Landesforschungspreis Baden-Württemberg

Der baden-württembergische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Peter Frankenberg hat am 4. Mai in Stuttgart die Träger des Landesforschungspreises 2005 bekanntgegeben. Mit dieser Auszeichnung, die zum 16. Mal vergeben wird, stellt das Wissenschaftsministerium einmal im Jahr herausragende Forscherinnen und Forscher der Öffentlichkeit vor. Das Preisgeld beträgt je 100.000 Euro für Arbeiten in den Bereichen Grundlagenforschung und angewandte Forschung. Das Wissenschaftsministerium vergibt damit das höchste Preisgeld eines Bundeslandes, „ein Beleg dafür, dass Wissenschaft und Forschung in Baden-Württemberg einen Schwerpunkt der Landespolitik bilden“, so Frankenberg. Die Preisverleihung findet am 7. Juni an der Universität Freiburg statt.

Den Landesforschungspreis für Angewandte Forschung erhält der Physiker Prof. Dr. Martin Wegener vom Institut für Angewandte Physik an der Universität Karlsruhe. Das Team von Prof. Wegener, das sowohl am Forschungszentrum Karlsruhe als auch an der Universität Karlsruhe angesiedelt ist, arbeitet im Bereich der Nanotechnologie: Die Forscher haben erstmals ein Verfahren entwickelt, das es erlaubt, dreidimensionale photonische Kristalle zuverlässig und preisgünstig herzustellen. Die physikalischen Eigenschaften dieser künstlich erzeugten Materialien sind einzigartig. Sie sollen es den Forschern eines Tages erlauben, kompakte Chips zu bauen, die auf Lichtbasis funktionieren und beispielsweise im Internet eingesetzt werden können. In der Informationstechnik spielen künstliche Materialien, die mithilfe der Nanotechnologie hergestellt werden, eine Schlüsselrolle, so dass Entdeckungen von Grundlagenforschern oft schon nach kurzer Zeit zu einem gewaltigen Technologiesprung führen.

„Licht als Informationsträger hat zwei attraktive Eigenschaften: Zum einen sind Photonen fast immer viel schneller als Elektronen, zum anderen können sich zwei Lichtstrahlen gegenseitig durchdringen, ohne sich zu stören“, erläuterte Prof. Dr. Martin Wegener. „Elektrischer Strom erlaubt dies nicht, weil die Ladungsträger einander beeinflussen und Kurzschlüsse produzieren.“ Bislang gab es aber jedoch keine geeigneten Werkstoffe, mit denen sich das Licht lenken, bündeln, umwandeln und filtern lässt. Die photonischen Kristalle des Wegener-Teams schaffen jetzt Abhilfe.

Den Landesforschungspreis für Grundlagenforschung erhält Prof. Dr. Rolf Stürner von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg für die Erarbeitung neuer internationaler Prozessprinzipien. Aufgrund der Globalisierung nehmen transnationale Prozesse zu. Daher stellt sich die Frage, nach welchem Recht diese Verfahren durchgeführt werden. Das angloamerikanische und das kontinentaleuropäische Rechtssystem unterscheiden sich grundsätzlich: Für deutsche Unternehmen besteht zum Beispiel die Gefahr, dass sie nicht nur mit hohen Schadensersatzansprüchen konfrontiert werden, sondern dass sie Informationen preisgeben müssen, die nach kontinentaleuropäischem Rechtsverständnis geschützt sind.

Die von Rolf Stürner erarbeiteten Prinzipien wurden erstmals von Koordinierungsstellen aller Industriestaaten, einschließlich China und Russland, einstimmig verabschiedet. „Entscheidend war, die unterschiedlichen geschichtlichen und kulturellen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Dadurch kamen dann auch die gemeinsamen Grundlagen der beiden gegenwärtig unterschiedlichen Systeme zum Vorschein. So erhielten wir einen Ansatzpunkt für den gemeinsamen Dialog“, erklärt Rolf Stürner den Durchbruch.

Die Prinzipien enthalten Vorschläge für die Prozessordnung und grenzen die US-amerikanische gerichtliche Zuständigkeit ein. Darüber hinaus beschreiben sie Mindestanforderungen für Verhaltens- und Vorgehensweisen. Zur Wahrung der richterlichen Neutralität wird hier zum Beispiel festgelegt, dass nicht einseitig mit Parteien telefoniert werden soll. Ein anderes Prinzip ist, dass internationale Klagezustellungen in verständlicher Sprache, also übersetzt, erfolgen sollen. Vorschläge betreffen auch die Rollenverteilung zwischen Richtern und Anwälten, die Verteilung der Prozesskosten und die Voraussetzungen einer Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen. Sie legen das Verfahren bei der Ermittlung fremden Rechts fest und schaffen Grundregeln für den Auftritt fremder Anwälte vor Gericht. Vor allem aber versuchen sie, wettbewerbs-relevante Informationen besser zu schützen.

Mit dem Preisgeld von je 100.000 Euro bietet sich den Forschern die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen Vorhaben weiter voranzutreiben bzw. neue Perspektiven und Handlungsspielräume zu eröffnen. „Die Bedeutung eines Preises hängt wesentlich davon ab, nach welchen Kriterien er vergeben wird. Beim Landesforschungspreis Baden-Württemberg sind die Maßstäbe sehr hoch“, so Minister Frankenberg. Vorgeschlagen werden können entsprechend herausragende Arbeiten, die an den Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes angefertigt wurden. Aus welchen Fachrichtungen die Bewerber kommen, spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist allein die wissenschaftliche Exzellenz. Die Entscheidung über die Preisvergabe trifft eine unabhängige Jury aus 14 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

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Biljana Bojic

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