Innovative Produkte von kreativen Köpfen

Großer Erfolg für Wissenschaftler und Absolventen der Technischen Universität Berlin beim Innovationspreis Berlin-Brandenburg 2006. Gleich zwei der vier Preisträger kommen von der TU Berlin: das Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung mit Prof. Dr.-Ing. Bernd Hillemeier und Dipl.-Ing. Andrei Walther sowie das TU-Fachgebiet Mikrotechnik mit Prof. Dr. Heinz Lehr und Dr.-Ing. Stephan Schrader.

Ebenfalls ausgezeichnet wird die Christoph Miethke GmbH & Co. KG von TU-Alumnus Christoph Miethke. Alle Preisträger erhalten je 10.000,- Euro Preisgeld. Die Preisverleihung findet heute, am 1. Dezember 2006, ab 19.30 Uhr im „ewerk“ in Berlin-Mitte statt.

Der Preis wird gemeinsam von den Ländern Berlin und Brandenburg vergeben. Mit ihm werden innovative Entwicklungen ausgezeichnet, die zudem marktwirtschaftlichen Erfolg versprechen. 146 Anträge wurden in diesem Jahr eingereicht, sieben Anträge kamen in die engere Auswahl.

Ein Messsystem ist auf Draht

Das Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung der TU Berlin hat ein „Mobiles Messsystem zur Spanndrahtbruchortung in Querspanngliedern von Brückenplatten“ entwickelt. Damit können Spannbetonbrücken überprüft werden, ohne dass es zu langwierigen Brückensperrungen kommt. Allein in Deutschland gibt es über 25.000 solcher Brücken, die durch defekte Drähte potentiell vom Einsturz bedroht sind. Ursachen sind die zunehmende Belastung durch den steigenden Verkehr und das im Winter auf Straßen eingesetzte Tausalz.

Bislang musste zur Überprüfung stets der Fahrbahnbelag geöffnet werden. Mit dem neuen System, das insbesondere nachts eingesetzt werden soll, wird das überflüssig. Dabei hilft der Magnetismus. Wird ein Draht magnetisiert, hat er an den Enden einen Nord- und einen Südpol. Weist der magnetisierte Draht eine Bruchstelle auf, hat man genau dort einen Dipol: Nord- und Südpol der beiden Bruchstücke treffen aufeinander. Diesen Effekt macht sich das neue Messsystem zunutze: Ein Magnetwagen rollt über die Brücke und magnetisiert die Drähte. Ein mitfahrender Rotationssensor erkennt Poländerungen und zeichnet sie auf. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf Beschädigungen ziehen. Ähnliche Systeme werden bereits seit einigen Jahren verwendet, benötigen jedoch viel Zeit. So muss zum Beispiel bislang die Betonoberfläche zur Magnetisierung mehrfach überfahren werden. Dank eines neu entwickelten und konstruierten Magneten sowie besserer Sensoren zum Messen geht die Überprüfung nun deutlich schneller. Rund 100 Meter schafft das System in einer Stunde, damit können Brücken innerhalb einer Nacht überprüft werden.

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Bernd Hillemeier, Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung der TU Berlin, Tel.: 030/314-72101, Fax: – 72110, E-Mail: b.hillemeier@bv.tu-berlin.de, WWW: www.baustoffe.tu-berlin.de

Neue Einblicke dank Mikromotor

Streichholzgroße digitale Videokameras mit Linsen, die nicht größer sind als ein Ameisenkopf, gehören längst zum Stand der Technik – solange die Linsen festeingeklebt sind. Etwas völlig Neues sind jedoch winzige Kameras, die wie große Geräte über einen automatischen Fokus und optische Zoomfunktion verfügen. Bei großen Geräten werden die Linsen durch einen rotierenden Elektromotor angetrieben. In Miniaturgeräten gibt es dafür nicht genug Platz. Bislang gelang es auch nicht, die Linsen in solchen winzigen Systemen gezielt zu verschieben und exakt zu positionieren. Mit einem neuartigen Mikromotor für optische Systeme, der am Fachgebiet Mikrotechnik der TU Berlin entwickelt wurde, wurde aus der Vision nun Wirklichkeit.

Der Mikromotor ist in die Kamera integriert. Der Motor bewegt die Linsen mit äußerster Präzision, und nicht nur das: Bei der Bewegung der Linsen treten Beschleunigungen auf, die bis zu fünfmal schneller sind als bei einem Formel-1-Rennwagen. Diese hohe Dynamik ist die Grundlage für die äußerst schnelle Scharfstellung bei optischen Systemen. Der Motor ermöglicht so den Bau von hochwertigen Kleinstkameras mit einem aktiven Linsensystem, die dem Anwender durch die Fokus- und Zoomfunktion völlig neue Perspektiven bieten. Eingesetzt wird dieser „miniaturisierte Linearantrieb für optische Systeme“ in technischen oder medizinischen Endoskopen, Überwachungssystemen oder Mobiltelefonen.

Die Erfindung wurde in Zusammenarbeit mit dem Servicebereich Kooperationen Patente Lizenzen der TU Berlin und der Berliner Patentverwertungsagentur ipal GmbH patentiert und verwertet.

Kontakt: Prof. Dr. Heinz Lehr, Fachgebiet Mikrotechnik der TU Berlin, Tel.: 030 / 314-23846, Fax: 314-26610, E-Mail: lehr@iridium.fmt.tu-berlin.de, WWW: www.fmt.tu-berlin.de/

Belastende Operationen ersparen

ProSA ist ein neuartiges Ventil zur Behandlung des Hydrocephalus, dem Wasserkopf. Infolge einer überhöhten Ansammlung von Hirnwasser kommt es bei dieser Krankheit zu einem schädlichen Ab-bau von Hirngewebe. Unbehandelt kann es zum Erliegen der Blutversorgung im Gehirn und schließlich zum Tod des Patienten kommen. Um den Druck im Gehirn zu senken, wird ein Ventil implantiert. Es leitet über eine gleichfalls implantierte Drainagesystem die überschüssige Flüssigkeit aus dem Kopf des Patienten in den Bauchraum ab. Das 1999 mit dem Innovationspreis ausge-zeichnete Ventilkonzept wurde jetzt von der Christoph Miethke GmbH & Co. KG weiterentwickelt. Die Neuerung besteht darin, dass sich das Produkt nun an das jeweilige Alter des heranwachsenden Patienten und dessen Positionsänderung anpassen lässt. Die meisten anderen Produkte sind nicht in der Lage, angemessen zu reagieren – zum Beispiel, wenn sich ein Patient, der in seinem Bett gelegen hat, aufrichtet und hinstellt. Damit es nicht zu schweren Komplikationen kommt, muss bei einer Veränderung der Position die Einstellung des Ventils angepasst werden. Das neue Ventil ermöglicht erstmals die voneinander unabhängige Einstellung der Ventilfunktionen für die stehende und liegende Position. Dies ist insbesondere bei Kleinkindern und Säuglingen von Bedeutung. Anders als bei anderen Produkten ist außerdem die Überprüfung der Einstellung ohne belastende Röntgenuntersuchung möglich.

Kontakt: Christoph Miethke, Christoph Miethke GmbH & Co. KG, Tel: 0331/620830, Fax: 0331/6208356, E-Mail: christoph.miethke@miethke.com, WWW: www.miethke.com

Weitere Informationen:
http://www.tu-berlin.de/presse/pi/2006/pi294.htm
http://www.baustoffe.tu-berlin.de
http://www.fmt.tu-berlin.de/
http://www.miethke.com

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Ramona Ehret idw

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