4,6 Millionen Euro für Bremer Mikrosystemtechnik

Großer Erfolg für die Bremer Mikrosystemtechnik: Für den Aufbau und Betrieb einer GmbH, die die Entwicklung und den Einsatz von Mikrosystemen gezielt vorantreiben soll, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) jetzt 4,6 Millionen Euro zugesichert. Die GmbH mit dem Namen „Embedded Microsystems Bremen“ (EMB) wird in Kürze von der Universität Bremen gegründet. Sie soll innovative Mikrosystemtechnik-Entwicklungen aus Bremer Forschungsinstituten zusammen mit Firmen aus der Hansestadt in marktreife Produkte umsetzen.

Die Federführung innerhalb der GmbH hat das Microsystems Center Bremen (MCB) der Universität. Beteiligt sind zudem das Mobile Research Center (MRC) der Universität, das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), das Institut für Mikroelektronik, Mikromechanik und Mikrooptik (i3m) der Hochschule Bremen, die International University of Bremen (IUB), das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), die microFAB Bremen GmbH, die Protron Mikrotechnik GmbH, die NB-Technologies GmbH, die Campus Micro Technologies GmbH und die VEW-Vereinigte Elektronikwerkstätten GmbH.

Eingebettete Systeme – englisch: embedded systems – sind einer der großen Zukunftsmärkte der Mikrosystemtechnik. Immer kleinere Sensoren und Bauteile ermöglichen den Einsatz modernster Technologien in Bereichen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Etwa in der Kleidung: So sind mittlerweile Sensoren möglich, die in der Bekleidung von Rettungskräften, Sportlern oder Astronauten wichtige Körperwerte messen. „Denkbar ist etwa ein Schutzanzug für Feuerwehrleute, der automatisch signalisiert, wenn ein Feuerwehrmann in Ohnmacht gefallen ist“, erläutert Professor Walter Lang (MCB), künftig Projektleiter und Vorstandssprecher der Embedded Microsystems Bremen.

Weitere Anwendungsgebiete sind die Logistik, die Raumfahrt oder die Automobilbranche. Mit dem Fahrzeugkomponenten-Hersteller Hella sollen beispielsweise Systeme entwickelt werden, die automatisch das Klima im Fahrgastraum eines Autos steuern. Dabei kommen winzige Gassensoren zum Einsatz, die das Luftgemisch aufnehmen. Die Analyse der Zusammensetzung führt zu einer automatischen Steuerung der Lüftungsklappen. Mit dem Raumfahrtunternehmen OHB System ist eine Verbesserung von kleinen Gelenken geplant, die an Satelliten die Solarpanels ausklappen. „Kleiner, leichter, intelligenter ist hier das Ziel“, so Walter Lang. Bei der Auto-Logistik wiederum lässt sich durch den Einsatz von Radio Frequenz Identifikations-Etiketten (englisch: Radio Frequency Identification / RFID) in erheblicher Weise Zeit und Geld einsparen. „In großen Terminals, wo täglich mehrere tausend Autos verschoben werden, kann ein Arbeiter Rechnereinheiten in der Kleidung tragen. Diese nehmen dann mit den RFID-Chips in den Autos Kontakt auf. Wenn ein Auto umgestellt wird, kann es darüber seine neue Position an einen Zentralrechner schicken – so weiß man immer, welches Fahrzeug wo ist“, erläutert Olaf Lassek, Geschäftsführer des MCB.

Die Mikrosystemtechnik im Land Bremen hatte sich bei einer entsprechenden Ausschreibung des BMBF gegen harte Konkurrenz durchgesetzt. Das Bundesministerium vergab schließlich Mittel für sechs sogenannte Applikationszentren. Außer in Bremen entstehen diese in Freiburg, Berlin, Dortmund, Erfurt und München.

„Dass die Bremer Mikrosystemtechnik dabei ist, freut uns sehr, ist aber auch nachvollziehbar“, so Professor Lang zu der positiven Entscheidung. „Die Mikrosystemtechnik ist hier seit Jahren sowohl wissenschaftlich technologisch als auch industriell fest verankert. Eine Reihe von kleinen, mittleren und auch großen Firmen arbeitet an der Herstellung und Anwendung von Mikrosystemen – etwa die microFAB Bremen GmbH, Hella Fahrzeugkomponenten GmbH, EADS und weitere.“ Forschung und Entwicklung werde an drei Hochschulen und einem Fraunhofer-Institut mit großer Kompetenz und sehr guter technologischer Ausstattung in den Bereichen Siliziumtechnologie, Mikroformgebung, Mikroklebetechnologien und Materialforschung für die Mikrosystemtechnik betrieben. Dazu kommen weitere Einrichtungen, die sich auf spezielle Anwendungen wie Textilintegration, Medizintechnik oder Logistik fokussieren.

„Mit der fünfjährigen Förderung durch das BMBF hat sich auch die Strategie des Landes Bremen ausgezahlt, industrienahe Forschung und Entwicklung durch mehrere Transferorganisationen voranzutreiben, die an die Universität angegliedert sind“, so Lang, der auch die Unterstützung der senatorischen Behörde bei der erfolgreichen Antragstellung nachdrücklich hervorhebt. Um den industriellen Mikrosystemtechnik-Standort Bremen auch langfristig zu sichern und auszubauen sowie die vorhandenen Synergien stärker im Sinne marktfähiger Produkte zu nutzen, sei die Embedded Mircosystems Bremen als unabhängige Transferorganisation nötig: „Damit können wir über die Forschung hinaus gehen und Hersteller und Anwender mit den Forschungsinstitutionen zusammen bringen. Die Folge sind verstärkte industrielle Entwicklungs- und Umsetzungsprojekte.“

Die Fokussierung liege eindeutig auf marktreifen Produkte und Anwendungen in der Mikrosystemtechnik. Dazu sollen die am Standort Bremen vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten in den Bereichen Entwicklung, Fertigung und Systemintegration gebündelt werden. „Wir streben komplette Lösungen an – beginnend mit der Materialentwicklung und -auslegung, über die Herstellung von Prototypen bis hin zur Integration von Einzelkomponenten für die Serienfertigungen von Mikrosystemtechnikapplikationen“, so Olaf Lassek. Abgedeckt werde damit die vollständige Wertschöpfungskette – von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Serienfertigung.

Die neue Mikrosystemtechnik-GmbH richtet sich dabei nicht nur an große Unternehmen, sondern auch und insbesondere an Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU). Speziell diese sollen von dem engen Kompetenzverbund profitieren. So können im Applikationszentrum erarbeitete Lösungen und vorhandene Kompetenzen zielgerichtet und damit kostengünstig kleineren Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, welche damit ihre Marktposition im stärker werdenden Wettbewerb entscheidend verbessern können. Gerade für KMU, die in der Regel nicht über entsprechende Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verfügen, ist der „One-Hand-Service“ ein Vorteil.

Viele der am EMB beteiligten Institute und Firmen stellen sich beim ersten Bremer-Mikrosystemtechnik-Tag an der Universität vor, der am 27. September (9 bis 17 Uhr) mit Vorträgen und einer begleitenden Messe stattfindet.

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