Ressourcen für morgen: Forschung in Afrika stärken

Afrika ist reich an natürlichen Ressourcen; an Boden und Wasser, Nutzpflanzen und Energie. Dennoch prägen Hunger und Armut die gesellschaftliche Wirklichkeit vieler Länder im sub-saharischen Afrika. Eine lebenswerte Zukunft für die Menschen dieser Region wird nicht zuletzt davon abhängen, ob die natürlichen Ressourcen sinnvoll und nachhaltig genutzt werden können.

Um dabei ökonomische und ökologische Aspekte in Einklang zu bringen, bedarf es der Forschung vor Ort. Hier setzt die VolkswagenStiftung mit ihrer Förderinitiative „Wissen für morgen – Kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika“ an. Sechs Verbundprojekte zu diesem Themenkomplex hat sie jetzt auf den Weg gebracht. Sie alle zeichnet aus, dass die Wissenschaftler in Afrika qualifiziert werden, dass innerafrikanische Netzwerke aufgebaut und gestärkt werden. Die Vorhaben werden mit insgesamt rund 1,9 Millionen Euro gefördert; im Einzelnen wurden bewilligt:

1.) 255.600 Euro für das Vorhaben „The advancement of Malagasy biologists: Capacity building for the next generation of conservation leaders in collaboration with South African scientists“ von Professor Dr. Jörg Ganzhorn vom Biozentrum Grindel und Zoologischen Museum der Universität Hamburg (Koordinator) – in Zusammenarbeit mit Forschern des World Wide Fund for Nature in Antananarivo, Madagaskar, sowie der University of KwaZulu-Natal und des Natural Science Museum in Durban, Südafrika.

2.) 387.000 Euro für das Vorhaben „Agricultural use and vulnerability of small wetlands in East Africa“, koordiniert von Professor Dr. Mathias Becker vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn – zusammen mit Forschern des Instituts für Pflanzenwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin, dem National Museum of Kenya in Nairobi, Kenia, sowie der University of Dar es Salaam, Tansania.

3.) 440.400 Euro für das Projekt „Modelling of the domestic energy system based on biomass energy in rural areas in southern Africa – BioModels“ von Professor Dr.-Ing. Alfred Voß vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart (Koordinator) – in Zusammenarbeit mit Forschern des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin, sowie in Afrika mit Forschern von Universitäten in Johannesburg und Rondebosch, Südafrika, in Maputo, Mosambik, sowie in Lusaka, Sambia.

— Es folgen nähere Infos zu diesen Vorhaben; im Anschluss in der Kurzübersicht die drei weiteren neu bewilligten Vorhaben.

zu 1: Artenschutz auf Madagaskar
Eine einzigartige Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist auf Madagaskar zu finden. Doch der lebendige Reichtum ist in Gefahr: Die rasch wachsende Bevölkerung und die fortschreitende Vernichtung der Wälder führen zu einem bedrohlichen Artensterben. Dringend notwendig sind moderne Naturschutzkonzepte, und um diese zu entwickeln und durchzusetzen, bedarf es kompetenter Forscher vor Ort. Hier setzt das Vorhaben des deutsch-afrikanischen Forscherteams an, dem Wissenschaftler aus Hamburg, Antananarivo, Madagaskar, und Durban, Südafrika, angehören. Gefördert und umfassend ausgebildet werden vier madagassische Doktoranden im Bereich der „Conservation Biology“ – dem Forschungsfeld, das den Schutz der Biodiversität zum Ziel hat.

Vier Themen werden die Wissenschaftler auf Madagaskar bearbeiten: Beim ersten soll es darum gehen, das Vorkommen und die Variationsbreite an Fledermäusen in verschiedenen Regionen zu ermitteln; in einem zweiten Projekt konzentrieren sich die Forscher mit ihren Untersuchungen auf eine einzelne Fledermausart, die nur auf Madagaskar und den Komoren vorkommt. Für das dritte Projekt geht es in die Wüstenregion im Südwesten Madagaskars. Dort und nur dort lebt Galidictis grandidieri, ein Breitstreifenmungo, der vom Aussterben bedroht ist. Hier gilt es, die Ökologie, Verteilung und Verteilungsdichte des bedrohten Säugetiers zu erforschen. Ähnlich auch beim vierten Vorhaben, bei dem die Landschildkröte Geochelone radiata im Mittelpunkt der Untersuchungen steht.

