MPG-Senat beschließt Gründung eines Instituts in Florida

Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft hat am 23. November der Gründung des ersten Auslandsinstituts in den USA zugestimmt. Das Max Planck Florida Institute soll bereits 2008 auf dem Jupiter Campus der Florida Atlantic University (FAU) in unmittelbarer Nähe zum Scripps-Forschungsinstitut seine Arbeit aufnehmen. Der zuständige Palm Beach County im Bundesstaat Florida hatte schon im September 2007 einstimmig die Summe von 87 Millionen US-Dollar für die kommenden zehn Jahre zugesagt. Eine weitere Förderung von über neunzig Millionen US-Dollar seitens des Staats Florida gilt als sehr wahrscheinlich. Damit würde das Institut ausschließlich aus US-amerikanischen Geldern finanziert. Die Gründung dieses rechtlich selbständigen Institutes ist Teil der Internationalisierungsstrategie der Max-Planck-Gesellschaft.

„Die Forschung der Max-Planck-Gesellschaft und ihre Strukturen sind im Ausland hoch angesehen“, sagt Max-Planck-Präsident Peter Gruss. „Das wirkt auch auf die Forschung in Deutschland insgesamt positiv zurück.“ Mit dem weiteren Ausbau der Internationalisierung verfolgt die Max-Planck-Gesellschaft mehrere Ziele: Zum einen soll der Zugang zu exzellenten ausländischen Forschungseinrichtungen verbessert und die Attraktivität für ausländische Spitzenkräfte und den wissenschaftlichen Nachwuchs erhöht werden. Zum anderen sollen die Wettbewerbskultur gefördert sowie neue Wissensgebiete und Forschungsthemen erschlossen werden.

„Angesichts des demographischen Wandels brauchen wir in den kommenden Jahren dringend exzellente Nachwuchswissenschaftler aus dem Ausland, um international konkurrenzfähig zu bleiben“, sagt Gruss. Nach neuesten Studien des Rostocker Zentrums für demografischen Wandel in Zusammenarbeit mit dem MPI für Demographie werden im Jahr 2030 in Deutschland nur mehr 165.000 junge Menschen ihr Studium abschließen. Das bedeutet gegenüber dem Jahr 2005 einen Rückgang um 50.000 Absolventen. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften rechnen Experten mit bis zu 24 Prozent weniger Absolventen als 2005.

Die deutsche Präsenz im Ausland stärken

Künftig soll es vier Formen von Auslandseinrichtungen geben: Neben den klassischen Max-Planck-Instituten (Rom, Florenz und Nijmegen) soll es sogenannte Member Institutes geben, die eine eigene Rechtsform haben. Das Max Planck Florida Institute wäre das erste dieser Art im Ausland. Für Member-Institutes gelten dieselben Regeln bei der Themenwahl, der Berufung von Wissenschaftlern und der Qualitätssicherung wie sie sich seit Jahrzehnten in der Max-Planck-Gesellschaft bewährt haben. Darüber hinaus sollen weitere zeitlich befristete Partnerinstitute gegründet werden nach dem Vorbild des Partner Institute for Computational Biology in Shanghai, einer gemeinsamen Einrichtung der MPG und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Verhandlungen mit der Forschungsorganisation CONICET in Argentinien zur Einrichtung eines solchen Partnerinstitutes stehen kurz vor dem Abschluss. „Wir versuchen für jeden Standort nach systematischer Analyse der Bedingungen vor Ort und abhängig von den ausländischen Partnern die optimale Kooperationsform zu finden und zu etablieren“, sagt Peter Gruss, „um die Präsenz der deutschen Wissenschaft in den für uns entscheidenden Zielländern zu verstärken“.

