Göttinger Dermatologe erhält Förderpreis 2006 Niedersächsischen Krebsgesellschaft

Die Niedersächsische Krebsgesellschaft hat im Anschluss an ihre Mitgliederversammlung am Mittwoch, dem 14. März 2007 den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis 2006 an Dr. Holger Hänßle, Assistenzarzt in der Abteilung Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Göttingen, verliehen. Der Preisträger wurde gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe für eine Studie über die Digitale Auflichtmikroskopie in der Melanom-Früherkennung ausgezeichnet.

Im Rahmen der Studie wurden seit 1997 insgesamt 530 Patienten mit einem erhöhten Melanomrisiko in regelmäßigen Abständen (vierteljährlich bis jährlich) in der Vorsorgesprechstunde untersucht. Die Patientenuntersuchung erfolgte dabei in drei voneinander getrennten Durchgängen. Der erste Untersuchungsdurchgang erfasste die Krankheitsvorgeschichte (z.B. sich verändernde Pigmentmale, Bluten eines Pigmentmales) und die Untersuchung mit dem bloßen Auge.

Im zweiten Durchgang wurden die Patienten mit einem konventionellen Auflichtmikroskop untersucht. Im dritten Durchgang erfolgte eine digitale Erfassung und Speicherung zuvor festgelegter atypischer Pigmentmale. Die gespeicherten Bilder wurden mit den Voraufnahmen verglichen, um dynamische Veränderungen der atypischen Pigmentmale zu erfassen.

Bei der Auswertung der Daten aller untersuchten Patientinnen und Patienten wurden insgesamt mehr als 90 Melanome diagnostiziert und in einer Phase mit guten Heilungschancen operativ entfernt. 37 Melanome wurden bei der Erstvorstellung identifiziert, weitere 53 Melanome während des anschließenden Beobachtungszeitraums.

18 der im Beobachtungszeitraum entdeckten Melanome wurden allein aufgrund der Analyse der digitalen auflichtmikroskopischen Verlaufsbilder erkannt. Die sequentielle digitale Auflichtmikroskopie ermöglicht somit als Zusatz zur konventionellen Auflichtmikroskopie die Identifizierung weiterer Melanome und verbessert dadurch potentiell die Heilungschancen der Patienten.

Gerade Betroffene mit dem höchsten Melanomrisiko profitieren am deutlichsten von der digitalen Verlaufsbeobachtung. So wurden in dieser Gruppe 66,7 Prozent aller Melanome mit der digitalen Technik diagnostiziert und einer frühzeitigen Operation zugeführt. Der Hautkrebs wurde zu diesem Zeitpunkt durch die Untersuchungsgänge mit dem bloßen Auge und dem konventionellen Auflichtmikroskop nicht erkannt, so dass die digitale Technik eine Steigerung der Sensitivität und vermutlich auch eine Verbesserung der Prognose für die Patienten erzielte.

Die hohe Anzahl von Patientinnen und Patienten und die lange Nachbeobachtungszeit von zum Teil mehr als sieben Jahren macht diese Studie zu der aktuell (Stand August 2006) größten publizierten Studie zur digitalen Auflichtmikroskopie weltweit. Sie wurde im renommierten „Journal of Investigative Dermatology“ publiziert.

Die an drei Nachmittagen pro Woche stattfindende Vorsorgesprechstunde wird fortgesetzt und soll im Rahmen einer neuen Studie noch ausgebaut werden. Der Förderpreis der Niedersächsischen Krebsgesellschaft in Höhe von 5.000 Euro soll für die Wartung der technischen Geräte sowie für die erforderlichen wissenschaftliche Hilfskräfte zur Dateneingabe und Datenauswertung im Rahmen des Projektes verwendet werden.

Zu der Arbeitsgruppe von Dr. Holger Hänßle gehören folgende Personen: Studiendesign: Dr. Claudia Vente, Prof. Dr. Christine Neumann. Datenbank: Dr. Ullrich Krüger. Histopathologie: Dr. Hans-Peter Bertsch. Statistik: Albert Rosenberger. Untersucher: Prof. Dr. Steffen Emmert, Dr. Kai Thoms, Dr. Markus Zutt.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen
Abteilung Dermatologie und Venerologie
Dr. med. Holger Hänßle
Von-Siebold-Str. 3
37075 Göttingen
Tel: 0551/39-6410
E-Mail: h.haenssle@med.uni-goettingen.de

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Stefan Weller Universitätsmedizin Göttingene

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