Die Arbeiten sind multi-disziplinär angelegt und betreffen die Bereiche Systematik ebenso wie Biogeographie. Ziel der Forscher ist es, moderne Methoden anzuwenden: geographische Informationssysteme ebenso wie molekulargenetische Methoden. Die Doktoranden erhalten Spezialkurse; sie werden im Feld und auch bei der Auswertung umfassend unterstützt und damit zu kompetenten Nachwuchswissenschaftlern ausgebildet. Integriert in das Vorhaben sind außerdem Wissenschaftler und Studierende südafrikanischer Universitäten (Durban, Stellenbosch) – ist doch neben dem „capacity building“ die Vernetzung der Forscher innerhalb Afrikas ein wesentliches Ziel der Förderinitiative der VolkswagenStiftung.

Kontakt
Universität Hamburg
Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum
Prof. Dr. Jörg Ganzhorn
Telefon: 040 42838 4224
E-Mail: ganzhorn@zoologie.uni-hamburg.de
zu 2: Die nachhaltige Nutzung von Feuchtgebieten
Feuchtgebiete, die saisonal unter Wasser stehen, nehmen in Afrika südlich der Sahara rund 228 Millionen Hektar ein. Bislang nahezu ungenutzt – und vor allem wenig erforscht – sind dabei die kleinen Feuchtgebiete in Ostafrika, die allein in Tansania und Kenia etwa 12 Millionen Hektar umfassen. Dabei erfüllen sie wichtige Funktionen bei der Nahrungsmittelproduktion, beim Erhalt der biologischen Vielfalt sowie als Speicher für Wasser und Kohlenstoff. Die derzeitige demografische und ökonomische Entwicklung führt dazu, dass die Flächen mehr und mehr genutzt werden – insbesondere, um die wachsenden urbanen Märkte und damit die Menschen mit Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen zu versorgen. Bisher aber fehlt es an Konzepten, die aufzeigen, wie sich die intensivere Bewirtschaftung der Flächen mit den Zielen Nachhaltigkeit und Umweltschutz vereinbaren lässt. Eben solche Handlungsoptionen will das deutsch-afrikanische Forscherteam in seinem Vorhaben erarbeiten. Ihr Ziel ist es, eine quantitative Basis zu schaffen, anhand derer sich das derzeitige und künftige Potenzial kleiner Feuchtgebiete in Ostafrika bewerten lässt. Nur dann wird es möglich sein, effektive und nachhaltige Landnutzung so zu planen, dass auch der Umweltschutz angemessen einbezogen ist.

Das Vorhaben integriert die Bereiche Ökologie, Hydrologie, Agronomie, Soziologie und Geographie; die beteiligten Forscher stellen sich dem Thema in vier interdisziplinären Projektgruppen. Zum einen wollen sie die Feuchtgebiete quantitativ erfassen, des Weiteren werden sie den Artenreichtum kennzeichnen und Wasser- und Nährstoffflüsse messen, außerdem das landwirtschaftliche Nutzungspotenzial der Flächen bestimmen. Anhand der Daten soll ein umfassendes Modell entstehen, mit dem sich Szenarien einer nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten abbilden lassen.

Kontakt
Universität Bonn
Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz
Prof. Dr. Mathias Becker
Telefon: 0228 73 4001
E-Mail: mathias.becker@uni-bonn.de
zu 3: Der Bedarf an Holzkohle steigt – und der Wald schwindet
In den ländlichen Gebieten im südlichen Afrika verwenden die meisten Menschen Holzkohle als Energiequelle. Mit wachsender Bevölkerung und zunehmender Armut wächst der Druck auf den Wald. Noch fehlen Lösungswege, die die Energieversorgung und die Ökologie unter einen Hut bringen und so eine nachhaltige Nutzung der Wälder ermöglichen. Um dies zu erreichen, haben sich Forscher aus Deutschland und Afrika zusammengeschlossen. Sie werden Informationen zu Verbrauchsstrukturen sowie Hemmnissen und Nutzungsmöglichkeiten der Bioenergie in ländlichen Haushalten erheben. Im Projekt werden Preisstrukturen ebenso erfasst wie qualitative sozioökonomische Faktoren; außerdem planen die Forscher eine Kopplung des Energiemodells mit einem Biomasse-Modell. Ziel ist es letztlich Konzepte zu erarbeiten, die aufzeigen, wie sich der lokale Energiebedarf decken lässt bei einer zugleich nachhaltigen Nutzung der vorhandenen Biomasse.