Die Max-Planck-Gesellschaft ist international

Für die Max-Planck-Gesellschaft ist Internationalisierung eine conditio sine qua non. Die Wissenschaftler der MPG sind nicht nur hochgradig international vernetzt – im Jahr 2006 gab es über 2.100 internationale Kooperationsprojekte mit über 5.800 Forschungspartnern in aller Welt -, sondern es kommen auch viele ihrer Spitzenkräfte aus dem Ausland: Rund ein Viertel der Institutsdirektoren besitzt eine ausländische Staatsbürgerschaft; bei den Doktoranden liegt der Anteil sogar bei fast fünfzig Prozent, was vor allem auf die erfolgreichen International Max Planck Research Schools zurückzuführen ist. Derzeit gibt es 49 International Max Planck Research Schools, an denen eine international ausgerichtete Doktorandenausbildung stattfindet. Darüber hinaus betreibt die MPG ein eigenes Doktorandenprogramm mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und vergibt Kurzzeit- und Reisestipendien für indische Wissenschaftler. Über 6.000 ausländische Gastwissenschaftler und Stipendiaten sind jedes Jahr an Max-Planck-Instituten tätig. Über sogenannte Partnergruppen der Max-Planck-Institute erhalten Gastwissenschaftler fünf Jahre lang nach der Rückkehr in ihr Heimatland finanzielle Unterstützung, um ihre Forschung fortzusetzen und eigene Arbeitsgruppen zu gründen. Weltweit werden derzeit 36 Partnergruppen von ehemaligen Gastwissenschaftlern der Max Planck Institute in ihren Heimatländern geleitet – mit exzellenten Ergebnissen.

Max Planck Institute Florida

Der amerikanische Bundesstaat Florida hat mit dem „Florida Innovation Incentive Fund“ ein umfassendes Programm ins Leben gerufen, um Biotech-Firmen und Forschungsinstitutionen nach Florida zu holen und den Bundesstaat zu einem weltweit führenden Biotechnologie-Standort auszubauen. Durch das Engagement Floridas konnte das im Bereich Biomedizin international renommierte Forschungsinstitut Scripps angelockt werden, das sich vor drei Jahren auf dem Campus der Florida Atlantic University angesiedelt hat. Vor allem die Perspektive einer engen Kooperation mit Scripps war ausschlaggebend für das Interesse der Max-Planck-Gesellschaft am Palm Beach County. Die Florida Atlantic University (FAU), die am schnellsten wachsende Forschungsuniversität in den Vereinigten Staaten, wird ein wichtiger Partner bei der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sein. Außerdem stellt die Universität das Bauland zur Verfügung. Der Bundesstaat Florida will die vom County zur Verfügung gestellte Summe auf rund 190 Millionen Dollar aufstocken. „Dass die Verantwortlichen in Florida als einzigen ausländischen Partner gerade eine deutsche Forschungsorganisation einladen, ist ein Erfolg für das deutsche Wissenschaftssystem als Ganzes“, betont Peter Gruss.

Sobald die Vertragsverhandlungen mit Florida abgeschlossen sind, soll das Institut noch 2008 seine Arbeit aufnehmen. Im Endausbau soll das Institut drei Abteilungen besitzen, in denen rund 150 Mitarbeiter aus aller Welt forschen. Es ist geplant, die Direktoren zu Wissenschaftlichen Mitgliedern der Max-Planck-Gesellschaft zu berufen. Das Institut wird als rechtlich selbständige Einheit unter dem Dach der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten. Gleichzeitig wird das Max Planck Florida Institute ein Gästeprogramm anbieten und international renommierten Forschern Laborplätze zur Verfügung stellen. „Mit dem Max-Planck-Florida-Institut können wir in der wichtigsten Wissenschaftsnation der Welt Fuß fassen“, betont der Max-Planck-Präsident. Die Max-Planck-Gesellschaft stellt damit nicht nur in dem am höchsten entwickelten Wettbewerbssystem ihre wissenschaftliche Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit unter Beweis, sondern damit wird auch die Marke Max-Planck im Ausland weiter gestärkt.

Media Contact

Dr. Bernd Wirsing Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de

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