Seeburg entdeckte, dass die Botenstoff-Rezeptoren aus einem umfangreichen Satz molekularer Untereinheiten zusammengesetzt werden. Jeweils vier Untereinheiten bilden im Fall von L-Glutamat einen Botenstoff-Rezeptor, bei GABA sind es fünf molekulare Bausteine. Durch Kombination verschiedener Untereinheiten entsteht eine Vielzahl strukturell ähnlicher Rezeptoren, die sich aber in ihrer Funktionsweise grundlegend unterscheiden: So bewirkt die Bindung des Botenstoffs GABA an verschiedene Typen des GABA-Rezeptors Beruhigung bis hin zu Lähmung der betroffenen Nervenzellen. Unter den Glutamat-Rezeptoren konnte Seeburg unter anderem diejenigen identifizieren, welche synaptische Verbindungen stärken oder schwächen - ein Prozess, der zum Beispiel beim Lernen eine Schlüsselrolle spielt. Denn die Verknüpfungen zwischen Nervenzellen sind nicht statisch, sondern verändern sich durch Lernprozesse ständig.
Aufbauend auf Seeburgs umfassenden Forschungsergebnissen versuchen Pharmafirmen nun, mit Medikamenten gezielt bestimmte Subtypen von Rezeptoren anzusprechen. Unter anderem bei der Behandlung von Depressionen oder Epilepsie könnten sie so Fortschritte machen. Sie könnten ein Medikament beispielsweise so gestalten, dass es nur an diejenigen Rezeptoren bindet, die bestimmte Untereinheiten enthalten. "Seeburgs Arbeiten sind für die grundlegende und angewandte Pharmakologie des Gehirns von großer Bedeutung", hebt auch die Jury hervor.
Prof. Seeburg studierte Chemie und Biochemie, die Promotion erhielt er 1974 an der Universität Tübingen. Seine Forschungsinteressen führten ihn anschließend an die University of California in San Francisco und in die Forschungsabteilung der Firma Genentech (ebenfalls in San Francisco). Von 1986 bis 1996 lehrte und forschte er als ordentlicher Professor an der Universität Heidelberg. Seit 1996 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, wo er die Abteilung Molekulare Neurobiologie leitet. Für seine Arbeiten erhielt er bereits mehrere Auszeichnungen, darunter den Ernst Schering- und den Beckurts-Preis.
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen internationalen Forschungspreisen zeichnet der InBev-Baillet Latour Health Prize nicht medizinische Grundlagenforschung, sondern deren praktische Anwendung aus. Seit 1997 vergibt die Artois-Baillet Latour Stiftung den Health Prize jährlich an eine oder mehrere Personen, die auf einem bestimmten, von Jahr zu Jahr wechselnden Bereich medizinischer Forschung tätig sind. Den diesjährigen Forschungspreis lobte die Stiftung auf dem Gebiet der Neurowissenschaften aus.
Die Artois-Baillet Latour Stiftung wurde 1974 auf Initiative von Graf Alfred de Baillet Latour, dem Direktor der Artois Brauereien, gegründet. Neben der Auslobung des Health Prize ist die Artois-Baillet Latour Stiftung auf vielfältige Weise im wissenschaftlichen Bereich tätig: Sie vergibt Stipendien und stiftete zwei Lehrstühle an belgischen Universitäten, daneben unterstützt sie den Erhalt und die Restaurierung belgischer Kunstschätze.
Dr. Bernd Wirsing | Max-Planck-Gesellschaft
Weitere Informationen:
http://www.mpg.de
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