Innovationspreis der BioRegionen in Deutschland an Heidelberger Virologie-Forscher verliehen

Der erste Innovationspreis der BioRegionen in Deutschland wurde am 9. Oktober 2007 an Privatdozent Dr. Oliver Keppler, Abteilung Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich), verliehen. Dr. Keppler und sein Forschungsteam haben das weltweit erste transgene Kleintiermodell entwickelt, mit dem die Infektion durch den AIDS-Erreger HIV realitätsnah simuliert und bestimmte Wirkstoffe gegen AIDS rasch und in größerem Umfang geprüft werden können.

Die Preisverleihung, bei der noch zwei weitere Forschergruppen (Freie Universität Berlin und Medizinische Hochschule Hannover) mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wurden, fand im Rahmen der Deutschen Biotechnologie Tage während der Biotechnica Messe in Hannover statt. „Wir wollen mit dem Innovationspreis den Wissens- und Technologietransfer stärken und Ideen mit Umsetzungskraft aus der modernen Biotechnologie ins Licht der Öffentlichkeit stellen“, erläuterte Dr. Kai Uwe Bindseil, Sprecher des Arbeitskreises der BioRegionen.

Der Arbeitskreis der BioRegionen in Deutschland ist ein Zusammenschluss von mehr als 20 Vertretern aus unterschiedlichen Regionen in Deutschland, die im Bereich der Biotechnologie aktiv sind und die Technologie in ihren jeweiligen Regionen fördern. Er ist Veranstalter des erstmals verliehenen Innovationspreises der BioRegionen in Deutschland. Für 2008 ist eine Fortsetzung des Preises geplant.

Menschliche Gene werden in das Erbgut der Ratten eingebracht

Bevor neue Wirkstoffe bei gesunden Probanden und Patienten in klinischen Studien erprobt werden, müssen sie zunächst an Tiermodellen auf ihre Verträglichkeit und Wirksamkeit getestet werden. Allerdings ist HIV normalerweise weder für Mäuse noch Ratten infektiös, sondern nur für Menschen und bestimmte Menschenaffen. „Wirksamkeitsuntersuchungen in den wenigen bisher verfügbaren HIV-Tiermodellen sind technisch extrem aufwendig, sehr teuer und langwierig. Dies hat einen raschen Fortschritt bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen HIV erheblich behindert“, berichtet Dr. Keppler. Die routinemäßige Testung an Menschenaffen ist – vor allem aus ethischen Gründen – nicht durchführbar.

In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern am J. David Gladstone Institute in San Francisco brachten die Heidelberger Forscher Gene des Menschen in das Erbgut von Ratten ein, die erst eine HIV-Infektion dieser Nager ermöglichen. Die Gene sorgen dafür, dass auf der Oberfläche von Immunzellen der Ratte „menschliche“ Proteine (HIV-Rezeptorkomplex) aufgereiht werden, die für das Eindringen des Virus in die Zelle notwendig sind.

Durch dieses transgene Rattenmodell könnte ein wichtiger Beitrag dazu geleistet werden, dass nur die aussichtsreichsten Medikamenten-Kandidaten gegen HIV für zukünftige klinische Studien am Menschen ausgewählt werden und so die Weiterentwicklung neuer Virostatika beschleunigt wird.

Darüber hinaus arbeiten die Heidelberger Virologen an einem weiter verbesserten Rattenmodell mit zusätzlichen menschlichen Genen, von dem sie sich erhoffen, dass es sowohl die Erforschung des komplexen Krankheitsprozesses der HIV-Infektion vorantreiben wird, als auch zur dringend benötigten Prüfung von Impfstoffen gegen HIV genutzt werden kann.

Literatur:
Christine Goffinet, Ina Allespach and Oliver T. Keppler, HIV-susceptible transgenic rats allow rapid preclinical testing of antiviral compounds targeting virus entry or reverse transcription, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 104(3):1015-20 (2007)

(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)

Kontaktinformationen:

PD Dr. med. Oliver T. Keppler
Abteilung Virologie des Hygiene-Instituts
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 324
69120 Heidelberg
Tel: 06221- 56 5007 oder 56-1326
E-Mail: Oliver.Keppler@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
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