrichtungen für Patienten mit Essstörungen. Für den 34-jährigen ist diese Doppelrolle als Arzt und Wissenschaftler die Basis für erfolgreiche Forschungsprojekte: „Die Schnittstelle zwischen Krankenversorgung und Forschung ermöglicht es uns, Hypothesen aus der klinischen Praxis heraus zu entwickeln und dann wissenschaftlich zu überprüfen.“ Von der Auszeichnung mit dem Hilde-Bruch-Forschungspreis verspricht sich Prof. Ehrlich einen weiteren Schub für die Weiterentwicklung der Forschung mit bildgebenden Verfahren in Dresden. Derzeit untersucht er neuronale Netzwerke, die für Gefühle, die bei Belohnungen entstehen, verantwortlich sind. Dafür suchen er und seine Kollegen verstärkt gesunde Probandinnen im Alter von 12 bis 18 Jahren, die an der Forschungsstudie mitmachen wollen (http://www.kjp-dresden.de/de/Studienteilnehmer-gesucht).

In seiner Preisrede würdigte Prof. Ehrlich die Vergabe auch als eine Auszeichnung für das Fachgebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie, welches viel auf dem Gebiet der Essstörungen leistet und geleistet habe. So bestehen in Dresden wie auch andernorts in Deutschland mittlerweile gute Netzwerke zur langfristigen Behandlung von jugendlichen Patienten mit Essstörungen und deren Familien. In Dresden umfasst das Netzwerk Essstörungen eine Spezialambulanz, eine Spezialstation, eine Familientagesklinik für Patientinnen mit Essstörungen und eine eng kooperierende betreute Wohngemeinschaft. Im Rahmen solcher Netzwerke können neben der Essstörung auch die begleitenden seelischen, sozialen und schulischen Probleme optimal behandelt werden, um für die jungen Patienten die Weichen in Richtung einer gesunden und normalen Entwicklung zu stellen.

Anmeldung zur Studienteilnahme: kjpforschung@uniklinikum-dresden.de oder Telefon: (0351) 458 71 68

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Prof. Stefan Ehrlich
Tel. +49 (0)351 458-2244
Fax +49 (0)351 458-5754
E-Mail: stefan.ehrlich@uniklinikum-dresden.de

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Holger Ostermeyer idw

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