Wissenschaftsforum Chemie 2007: Martin Jansen ist diesjähriger Karl-Ziegler-Preisträger

Jansen, geboren 1944 auf der Nordsee-Insel Pellworm, wird für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der anorganischen Festkörper- und Molekülchemie ausgezeichnet. Damit werden seine herausragenden Leistungen bei der Entwicklung neuer Hochleistungswerkstoffe und neuer Konzepte in der Syntheseplanung gewürdigt. Die Preisverleihung findet um 19 Uhr im Ulmer Kornhaus statt und ist öffentlich.

Ähnlich wie der Nobelpreisträger von 1963, Professor Dr. Karl Ziegler, der bereits als 38jähriger einen Lehrstuhl in Halle vertrat, wechselte Jansen nach Studium, Promotion und Habilitation in Gießen bereits mit 36 Jahren auf einen Lehrstuhl an die Universität Hannover. 1987 nahm er einen Ruf an die Universität Bonn an. Seit 1998 ist er Direktor am Max-Planck-Institut in Stuttgart. Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang: Sie beginnt mit der besten Dissertation 1972/1973 an der Universität Gießen und führt u.a. über den Otto-Bayer-Preis (1987), den Alfred-Stock-Gedächtnispreis der GDCh (1996), der Auszeichnung mit der Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (2000) und mit der Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München (2004) nun zum Karl-Ziegler-Preis, dem wohl bedeutendsten „reinen“ Chemiepreis in Deutschland.

Jansen bearbeitet die Chemie in einer Breite und Tiefe, die kaum mehr Parallelen in der heutigen Forschungslandschaft hat. Neben seinen für die Fachrichtung anorganische Festkörperchemie typischen Arbeitsgebieten wie Strukturchemie von Nichtmetall- und Metalloxiden, insbesondere Strukturaufklärung mit modernen Methoden, und Hochtemperatur- und Hochdrucksynthese, gehört die Untersuchung physikalischer Eigenschaften und die Analyse von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen für Jansen zum Selbstverständnis. Das Repertoire der Molekülchemie beherrscht er virtuos. In der Materialforschung gilt Jansens Entdeckung und Entwicklung einer Si-B-N-C-Hochleistungskeramik (Si: Silicium, B: Bor, N: Stickstoff, C: Kohlenstoff), die gegenüber Hitze und zugleich oxidativer Zersetzung stabiler ist als alle zuvor bekannten Hochleistungskeramiken, als ein besonderes Highlight. Aus ihr können u.a. Fasern gezogen werden, und sie findet Anwendung bis hin zur Raumfahrttechnik. In den letzten Jahren hat sich Jansen zudem in theoretischen Arbeiten mit der Strukturvorhersage und der Syntheseplanung befasst.

Jansen geht mit Beharrlichkeit und Kreativität an offene Fragen heran und stellt neue Fragen. Sein außerordentliches Engagement für die Wissenschaft, aber auch seine wissenschaftspolitischen Aktivitäten und seine große Ausstrahlung als Lehrender wurden vom Beirat der Karl-Ziegler-Stiftung in der Begründung für die Preisvergabe hervorgehoben. Viele seiner ehemaligen Schüler sind in leitenden Positionen in der Industrie oder an Universitäten tätig, so auch die Laudatorin in Ulm, Professor Dr. Barbara Albert, Technische Universität Darmstadt und Vorsitzende der GDCh-Fachgruppe Festkörperchemie und Materialforschung.

Die Karl-Ziegler-Stiftung wurde 1993 bei der GDCh eingerichtet und 1998 anlässlich des 100. Geburtstags des Namensgebers durch die ersten Stiftungsaktivitäten publik gemacht. Stifterin ist die Tochter Karl Zieglers, Dr. Marianne Witte. Seither wurde der Karl-Ziegler-Preis viermal vergeben. Aus der Stiftung werden seit 1998 auch die Karl-Ziegler-Förderpreise bevorzugt an jüngere Wissenschaftler vergeben. In diesem Jahr erhalten über 20 Studierende und Doktoranden ein Reisestipendium bis zu 500 Euro. Der beste Stipendiat, Christophe Linder, Universität Kaiserslautern, erhält 1.000 Euro und darf seine Arbeiten im Karl-Ziegler-Stiftungssymposium anlässlich des Wissenschaftsforums präsentieren. Prominente Vortragende auf diesem Symposium sind Professor Dr. Peter Hofmann, Universität Heidelberg, mit einem Beitrag über industrielle Katalyse und Professor Dr. Ferdi Schüth, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim/Ruhr, mit einem Beitrag über Metall-Nanopartikel als Basis katalytisch aktiver Materialien. Karl Ziegler, seinerzeit Direktor des MPI für Kohlenforschung, hat den Nobelpreis 1963 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der metallorganischen Katalyse erhalten, womit er vor allem der Kunststoffentwicklung entscheidende Impulse gab.

Anmerkung an die Redaktionen: Professor Jansens Arbeiten in der Materialforschung sind auch essentiell für die chemische Energieforschung. Daher wird Professor Jansen an der GDCh-Pressekonferenz zum Wissenschaftsforum Chemie 2007 an der Ulmer Universität am 17. September um 12 Uhr zur Frage „Energie – durch Chemie?“ teilnehmen. Sie sind herzlich eingeladen.

Media Contact

Dr. Renate Hoer idw

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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