"Verified in Germany" wird Qualitätsmerkmal deutscher Software

Softwarefehler verursachen in Europa jährlich einen wirtschaftlichen Schaden von weit über 100 Milliarden Euro. Weil bei der Entwicklung von Software die Anforderungen oft falsch eingeschätzt werden und die existierende Technologie der Fehlersuche sehr aufwändig ist, wenden Hersteller heute 70-80 Prozent ihrer Arbeit für das Entfernen von Softwarefehlern auf. Zuverlässig funktionierende und sichere Software ist aber nicht nur ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, sondern auch Voraussetzung für sichere Anwendungen etwa im Auto, der Medizin oder Sicherheitstechnik.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert daher das Forschungsprojekt VERISOFT XT in den kommenden drei Jahren mit rund 12 Millionen Euro. Ziel ist die Erarbeitung eines Qualitätssiegels „Verified in Germany“. Dazu sollen Methoden und Werkzeuge für die formale Verifizierung des Designs von integrierten Computersystemen geschaffen werden. Das bedeutet, den mathematischen und maschinell überprüften Beweis zu erbringen, dass die betrachteten Computersysteme im Entwurf Null Fehler enthalten. Während im Vorläuferprojekt die mathematischen Grundlagen hierfür erarbeitet wurden, geht es bei VERISOFT XT um beispielhafte industrielle Anwendungen. Hierbei müssen Programme mit zehntausenden Zeilen Code verifiziert werden.

In dem Projektkonsortium arbeiten zehn Partner aus der Wirtschaft, – kleine und große Unternehmen -, sowie sieben Universitäten unter der Konsortialführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) zusammen. Das Vorhaben wird im Rahmen des BMBF-Programms IKT 2020 – Forschung für Innovationen durchgeführt.

Ein Anwendungsbeispiel kommt aus dem Automobilbereich. Ein Fahrzeug enthält heute durchschnittlich 50 Steuergeräte (ABS, EPS etc.) bestehend aus jeweils rund 300 Elektronikbauteilen. Beträgt die Ausfallrate jedes dieser 15.000 Bauteile aufgrund von Produktions-, Entwurfs- oder Betriebsfehlern eins zu einer Million, dann akkumuliert sich dieses scheinbar geringe Risiko zu einer Ausfallrate von 1,5% für die gesamte Elektronik. Bei zu erwartender Verdopplung des Elektronikanteils in Fahrzeugen und Wegfall mechanischer Rückfallebenen verschärft sich dieses Problem entsprechend. In VERISOFT XT soll deshalb die Funktion und das Echtzeitverhalten eines kompletten Mikrokontrollersystems in einem Steuergerät, das eine sicherheitskritische Funktion im Fahrwerk eines Oberklassefahrzeuges implementiert, formal verifiziert werden.

Der Bedienkomfort und die Fülle von Funktionalität moderner Betriebssysteme führen gleichzeitig zu Sicherheitslücken und Angriffspunkten, die Hacker nutzen, um illegal an vertrauliche Daten zu kommen. Zwar existieren kleinere Betriebssysteme, die aufgrund ihrer Größe überschaubarer und damit vertrauenswürdiger bleiben. Diese bieten jedoch nicht den Komfort, den man beispielsweise von seiner Homebanking-Software erwarten würde. Der Hypervisor stellt eine Lösung für dieses Dilemma dar. Er ist, einfach ausgedrückt, ein Betriebssystem für Betriebssysteme und stellt sicher, dass es keinen unerlaubten Speicher-zugriff zwischen einzelnen Betriebssystemen gibt. Mit VERISOFT XT soll an einem konkreten Beispiel gezeigt werden, dass auch böswillige Anwender keine Chance haben, den verifizierten Hypervisor zu überlisten.

Media Contact

BMBF Newsletter

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer