Forschungsministerium unterstützt neue Ansätze in der Krebsforschung

Gute Nachrichten aus Berlin: Gleich zwei Krebsforschungs-Projekte des Darmstädter Diagnostika-Unternehmens R-Biopharm werden nun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert. Dessen Parlamentarische Staatssekretär, Andreas Storm, übergab dem Vorstandsvorsitzenden der R-Biopharm AG, Dr. Ralf M. Dreher, heute (19.) den Zuwendungsbescheid für ein Krebsforschungs-Vorhaben, durch das Metastasen bildende Krebszellen bereits im Körper erkannt werden sollen. Außerdem informierte sich Storm über den Stand eines Projekts, das Diagnostik und Therapie von Krebs revolutionieren könnte und das sein Ministerium bereits seit Mai mitfinanziert.

Beide Vorhaben setzen bei Krebszellen an, die einen veränderten Stoffwechsel aufweisen und besonders aggressiv sind. Dieser veränderte Stoffwechsel wurde bereits von dem deutschen Nobelpreisträger Otto Warburg im Jahr 1924 beschrieben, seine Ursache aber nicht geklärt.

Dies ist nun dem Tumorbiologen Dr. Johannes F. Coy und dem Mikrobiologen Dr. Peter Schubert von R-Biopharm gelungen: Aggressive Krebszellen, die tödliche Metastasen bilden, decken ihren Energiebedarf ausschließlich aus Sauerstoff unabhängigen Abbaureaktionen von Glukose. Damit ist ein neues Forschungsfeld – in den USA bereits „Tumor Bioenergetics“ genannt – geboren, da die detaillierte Erforschung des Stoffwechsels metastasierender Krebszellen völlig neue Perspektiven für die Therapie und für die Diagnostik bieten. Die Bedeutung ihrer Arbeiten wurde inzwischen durch renommierte Krebsforscher in Boston und Philadelphia bestätigt. Amerikanische Forschungsinstitute streben an, Deutschland die Spitzenstellung auf diesem Sektor streitig zu machen.

Eine zentrale Rolle für diesen veränderten Stoffwechsel scheint das von Dr. Coy entdeckte bislang unbekannte Enzym Transketolase-like 1 (TKTL 1) zu spielen. Es ist besonders in den Metastasen bildenden Zellen enthalten. Gelingt es, diese Zellen zu identifizieren und die Glukosevergärung durch Wirkstoffe zu unterbinden, die das Enzym TKTL-1 blockieren, kann das Tumorwachstum erfolgreich gehemmt werden.

Das BMBF fördert zum einen die Weiterentwicklung eines solchen Hemmstoffs zum Medikament, zum anderen die Entwicklung einfacher anwendbarer Diagnoseverfahren. Bisher ist TKTL-1 nur in Gewebeschnitten nachweisbar. Künftige Tests sollen das Enzym auch in Körperflüssigkeiten aufspüren.

Beim zweiten „TumorVision“ genannten Projekt geht es darum, die Veränderung von Zellen hin zu invasiven, metastasierenden Tumoren bereits im Körper des Patienten zu erkennen. Dazu werden fluoreszenz-endoskopische Verfahren entwickelt, bei denen wiederum das Enzym TKTL-1 sowie das Enzym DNaseX sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise lassen sich kleinere Tumore bereits in einem Frühstadium unmittelbar nach der Diagnose entfernen.

Wie Staatssekretär Andreas Storm betonte, sind beide geförderten Forschungsprojekte ein Beitrag, um die führende Stellung Deutschlands im Bereich „Tumor Bioenergetics“ auszubauen. „Im internationalen Wettbewerb sind neue Ideen und innovative Produkte für den Erfolg unserer Wirtschaft wichtiger denn je“, sagte Storm. „Gerade mittelständische Unternehmen leisten mit Erfindergeist und Risikobereitschaft einen entscheidenden Beitrag für wirtschaftliches Wachstum.“ Deshalb fördere die Bundesregierung gezielt den Aufbau von Netzwerken zwischen der Forschung an Universitäten, Forschungseinrichtungen und in den Unternehmen. Damit werde insbesondere die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis verbessert.

Der Vorstandsvorsitzende der R-Biopharm AG, Dreher, wies auf die enorme Bedeutung dieser Forschungen für viele Krebspatienten hin. Obwohl mit der Marktreife des neuen Medikamentes nicht vor 2015 zu rechnen sei, könnten sie schon heute von der Entdeckung des Enzyms TKTL-1 profitieren. Bei Patienten, in deren Krebszellen das Enzym TKLTl-1 nachweisbar ist, kann unter Umständen eine Umstellung auf eine glukose- und kohlehydratarme Ernährung in Kombination mit einer klassischen Chemotherapie das Wachstum des Tumors gehemmt werden.

R-Biopharm beschäftigt rund 220 Mitarbeiter, davon 140 in Deutschland und erzielte einen Umsatz von 42,5 Millionen Euro im letzten Jahr.

Media Contact

Dr. Wolfgang Schartl presseportal

Weitere Informationen:

http://www.R-Biopharm.de

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