Erlanger Wissenschaftlerin erhält 10.000-Euro-Preis der Fachzeitschrift „Stem Cells“

Für ihre wissenschaftliche Arbeit wird die 32-jährige Molekularbiologin jetzt mit dem Nachwuchsforscherpreis der renommierten internationalen Fachzeitschrift „Stem Cells“ ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird einmal jährlich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine Publikation von weltweiter Bedeutung vergeben. Die Preisverleihung findet am 15. Oktober auf einer Fachtagung an der Universität von Kragujevac in Serbien statt.

Die Hornhaut gilt als „Fenster des Auges“ und wie ein richtiges Fenster muss sie klar sein, damit man gut durchschauen kann. Besonders wichtig für die Transparenz der Hornhaut sind die Stammzellen am Limbus, in der Übergangsregion zwischen Hornhaut und Bindehaut, die dafür sorgen, dass sich die Hornhaut regeneriert. Verletzungen oder Erkrankungen, die mit einem Verlust oder einer Funktionsstörung dieser Stammzellen einhergehen, beeinträchtigen z.B. die Wundheilung bis hin zu chronischen Entzündungen, verursachen übermäßige Gefäßbildung oder Vernarbung, schränken so das Sehvermögen ein und können bis zur Erblindung führen. Solche Erkrankungen der Augenoberfläche sind weltweit eine der häufigsten Ursachen für Blindheit, die Anzahl der Betroffenen wird auf ca. zehn Millionen geschätzt.

Diesen Patienten ihr Sehvermögen wiederzugeben, gilt seit Langem als eine der großen Herausforderungen der Augenchirurgie. Einen Ansatz zur Rekonstruktion der Augenoberfläche ermög­licht das sogenannte Tissue-Engineering: Die Mediziner züchten Limbusstammzellen auf Trägermaterialien, die sie den Erkrankten dann transplantieren. Bei Patienten, bei denen die limbalen Stammzellen nur an einem Auge geschädigt sind, entnehmen die Experten dafür Zellen vom anderen, gesunden Auge.

Schwieriger gestaltet sich die Therapie, wenn beide Augen betroffen sind. Die Erkrankten erhalten dann meist Spenderzellen und müssen ein Leben lang Medikamente einnehmen, die verhindern, dass das Immunsystem die körperfremden Zellen abstößt. Ein anderer Weg ist die Behandlung mit körpereigenen Stammzellen. Dazu haben Forscher Hornhauttransplantate zum Beispiel aus Stammzellen der Mundschleimhaut der Patienten gezüchtet. Langfristig brachte diese Behandlungsmethode jedoch keine zufriedenstellenden Ergebnisse.

Erlanger Wissenschaftler, unter ihnen Dr. Ewa Meyer-Blazejewska, erforschen das Potenzial anderer Stammzellen als Hornhautersatz. Ihre Aufmerksamkeit konzentrieren sie dabei auf Haarfollikel – eine besonders leicht zugängliche Quelle für Stammzellen. Die Wulstregion des Haarbalgs ist ein Reservoir von Stammzellen, die u.a. für die Reifung des Haars, die Entstehung der Talgdrüse und die Regeneration der Haut zuständig sind. In Experimenten konnten die Wissenschaftler diese Stammzellen außerhalb des Körpers in hornhautähnliche Zellen umwandeln. Ihre vielversprechenden Ergebnisse lassen vermuten, dass die Zellen aus den Haarfollikeln großes therapeutisches Potenzial für die Wiederherstellung des Sehvermögens bergen. In einer weiteren Studie haben die Forscher Stammzellen direkt ins Auge transplantiert und die Veränderungen über sieben Wochen hinweg gemessen. Die Haarfollikelstammzellen haben sich in dieser Zeit in einen anderen Zelltyp – Hornhautgewebe – umgewandelt und die bereits geschädigte Hornhaut regeneriert.

„Wir hoffen, dass diese Ergebnisse einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Stammzellnische und Regulation der Stammzelldifferenzierung leisten können, nicht nur auf dem Gebiet der Augenheilkunde, sondern auch in anderen Bereichen der regenerativen Medizin“, sagt Dr. Ewa Meyer-Blazejewska.

Weitere Informationen

Dr. Ewa Meyer-Blazejewska
Tel.: 09131/85-34433
ewa.blazejewska@uk-erlangen.de

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Pascale Anja Dannenberg idw

Weitere Informationen:

http://www.uk-erlangen.de

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