Communicator-Preis 2006 für Friedemann Schrenk

Paläobiologe erhält 50 000 Euro für die beste Vermittlung von Wissenschaft in die Öffentlichkeit


Gemeinsame Pressemitteilung von Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Nr. 12, 5. April 2006

Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ geht in diesem Jahr an Friedemann Schrenk. Der Frankfurter Professor für Paläobiologie wird für herausragende Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit ausgezeichnet. Der Preis ist mit 50 000 Euro dotiert und wird gemeinsam von den Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft am 18. Juli 2006 in einer Festveranstaltung während des Wissenschaftssommers in München verliehen.

Der Communicator-Preis ist in enger Zusammenarbeit zwischen DFG und Stifterverband entstanden und wird in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen. Mit diesem Preis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die sich nachhaltig und in herausragender Weise um die Vermittlung ihrer Arbeit in eine breite Öffentlichkeit bemühen. Eine Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten beurteilt die Bewerbungen nach den Kriterien Relevanz, Zielgruppe, Originalität und Nachhaltigkeit. In diesem Jahr gingen 44 Bewerbungen aus verschiedenen Fachgebieten ein, von denen zehn in die engste Wahl kamen. Unter ihnen wählte die Jury einstimmig Friedemann Schrenk als Träger des Communicator-Preises 2006 aus.

Friedemann Schrenk wurde 1956 in Stuttgart geboren und studierte Geologie, Zoologie und Paläontologie an der TU Darmstadt und in Johannesburg (Südafrika). Nach seiner Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main im Jahr 1987 war Schrenk Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Morphologie des Universitätsklinikums Frankfurt und anschließend ein Jahr am Lehrstuhl für Spezielle Zoologie an der Universität Tübingen. Von 1988 bis 2000 war der Preisträger zunächst als Kustos in der Geologisch-Paläontologischen und Mineralogischen Abteilung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt tätig, später als Abteilungsleiter. Seit April 2000 hat Schrenk eine Professur für Paläobiologie der Wirbeltiere an der Universität Frankfurt/Main inne und ist Leiter der Abteilung für Paläoanthropologie und Quartärpaläontologie am Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, einem der 84 Leibniz-Institute.

Der Forschungsschwerpunkt von Schrenk liegt in der Paläoanthropologie. Im Zentrum seiner Wissenschaft stehen Fragen wie „Was ist der Mensch?“ oder „Wie ist die Gattung Homo sapiens entstanden?“ Ziel seiner Forschungen ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Bildes der Evolution des Menschen in Abhängigkeit von Klima-, Umwelt- und Nahrungsveränderungen. Schrenk, der die einzige Grabungslizenz für Ostafrika besitzt, ist vor allem in Malawi und Tansania tätig. Zu seinen bedeutendsten Funden zählt ein bezahnter Unterkiefer eines Homo rudolfensis. In einem langfristig angelegten Programm werden Geländeprojekte in Afrika mit verschiedenen Kooperationspartnern durchgeführt, um neue Fossilfundstellen zu erkunden.

Schrenk ist bereits seit Beginn seiner Wissenschaftskarriere ein aktiver Kommunikator, der durch seine umfassende Vermittlungsleistung und sein Engagement sein Fachgebiet verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt hat. Hervorzuheben ist insbesondere sein Einsatz für den Aufbau des Wissenschafts- und Kulturzentrums Karonga in Malawi (Afrika), das mit Hilfe der Uraha Foundation Germany gegründet wurde. Es wird nicht nur als Forschungsstation genutzt, sondern ist vor allem ein Informationszentrum für Schüler und Lehrer, das prähistorische Landschaften, Tiere sowie frühe Menschen und deren Lebensweise darstellt. Schrenk hat durch die Gründung dieses Zentrums einen wichtigen Beitrag für die Förderung der kulturellen Identität in Malawi geschaffen. Ihm ist es gelungen, Wissenschaft zu vermitteln und gleichzeitig zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung beizutragen.

Neben seiner Arbeit in Afrika hat Schrenk sein Kommunikationstalent in zahlreichen Artikeln, Büchern und anderen Medien unter Beweis gestellt. In seinen populärwissenschaftlichen Büchern „Die Frühzeit des Menschen“, „Adams Eltern“ und „Der Neandertaler“ erklärt Schrenk die Entwicklungsgeschichte unserer Vorfahren auf spannende und gleichzeitig informative Weise. Doch nicht nur in den Printmedien, auch bei Vorträgen, Museumsführungen und Podiumsdiskussionen begeistert Schrenk sein Publikum mit Themen zur Menschwerdung in Afrika oder zur Geschichte der Evolution.

Mit dem 2003 gestarteten Schulprojekt „Hominiden machen Schule“ ist es Schrenk gelungen, europäischen und afrikanischen Schülern Abgüsse von Hominiden-Funden und Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu stellen. So bekommen die Schüler beispielsweise Informationen über Fundort, Alter, und Größe von Hominiden, die sie im Rahmen einer Unterrichtsreihe diskutieren können. Neben der Nutzung des Lern- und Anschauungsmaterials wird so der Kontakt zwischen Schulen aus Europa und Afrika intensiviert.

Die Jury würdigte die langjährige, kontinuierliche und breitgefächerte Kommunikationsleistung von Friedemann Schrenk. Er brenne nicht nur für sein Fach, es gelinge ihm auch, die Menschen zu fesseln und gleichzeitig einen wichtigen sozialen und kulturellen Beitrag für Malawi zu leisten.

Der Communicator-Preis wird symbolisiert durch ein vom Kölner Künstler Michael Bleyenberg gestaltetes Hologramm. Es soll die Bedeutung der Transparenz in der Wissenschaft unterstreichen und sichtbar machen, dass es sich lohnt, die Dinge ins „rechte Licht“ zu setzen. Wie das Hologramm entfaltet auch die Wissenschaft nur dann ihre ganze Leuchtkraft.

Das Preisgeld stellt der Stifterverband zur Verfügung, in dem sich 3000 Unternehmen und Privatpersonen zusammengeschlossen haben. Mit seinen Programmen, Preisen und Projekten ermutigt der Stifterverband die Wissenschaft, sich gesellschaftlichen Ansprüchen zu öffnen und den Austausch mit breiten Kreisen der Bevölkerung, Wirtschaft und Politik zu suchen. Der Communicator-Preis verkörpert diese Idee des Austauschs.

Weitere Informationen zum Preisträger können unter www.dfg.de abgerufen werden.

Informationen zum Communicator-Preis erteilt ebenfalls der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Stifterverbandes (Tel. 0201/8401-158).

Der Preisträger selbst ist unter folgenden Adressen erreichbar:

Prof. Dr. Friedemann Schrenk
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
Zoologisches Institut, AK Paläobiologie
Siesmayerstr. 70
60054 Frankfurt/Main

und

Forschungsinstitut Senckenberg
Abt. Paläoanthropologie und Quartärpaläontologie
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt/Main
Tel. 069/7542-260

Media Contact

Dr. Eva-Maria Streier DFG - Presse

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de

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