medac-Forschungspreise für Wissenschaftler am Hans-Knöll-Institut

Das mittelständische Pharmaunternehmen medac aus Wedel nahe Hamburg unterhält seit Jahren enge Kooperationsbeziehungen zum Jenaer Hans-Knöll-Institut (HKI). Über die gemeinsame Entwicklung neuer Arzneistoffe hinaus ist es der Firma traditionell ein besonderes Anliegen, junge Wissenschaftler zu fördern und für eine naturwissenschaftliche Laufbahn zu motivieren. Zum wiederholten Mal lobte medac-Geschäftsführer Wilfried Mohr, Mitglied des Kuratoriums des HKI, einen mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Forschungspreis aus.

Mit ihm sollen Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet werden, die sich um die beiden Haupt-Arbeitsgebiete des HKI – neue Wirkstoffe aus Mikroorganismen und Infektionsforschung – sowie deren Verknüpfung in Kooperationsprojekten besonders verdient gemacht haben.

Wichtigstes Kriterium für die Qualität und Innovationskraft einer Forschungsarbeit ist deren Publikation in einem angesehenen Fachjournal mit internationaler Verbreitung. Hierin kann das HKI auf das bislang erfolgreichste Jahr seit seiner Gründung im Jahr 1992 zurückblicken. Nicht nur die Anzahl der Fachveröffentlichungen, sondern auch deren wissenschaftliche Qualität – meßbar an der Anzahl von Zitierungen durch Fachkollegen – überstieg die Leistungen der Vorjahre deutlich. Entsprechend schwer fiel der Jury die Auswahl der Preisträger.

Den ersten Preis konnte ein Autorenteam erringen, das mit seiner Arbeit geradezu beispielhaft für die in Europa einzigartige Kombination von moderner Naturstoff-Forschung mit der Infektionsbiologie krankheitserregender Pilze steht: Sebastian Bergmann, Corinna Lange, Kirstin Scherlach und Juliane Schümann gelang es mit Hilfe der Gentechnik, eine Gruppe „schlafender“, also inaktiver Gene eines Schimmelpilzes zu wecken und deren bislang unbekannte Funktion aufzuklären. Sie fanden schließlich zwei neue Wirkstoff-Moleküle, Aspyridon A und B, die derzeit näher untersucht werden. Axel Brakhage und Christian Hertweck – als HKI-Abteilungsleiter maßgebliche Ideengeber sind überzeugt: „Die große Resonanz der Fachwelt zeigt: Das HKI hat hier den richtigen Weg eingeschlagen. Naturstoff-Forschung ist heute mehr als nur die Suche nach neuen Mikroben an exotischen Standorten.

Mit den am HKI verfügbaren modernsten Methoden der Molekularbiologie werden wir künftig noch einige unentdeckte Schätze bei bereits bekannten Mikroorganismen heben. Schritt für Schritt wollen wir so Krankheitsmechanismen entschlüsseln und Mittel finden, um schwere Infektionen wirksam zu bekämpfen. Die Arbeit wurde in Nature Chemical Biology veröffentlicht und diente zur Gestaltung der Titelseite dieses wichtigsten Fachblattes zur chemischen Biologie.

Zweite Preise gingen an Matthias Brock, Peter Hortschansky, Mihály Józsi, Stefani Strobel und Robert Winkler.

Der Nachwuchsgruppenleiter Matthias Brock konnte zeigen, wie sich der Stoffwechsel des krankheitserregenden Pilzes Aspergillus fumigatus an das Wachstum im menschlichen Gewebe angepaßt hat und insbesondere dessen Proteine zur Infektion nutzt. Die Arbeit bietet neue Ansätze bei der Bekämpfung des Erregers.

Forschungsgruppenleiter Peter Hortschansky entdeckte mit seinen Kollegen einen völlig neuen molekularen Mechanismus der Regulation der Eisenaufnahme bei dem Pilz Aspergillus nidulans. Er dient als Modell für die Erforschung von Infektionsprozessen und der Regulation der Biosynthese von Wirkstoffen.

Stefanie Strobel untersuchte gemeinsam mit dem Nachwuchsgruppenleiter Mihály Józsi die Funktion bestimmter Immunmoleküle des Menschen bei der als hämolytisch-urämisches Syndrom bezeichneten Erkrankung. Die Ergebnisse wurden in der renommierten medizinischen Zeitschrift Blood veröffentlicht.

Robert Winkler klärte einen völlig neuartigen Mechanismus der Stickstoff-Oxidation auf, die durch ein Enzym katalysiert wird, das an der Biosynthese von Naturstoffen beteiligt ist. Die Veröffentlichung erfolgte in der auf diesem Gebiet führenden Zeitschrift Angewandte Chemie International Edition.

Anläßlich der Preisverleihung zeigte sich Wilfried Mohr beeindruckt von der rasanten Entwicklung, die das HKI in den letzten Jahren genommen hat: „Uns begeistert vor allem das ausgezeichnete Arbeitsklima, in dem die Forschung am HKI stattfindet. Man spürt, daß die Wissenschaftler von Kooperation nicht nur reden, sondern das sie tatsächlich stattfindet. Unterstützt durch hochqualifiziertes technisches Personal werden komplexe Experimente durchgeführt, die von einzelnen Arbeitsgruppen niemals zu leisten wären. So gelingt es dem Institut immer wieder, in seinen Forschungsfeldern den Maßstab für moderne Life Science-Forschung zu setzen. Der jüngste Erfolg des Instituts in der Exzellenzinitiative zeigt, dass die Mikrobiologie 'Made in Jena' auch international Akzente setzt.“ Mit Freude würde medac diese Entwicklung begleiten und fördern. So wird es auch 2008 wieder einen medac-Forschungspreis geben, der jungen Wissenschaftlern ein wichtiges Mosaiksteinchen in ihrer beruflichen Laufbahn sein kann.

Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie humanpathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre Wirksamkeit gegen Pilzerkrankungen untersucht und zielgerichtet modifiziert.

Das HKI verfügt derzeit über 5 wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universtät Jena (FSU) sind. Hinzu kommen 4 Nachwuchsgruppen und 4 Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Zur Zeit arbeiten 270 Menschen am HKI, darunter 70 Doktoranden.

Gemeinsam mit der FSU Jena ist das HKI maßgeblich am einzigen thüringer Projekt der Exzellenzintitiative des Bundes und der Länder beteiligt. Die „Jena School for Microbial Communication“ wird künftig bis zu 150 Doktoranden umfassen, die sämtliche Aspekte der Kommunikationsprozesse, an denen Mikroorganismen beteiligt sind, untersuchen. Nach dem Motto 'mikrobielle Kommunikation fördert menschliche Kommunikation' rücken die Institute des Beutenberg-Campus mit der FSU und deren Klinikum künftig noch enger zusammen und prägen Jena als „Stadt der Wissenschaft 2008“.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 83 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Diese beschäftigen etwa 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 12/2006). Davon sind ca. 5.400 Wissenschaftler, davon wiederum 2.000 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,1 Mrd. Euro pro Jahr. Die Drittmittel betragen etwa 225 Mio. Euro pro Jahr.

Media Contact

Dr. Michael Ramm idw

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