Erlanger Wissenschaftler erhält Walter-Schottky-Preis 2010

Dr. Seyller, derzeit Lehrstuhlvertreter am Lehrstuhl für Technische Physik im Institut für Physik der Kondensierten Materie, erhält die Auszeichnung „für seinen bedeutenden Beitrag zur Physik des Wachstums von Graphen, insbesondere zur Graphen-Synthese auf Siliziumkarbid“. Mit dem Walter-Schottky-Preis verbunden ist ein Preisgeld von 15.000 Euro, das von der Siemens AG bereitgestellt wird.

Graphen (mit der Betonung auf der zweiten Silbe) besteht aus einer einzigen Lage von Kohlenstoff­atomen, die in einem aus Sechsecken zusammengesetzten Netzwerk so angeordnet sind, dass sie den ersten wahrhaft zweidimensionalen Festkörper bilden. Graphen begründet damit eine neue Klasse von Materialien. Seine Entdeckung im Jahre 1994 hat zu weltweiten Forschungsaktivitäten geführt, die nur mit denen anlässlich der Entdeckung der Hochtemperatursupraleiter vergleichbar sind. Die Begeisterung der Wissenschaftler für dieses neue Material nährt sich aus den für einen Festkörper völlig neuen elektronischen, optischen und magnetischen Eigenschaften des Graphens. Diese revolutionären Eigenschaften stellen für den Forscher ein faszinierendes Labor neuer Physik dar, das es zu ergründen gilt; sie bergen aber auch ein ungeahntes Potential für Anwendungen, die von neuartigen Halbleiterbauelementen über chemische und biologische Sensoren bis zu Quanten-Computern reichen.

Die wesentliche Voraussetzung für die Realisation des Potentials von Graphen ist allerdings eine reproduzierbare, homogene und großflächige Synthese der monoatomaren, geordneten Kohlenstoffschichten, die Graphen ausmachen. Hier liegt der bedeutende Beitrag von Dr. Seyller, der ein Verfahren entwickelt hat, mit dem Graphen in höchster Qualität und mit den Standardmethoden der Halbleitertechnik auf Siliziumkarbidsubstraten synthetisiert werden kann. In einem Kommentar zu der Seyllerschen Methode in der angesehenen Zeitschrift Nature heißt es sinngemäß, dass dieses Verfahren als ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Graphen-basierten Elektronik für die Post-Silizium-Ära angesehen werden muss. Wie zur Bestätigung wurden im Forschungslabor der amerikanischen Navy bereits erste 3 Zoll-Wafer mit Graphentransistoren nach der Seyllerschen Methode hergestellt. (Weitere Informationen zu diesem Thema unter www.graphene.nat.uni-erlangen.de)

Zur Person
Dr. Seyller hat bei Prof. Dr. Lothar Ley, dem ehemaligen Inhaber des Erlanger Lehrstuhls für Technische Physik, sein Diplom abgelegt und bei Prof. Dr. Gerd Wedler (Lehrstuhl für Physikalische Chemie) promoviert. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in den USA kehrte er an den Lehrstuhl für Technische Physik zurück und habilitierte im Jahre 2006 für das Fach Physik. Der schnelle und erfolgreiche Einstieg in die Graphenforschung gelang ihm, weil er sich im Rahmen der von der DFG geförderten Forschergruppe 476 „Siliziumkarbid als Halbleitermaterial“ (Sprecher Prof. Dr. Lothar Ley) bereits intensiv mit den Oberflächeneigenschaften des Siliziumkarbids und hier insbesondere mit der Bildung von Graphitausscheidungen beschäftigt hatte. So konnte er bereits ein Jahr nach der Entdeckung des Graphens die ersten Arbeiten auf diesem Gebiet veröffentlichen und seine Synthesemethode entwickeln.

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 27.000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.

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