Für eine weltweit bessere Versorgung nierenkranker Kinder

Medizinische Experten aus aller Welt, die sich um chronisch nierenkranke Kinder kümmern, haben künftig die Chance, ihre Erfahrungen zur Versorgung ihrer kleinen Patienten über ein neues Internet-Portal auszutauschen und von den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu profitieren.

Für den Aufbau dieses einmaligen Projekts ist Professor Dr. Franz Schaefer, Leiter der Sektion Pädiatrische Nephrologie an der Heidelberger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, der mit 10.000 Euro dotierte „Faculty Award“ der Firma IBM verliehen worden. Die neuartige Plattform, die sich derzeit im Aufbau befindet, sammelt Behandlungsdaten dialysierter Kinder und vermittelt die weltweite Expertise von Spezialisten im Bereich der Dialyse und Nierenheilkunde bei Kindern. Besonders der Versorgung nierenkranker Kinder in Entwicklungsländern könnte das Portal zugute kommen.

Professor Schaefer ist einer der ersten Mediziner überhaupt, den die IT-Firma mit diesem Innovationspreis auszeichnet. Gefördert werden richtungweisende Forschungsarbeiten, deren Ergebnisse für die IT-Industrie von Bedeutung sind. Die Preisträger wählt ein hochkarätiges internationales Gremium aus IBM-Forschern und Wissenschaftlern aus. „Wir sind froh, mit dem IBM Faculty Award einen Beitrag beim Aufbau dieses weltweiten Medizin-Portals zu leisten“, erklärt Erwin Jung, Leiter IBM Wissenschaftsbeziehungen.

In Entwicklungsländern sterben viele chronisch nierenkranke Kinder

Mit der Betreuung schwer nierenkranker Kinder, der Blutwäsche (Dialyse) und der Nachsorge nach Nierentransplantation befassen sich vergleichsweise wenige Spezialisten weltweit; in Deutschland werden einige 100 Kinder versorgt. Weltweit sterben derzeit noch bis zu 30-50 Prozent aller nierenkranken Kinder ohne adäquate Nierenersatztherapie; in vielen Ländern befinden sich aber Behandlungsprogramme im Aufbau. Deshalb sind neue Möglichkeiten des internationalen Erfahrungsaustausches besonders wertvoll.

Versagen die Nieren und steht keine Spenderniere zur Transplantation zur Verfügung, wird das Blut bei Kindern meist mittels Bauchfelldialyse gereinigt: Flüssigkeit wird täglich in den Bauchraum eingelassen und entzieht dort dem Blut die Schadstoffe, bevor sie wieder abgelassen wird. Für Kinder ist diese zuhause durchführbare Form der Blutwäsche weitaus günstiger als das stärker belastende Reinigen des Blutes in einer Maschine (Hämodialyse). Zudem ist es die preisgünstigste Form der Dialyse, die auch in Entwicklungsländern prinzipiell möglich ist.

Internationale Datenbank und einheitliche Behandlungsstandards

„Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist der Aufbau einer internationalen Datenbank“, berichtet Professor Schaefer. Durch die systematische Erfassung von Patientendaten werden die Mediziner die Behandlungserfolge ihres Zentrums unmittelbar mit den Durchschnittswerten des Netzwerks vergleichen können. Erfasst werden Informationen zur Funktionsdauer und Qualität der Dialyse, Komplikationsraten sowie zu Wachstum und Gedeihen, aber auch der Lebensqualität der Kinder. Auch werden innovative Werkzeuge für die Analyse biometrischer Daten bereitgestellt und ein Diskussionsforum zu schwierigen Behandlungsfällen eingerichtet. Ziel dieser Anstrengungen ist es, weltweit einheitliche Behandlungsstandards für die Kinderdialyse zu erreichen.

Auch das Telemonitoring, die elektronische Fernüberwachung lebenswichtiger Patientendaten, soll eingebunden werden. In diesem Bereich können die Heidelberger Kinderärzte bereits eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den IT-Spezialisten der IBM vorweisen. In einem Pilotprojekt bei Dialyse-Patienten der Heidelberger Universitätskinderklinik konnte unlängst mit einem System, das mit Handy, einer Waage und einem Blutdruckmessgerät arbeitet, eine eindrucksvolle Verbesserung der Behandlungsqualität bei heimdialysierten Kindern erzielt werden.

Bei Rückfragen von Journalisten:
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