Durch Simulation schneller zum Ziel

FIZ CHEMIE Berlin-Preise 2007 für hervorragende Arbeiten im Fachgebiet Chemie-Information-Computer gehen an Dr. Lars Schäfer und Dr. Ole Kayser

Mit dem FIZ CHEMIE Berlin-Preis würdigt die Fachgruppe Chemie-Information-Computer (CIC) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) besondere Forschungsleistungen zur Weiterentwicklung des Fachgebietes Chemoinformatik.

Die Auszeichnungen gehen in diesem Jahr an den Chemiker und Biophysiker Dr. Lars Schäfer und an den Arzt und Bioinformatiker Dr. Ole Kayser. Am Montag, 12. November 2007 werden die Preise auf der 3. German Conference on Chemoinformatics (11. – 13.11.) in Goslar, Niedersachsen vom Geschäftsführer des FIZ CHEMIE Berlin, Professor Dr. René Deplanque, überreicht. Im Anschluss an die Preisverleihung stellen die Wissenschaftler ihre ausgezeichneten Arbeiten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Fachkongresses in Vorträgen vor.

Schäfer erhält den Preis für seine Dissertation bei Professor Dr. Helmut Grubmüller am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen. Der junge Wissenschaftler präsentierte Erklärungen physikalisch-chemischer Vorgänge, die durch Licht in biologischer Materie ausgelöst werden. Wenn man die von Schäfer untersuchten und beschriebenen molekularen Schaltmechanismen durchgängig versteht, kann man Moleküle mit Hilfe von Licht als biologische Schalter verwenden. In enger Zusammenarbeit mit Kollegen am Institut und an anderen Forschungseinrichtungen setzte Schäfer zur Erarbeitung seiner Ergebnisse modernste Theorien und Berechnungsmethoden in Computersimulationen ein und entwickelte sie weiter. Es gelang ihm, photoaktivierte Prozesse in großen biomolekularen Systemen in kondensierter Phase theoretisch zu beschreiben und in Simulationen auf atomarer Ebene zu studieren. Schäfer behandelt in seiner Dissertation gleich drei verschiedene Prozesse, die biologische und/oder nanotechnologische Anwendungen haben. Seine Forschungsergebnisse sind vor allem für die medizinische Forschung (u.a. Krebsforschung), die biologische Forschung (u.a. DNA Forschung) und für die Nanotechnologie (biologische Schalter) von Bedeutung. Die entwickelten Konzepte, Methoden und Simulationen können von anderen Forschern für weitere Forschungs- und Entwicklungszwecke eingesetzt werden.

Kayser wird für seine Diplomarbeit ausgezeichnet, die er bei Professor Dr. Matthias Rarey am Zentrum für Bioinformatik der Universität Hamburg anfertigte. Der Humanmediziner mit Zweitstudium in Bioinformatik entwickelte eine Simulationssoftware zur Vorhersage der wahrscheinlichsten 3D-Strukturen eines Wirkstoffes in gebundenem, d.h. bioaktivem, Zustand. Die Fachsprache nennt die 3D-Struktur eines Moleküls Konformation. Programme für solche Vorhersagen gibt es bereits. Die Herausforderung war also, eine Software zu entwickeln, die ähnlich gute oder bessere Ergebnisse liefert. Das ist Kayser gelungen. Die von ihm in Software umgesetzte Methodik berücksichtigt die dreidimensionale Molekülstruktur des Wirkstoffes, indem sie wahrscheinliche Kombinationen von Rotationswinkeln von Atombindungen in die Prognose einbezieht. Das Programm hilft bei der gezielten Suche nach Wirkstoffen für Arzneien und Pflanzenschutzmittel (Wirkstoffdesign). Die Vorhersagen können beispielsweise dabei helfen, ein Protein, das als Verursacher einer Krankheit identifiziert wurde, gezielt mit einem Arzneimittel auszuschalten, von dem man aufgrund seiner 3D-Struktur erwarten kann, dass es sich an das Eiweißmolekül andocken wird („Schlüssel- Schloss- Prinzip“).

Hintergrundinformationen zur Fachrichtung und den Forschungsarbeiten erhalten Sie auf unserer Website http://www.fiz-chemie.de/aktuelles/pm/2007-10-30.html.de.

Weitere Informationen
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Postfach 12 03 37
D-10593 Berlin
http://www.chemistry.de
E-Mail: info@fiz-chemie.de
Ansprechpartner
Prof. Dr. René Deplanque
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0)30 / 399 77- 200
Fax: +49 (0)30 / 399 77- 133
E-Mail: deplanque@fiz-chemie.de
Für die Presse:
Richard Huber
Tel.: +49 (0)30 / 399 77- 217
E-Mail: huber@fiz-chemie.de
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Alle Aussagen in dieser Pressemitteilung, die nicht historischen Charakters sind, beziehen sich auf die Zukunft im Sinne des U.S. Sicherheitsgesetzes. Die vorausschauenden Aussagen sind Annahmen, die auf dem gegenwärtigen Informationsstand basieren und somit gewissen Unsicherheitsfaktoren unterliegen. Tatsächlich eingetretene Ergebnisse können von den vorausgesagten Ergebnissen durch vielfältige Faktoren wesentlich abweichen, hervorgerufen z. B. durch Veränderungen bezüglich Technologie, Produktentwicklung oder Produktion, Marktakzeptanz, Kosten oder Preise der Produkte von FIZ CHEMIE Berlin und Abhängigkeiten von Kooperationen und Partnern, Genehmigungsverfahren, Wettbewerb, geistigen Eigentums oder Patentschutz- und Copyrightrechten.

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Prof. Dr. René Deplanque idw

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