TSB fördert vier neue Berliner Zukunftsfondsprojekte

1. Heilung durch Selbstheilung

Im Berlin-Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien werden neuartige zellbasierte Medikamente entwickelt, die auf transplantierbaren adulten Stammzellen beruhen. Man erhofft sich, dass es bei Therapien mit solchen Stammzellen gelingen wird, zerstörte oder kranke Gewebe zur Heilung durch Nachwachsen zu bringen. Die vom Zukunftsfonds geförderte CellServe GmbH wurde als Bestandteil des Centrums gegründet, um Dienstleistungen, die überall benötigt werden, wo solche Zellen hergestellt oder eingesetzt werden sollen, nicht nur für das Centrum selbst, sondern auch kommerziell am Markt anbieten zu können. Berlins Wissenschaft hat ihre Kompetenz in der Regenerativen Medizin erst kürzlich durch die Einwerbung erheblicher Mittel des Bundesforschungsministeriums für das Berlin-Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien unter Beweis gestellt. Das geförderte Projekt schafft nun die Voraussetzungen, die Forschungsergebnisse auch wirtschaftlich zu nutzen.

2. Weniger Strahlenbelastung bei Operationen unter Bildkontrolle

Röntgenstrahlen sind eine Strahlenbelastung für medizinisches Personal und Patienten. Trotzdem sind sie manchmal sogar bei minimal invasiven Eingriffen nötig, um die genaue Position der endoskopischen Instrumente festzustellen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) erzeugt keine Strahlenbelastung. Allerdings kann man die MRT bisher kaum zu Echtzeit-Kontrolle bei Operationen benutzen, weil der Patient in einer engen Röhre liegt und während der Bildaufnahme mangels Platz nicht operiert werden kann. Seit kurzem sind sogenannte offene MRT-Geräte am Markt, die jederzeit Zugang zum Patienten erlauben. In den hohen Magnetfeldern der MRT können gängige Endoskope und Kameras aber nicht eingesetzt werden, da sie selbst magnetisierbar sind. Dies will ein Konsortium aus 4 Kliniken der Charité und 7 Unternehmen der Medizintechnik durch die Entwicklung magnetfeldtauglicher Instrumente ändern. Berlin hat mit dem Projekt „Entwicklung von innovativen Instrumenten und therapeutischen Methoden für die Anwendung in der offenen Hochfeld-MRT“ die Chance, eine einzigartige Lead-Rolle bei MRT-festen Instrumenten einzunehmen, da damit gerechnet werden kann, dass offene MRT-Geräte sich zunehmend verbreiten und da entsprechende Instrumente derzeit weltweit kaum verfügbar sind.

3. Arzneisubstanzen schneller finden:

Noch lange bevor ein potenzielles neues Arzneimittel getestet werden kann, müssen mögliche Wirkstoffe aus zehntausenden verschiedener chemischer Substanzen herausgesucht werden. Dieses Screening von Substanzsammlungen erfolgt größtenteils automatisiert. Ergebnis ist eine immer noch große Zahl von Substanzen, die vielleicht wirksam sein könnten. Mindestvoraussetzung für die Prüfung der Wirksamkeit ist aber, dass die Zellen eines Organismus die gefundenen Substanzen überhaupt vertragen. Dies wird auch mit aufwendigen Untersuchungen an Zellkulturen geprüft, die zur Zeit noch von Hand durchgeführt werden müssen. Im Projekt „Automatisiertes Mikroskop zum Ausbau der Screening-Plattform des Netzwerkes Wirkstoffentwicklung“ im Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin-Buch wird der gesamte Zellkulturprozess einschließlich der Mikroskopie der Zellen und der Bildverarbeitung der Mikroskopbilder automatisiert. Dies soll die Zahl möglicher Substanzen für spätere Wirksamkeitsprüfungen sehr viel schneller auf nur noch wenige Substanzen einschränken als bisher. Diese Technik soll die Entwicklung neuer Medikamente erheblich beschleunigen. Die Technik wird zunächst für Zwecke des Forschungsinstituts entwickelt und wird nach Projektabschluss auch der Arzneimittelindustrie zur Verfügung stehen. Berlin hat neben den bekannten Großunternehmen der Pharmaindustrie eine größere Anzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen, die sich mit Wirkstoffentwicklung befassen. Es wird erwartet, dass die Verfügbarkeit einer solchen neuartigen Screening-Plattform am Standort diesen Unternehmen eine erhebliche Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit verschafft.

4. Telemedizin zur ALS-Behandlung und ALS-Forschung:

An der Amyotrophen Laterlasklerose (ALS) sind alleine in Berlin 200 Patienten erkrankt. Die fortschreitende Lähmung führt zum Verlust jeglicher Bewegungsfähigkeit außer der Augenbewegung. Die Versorgung der Patienten erfolgt meist im häuslichen Umfeld durch Arztvisiten, Pflegepersonal, Angehörige und eine Reihe medizintechnischer Geräte, die den Patienten zur Verfügung gestellt werden. Das Interesse von Patienten, an klinischen Studien teilzunehmen, ist meist hoch, da bisher keine Heilungsmöglichkeiten existieren. Zusätzliche Klinikbesuche sind allerdings für die Patienten außerordentlich anstrengend. Deshalb ist ihnen eine Teilnahme an Studien oft nicht möglich. Im Projekt ALS-Manager, entwickeln die Charité und zwei Unternehmen eine Technik, die sowohl Daten medizinsicher Geräte aus dem häuslichen Umfeld des Patienten als auch Daten zum Fortschreiten der Krankheit, die vom Patienten selbst oder von seinem Pflegepersonal erhoben werden, direkt in eine Klinik übertragen. Auch Bild- und Tonverbindungen zur Telekonsultation der Klinik sind möglich. Patienten soll so ermöglicht werden, ohne zusätzliche Klinikbesuche an Studien teilzunehmen. Bei der regulären Behandlung von ALS-Patienten soll das System eine intensivere Betreuung des Patienten ermöglichen und so die Qualität und die Sicherheitsstandards der Behandlung erhöhen. Kommerzielles Potenzial hat das Projekt durch die Vermarktung der Software für die klinischen Studien und den Betrieb der Telemedizin.

Die TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin fördert aus dem Zukunftsfonds, den sie im Auftrag des Wirtschaftssenators bewirtschaftet, Gemeinschaftsprojekte zwischen Wissenschaft und Industrie, die internationalen Exzellenzmaßstäben genügen und aus wissenschaftlicher Erkenntnis Wertschöpfung in der Stadt entstehen lassen. Die Biotechnologie und die Medizintechnik werden im Rahmen der Innovationsstrategie Berlins gezielt als Kompetenzfeld gefördert. Beide haben in Berlin herausragende wissenschaftliche Kompetenz zu bieten und wachsen schnell. Ein Teil der Fördermittel stammt aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE). Die beteiligten Unternehmen wenden erhebliche Eigenmittel auf. Die Projekte werden durch die TSB-Initiativen TSBMedici, BioTOP Berlin-Brandenburg und Timekontor fachlich begleitet. Die Initiativen der TSB organisieren Netzwerke aus Wissenschaft und Wirtschaft und entwickeln innovative Verbundprojekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Verantwortlich, Rückfragen, Vermittlung von Interviews mit den Projektleitern:
TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin, Geschäftsstelle des Zukunftsfonds, Dr. Christian Hammel, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin, Tel: 030 – 46 30 25 10, Mail: hammel@technologiestiftung-berlin.de

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