DFG-Forschungszentrum „Molekularphysiologie des Gehirns“ vier weitere Jahre gefördert

Das DFG-Forschungszentrum „Molekularphysiologie des Gehirns“ an der Universität Göttingen (DFG-Research Centre „Molecular Physiology of the Brain“, CMPB) wird nach zwei erfolgreichen Förderperioden erneut verlängert und weitere vier Jahre gefördert.

Dies beschloss der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf seiner Dezember-Sitzung in Bonn. Damit kann das 2002 eingerichtete Zentrum seine Arbeit bis zum 30. September 2014 fortführen. In dieser dritten und letzten Förderperiode erhält es gut 23 Millionen Euro an Fördergeldern.

Das Göttinger Forschungszentrum untersucht grundlegende Prozesse und Interaktionen in den Nervenzellen des Gehirns, die allesamt komplexen molekularen Steuerungsmechanismen unterliegen. Insbesondere interessiert die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Funktionen die Moleküle in den größeren Netzwerkregionen des Gehirns mit seinen Hunderten Billionen Neuronen und Glia-Zellen spielen. Durch ein besseres Verständnis dieser Vorgänge will das CMPB die Diagnose und die Therapie neurodegenerativer und psychiatrischer Erkrankungen wie Parkinson und Schizophrenie entscheidend verbessern, was in wissenschaftlich-medizinischer wie in demografischer und gesundheitspolitischer Hinsicht von enormer Bedeutung ist. Das Arbeitsprogramm ist translational zwischen Grundlagenforschung, präklinischer Forschung und klinischer Anwendung angelegt und verbindet interdisziplinär Ansätze und Methoden aus der Struktur- und Molekularbiologie, der Biochemie und -physik sowie der Neurophysiologie und Genetik. Ein wesentliches Ziel des Zentrums ist zudem die Entwicklung neuartiger, besonders hochauflösender Mikroskopie-Methoden, um die molekularen Abläufe in den Nervenzellen noch detaillierter untersuchen zu können. Das Zentrum wird maßgeblich getragen von der Universität Göttingen als Sprecherhochschule sowie den beiden Max-Planck-Instituten für biophysikalische Chemie (MPI-BPC) und für experimentelle Medizin (MPI-EM) und dem Deutschen Primatenzentrum (DPZ) als weitere beteiligte Institutionen, die alle ebenfalls in Göttingen angesiedelt sind. Einer der Bereiche des Zentrums zur Entwicklung innovativer Mikroskopie-Methoden wird als Exzellenzcluster „Mikroskopie im Nanometerbereich“ seit 2006 auch im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert.

Nach einer erfolgreichen ersten Förderperiode war das CMPB 2006 zum ersten Mal für weitere vier Jahre verlängert worden. Die Arbeit des Zentrums in der zweiten Förderperiode, in der ein noch stärkerer Akzent auf der translationalen Forschung lag, wurde im September 2010 von einer hochkarätig besetzten internationalen Prüfungsgruppe begutachtet. Wie bereits die Gutachterinnen und Gutachter sprach nun auch der Hauptausschuss der DFG dem CMPB „weltweit höchste Sichtbarkeit“ zu. Das Zentrum habe sich äußerst erfolgreich entwickelt, aus seinen Studien könnten sich beste Chancen ergeben, die molekularbiologischen und physiologischen Grundlagen immer noch kaum verstandener Krankheiten zu klären, bessere Diagnoseverfahren zu entwickeln und diese auf die Therapie anzuwenden. Besonders beeindruckend seien die Erfolge im Bereich der Mikroskopie; durch die am CMPB entwickelten oder weiter verfeinerten und eingesetzten Methoden wie die STED-Lichtmikroskopie können Strukturen in lebenden Zellen inzwischen im Nanometerbereich beobachtet werden. Hier könne das Forschungszentrum international als „Motor der Mikroskopie-Entwicklung“ bezeichnet werden. Auch die Nachwuchsförderung und die strukturbildende Wirkung des Zentrums auf den Wissenschaftsstandort Göttingen wurden sehr positiv beurteilt.

Das CMPB ist eines von sechs aktuell geförderten DFG-Forschungszentren. Von ihnen wurden 2001 zunächst die drei Zentren „Der Ozean im Erdsystem“ in Bremen, „Funktionelle Nanostrukturen“ in Karlsruhe und „Experimentelle Biomedizin“ in Würzburg eingerichtet, 2002 folgten das CMPB und das Zentrum „Matheon – Mathematik für Schlüsseltechnologien“ in Berlin; alle diese fünf Zentren befinden sich nun in der dritten und letzten Förderperiode bis 2013 beziehungsweise 2014. Das sechste Forschungszentrum – „Regenerative Therapien“ in Dresden – wurde 2006 eingerichtet und 2009 für eine zweite Förderperiode bis 2013 verlängert. Ein siebtes Forschungszentrum zur „Biodiversitätsforschung“ wurde auf Beschluss des DFG-Hauptausschusses im Oktober 2010 ausgeschrieben und soll zum Oktober 2012 eingerichtet werden.

Als neuartiges und besonders strategisch angelegtes Förderinstrument eingeführt, wurden die Forschungszentren mit ihrer gebündelten wissenschaftlichen Kompetenz und ihren Kooperationen zwischen universitären und außeruniversitären Einrichtungen nicht zuletzt auch zum Modell für die Exzellenzcluster in der Exzellenzinitiative. Vier der sechs Forschungszentren werden nach entsprechenden Aufstockungsanträgen auch als Exzellenzcluster gefördert. Im Gegensatz zu den Exzellenzclustern werden die Forschungszentren von der DFG jedoch thematisch gezielt ausgeschrieben. Mit ihnen sollen international sichtbare Forschungseinrichtungen geschaffen, das Profil und die Prioritätensetzung an den jeweiligen Hochschulen geschärft und exzellente Ausbildungs- und Karrierebedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs begründet werden.

Weiterführende Informationen

Ausführliche Informationen zum Förderinstrument der Forschungszentren sowie eine Liste der geförderten Zentren finden sich unter: www.dfg.de/fzt

Ansprechpersonen in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Jan Kunze, Gruppe Lebenswissenschaften 2, Tel. +49 228 885-2297, Jan.Kunze@dfg.de (CMPB fachlich)
Dr. Regina Nickel, Gruppe Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren, Exzellenzcluster (SFE),

Tel. +49 228 885-2556, Regina.Nickel@dfg.de (CMPB verfahrenstechnisch)

Dr. Klaus Wehrberger, Leiter der Gruppe SFE, Tel. +49 228 885-2355, Klaus.Wehrberger@dfg.de (Forschungszentren allgemein)

Media Contact

Marco Finetti idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de/fzt

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