Das Netzwerk mit drei Instituten aus Südafrika, jeweils einem Institut aus Mosambik und Sambia sowie zwei deutschen Instituten gewährleistet einen intensiven wissenschaftlichen Austausch innerhalb des südlichen Afrikas und zwischen Deutschland und dem südlichen Afrika. Die Institute in Berlin und Stuttgart steuern hierzu spezifische Kenntnisse in den Bereichen Energiemodelle, Bioenergie und Sozioökonomie bei. Ein Transfer der Ergebnisse in die Entscheidungsprozesse ist eingeplant. Die Weiterqualifikation der beteiligten Doktoranden wird auch hier nachhaltig die Forschungen in Afrika beeinflussen.

Kontakt
Universität Stuttgart
Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung
Prof. Dr.-Ing Alfred Voß
Telefon: 0711 685 87800
E-Mail: av@ier.uni-stuttgart.de
Bewilligt wurden in der Förderinitiative zudem:
4.) 450.200 Euro für das Vorhaben „Challenges and opportunities for nutrient efficient agriculture in West African cities“ von Professor Dr. Andreas Bürkert und Professor Dr. Eva Schlecht (Koordinatoren) sowie Professor Dr. Oliver Hensel vom Institut für Nutzpflanzenkunde der Universität Kassel – in Zusammenarbeit mit Forschern des Deutschen Instituts für Tropische und Subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen, der Catholic University of Louvain in Belgien, der Wageningen University in den Niederlanden, sowie Forschern des International Center for Tropical Agriculture in Nairobi, Kenia, der Ahmadu Bello University in Zaria, Nigeria, des Centre National de la Recherche Scientifique et Technologique in Ouagadougou, Burkina Faso, und dem National Council for Agricultural Research in Bamako, Mali.
Kontakt
Universität Kassel
Institut für Nutzpflanzenkunde
Prof. Dr. Andreas Bürkert
Telefon: 05542 98 1228
E-Mail: buerkert@uni-kassel.de
5.) 129.100 Euro für das Vorhaben „Sustainable Restitution/Recultivation of Artisanal Tantalum Mining Wasteland in Central Africa – a Pilot Study“ von Professor Dr. Walter Pohl vom Institut für Umweltgeologie der Technischen Universität Braunschweig (Koordinator) – gemeinsam mit Professor Dr. Bernd Lehmann vom Institut für Mineralogie der Technischen Universität Clausthal, sowie drei Forschergruppen in Rwanda, am Kigali Institut of Education, an der National University of Rwanda und an der Catholic University Bukavu, außerdem Forschern an der Makerere University, Uganda, und der University of Burundi.
Kontakt
Technische Universität Braunschweig
Institut für Umweltgeologie
Prof. Dr. Walter Pohl
Telefon: 053139 17244
E-Mail: walter.pohl@tu-bs.de
6.) 199.300 Euro für das Projekt „Conservation and Sustainable Use of Amphibians in Madagascar: Integrating Species and Area Priority Assessments with a Standardization of Monitoring Techniques“ von Professor Dr. Miguel Vences vom Zoologischen Institut der Technischen Universität Braunschweig (Koordinator) – in Zusammenarbeit mit Forschern der Zoologischen Staatssammlung in München sowie der Université d'Antananarivo, Madagaskar, und der North-West-University in Potchefstroom, Südafrika.
Kontakt
Technische Universität Braunschweig
Zoologisches Institut
Prof. Dr. Miguel Vences
Telefon: 0531 3913237
E-Mail: m.vences@tu-bs.de
Sie finden alle beteiligten Projektpartner der sechs Vorhaben im Internet unter
http://www.volkswagenstiftung.de/fileadmin/downloads/Afrika.pdf
Kontakt
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 0511 8381 380
E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
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Förderinitiative der VolkswagenStiftung
Dr. Detlef Hanne
Telefon: 0511 8381 389
E-Mail: hanne@volkswagenstiftung.de

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