Forschungszentrum Jülich erhält Umweltpreis

Gartenbau NRW 2006 für energiesparende Eindeckung von Gewächshäusern Ergebnisse von Grundlagenforschung zur Anwendung

Das Forschungszentrum Jülich sowie drei Partner erhalten den Umweltpreis Gartenbau NRW 2006 des NRW-Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Das Auswahlkuratorium unter Vorsitz von Minister Eckhard Uhlenberg würdigt damit die Entwicklung und den erfolgreichen Technologietransfer innovativer Gewächshaustechnologien, die eine erhebliche Energieeinsparung im Gartenbau und damit eine deutliche Verminderung der CO2-Emissionen ermöglichen. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Internationalen Pflanzen-Messe 2006 (IPM) am 2. Februar in Essen wird diese Auszeichnung den verantwortlichen Mitgliedern dieses erfolgreichen Teams überreicht.

Wie reagieren Pflanzen auf die sich ändernden Umweltbedingungen? Welchen Einfluss hat der steigende Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre auf das Pflanzenwachstum und auf Pflanzeninhaltsstoffe? Wie reagieren Pflanzen auf die zunehmende UV-Strahlung oder die Zunahme von Schadgasen wie Ozon? Wie beeinflussen Nährstoffe, Mikroorganismen und Tiere im Boden die Reaktion von Pflanzen auf ihre Umgebung? Dies sind Fragen aus der Grundlagenforschung, die im Institut ICGIII: Phytosphäre am Forschungszentrum Jülich untersucht werden. Voraussetzung dafür ist, dass zukünftig auftretende Umweltbedingungen simuliert werden können. Dafür wurde am Forschungszentrum Jülich ein neues hochtransparentes Gewächshaus entwickelt. Hier ist unter anderem eine neuartige Glaseindeckung zum Einsatz gekommen, die sehr hohe Transparenz im sichtbaren und im für Pflanzen wichtigen UV-Bereich aufweist.

Doch die Jülicher Forscher und ihre Partner, Siedenburger Gewächshausbau Rahden, Centrosolar Glas Fürth und das Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn, ließen es nicht dabei bewenden, neue Wege für die Grundlagenforschung zu beschreiten. Sie erkannten auch das Potenzial dieser Entwicklungen für die Praxis. Denn die neuen technologischen Lösungen können dem Gärtner und dem Verbraucher wirtschaftlichere und nachhaltigere Lösungen zu liefern.

Extrem hohe Lichtdurchlässigkeit durch hochtransparente Eindeckung aus eisenarmem Glas schafft nicht nur naturnahe Bedingungen für Versuchspflanzen, sondern auch für gartenbauliche Produkte. Die für UV-Licht durchlässigen Gläser ermöglichen es, Pflanzen für Experimente so anzuziehen, dass sie diesem wichtigen natürlichen Umweltfaktor ausgesetzt sind. UV-Licht ist aber auch essenziell für die Bildung wichtiger Pflanzeninhaltsstoffe, die als Farb- oder Geschmacksstoffe den Wert gartenbaulicher Produkte ausmachen. Um maximale Transparenz zu erreichen, wurden die Gewächshausscheiben beidseitig antireflexbeschichtet. Dadurch gelangen bis zu 97 Prozent des für das Pflanzenwachstums wichtigen Lichtspektrums zu den Pflanzen – wichtig für die Wachstumsleistung und den Ertrag. Derartige Glasqualitäten wurden bislang nur für thermische Solarkollektoren und Photovoltaik-Anlage eingesetzt. Als Eindeckung von Gewächshäusern können sie nun auch helfen, Ertrag und Qualität gartenbaulicher Kulturen zu steigern.

Der Energieverbrauch von Gewächshäusern ist eine hohe ökonomische und ökologische Belastung. Das Konsortium von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Gartenbaupraktikern fand auch dafür eine neuartige Lösung: eine schaltbare, durchsichtige Wärmedämmung. Über hochtransparente Gläser werden dazu hochtransparente, quasi selbst reinigende Folien gespannt und der Raum zwischen Glas und Folie aufgeblasen. So wird aus einer einfachen Glasscheibe eine gut isolierende Eindeckung für Gewächshäuser, die viel Licht zu den Pflanzen durchlässt und sauber bleibt. Liegt im Winter Schnee auf dem Gewächshaus, kann die Luft aus dem Luftpolster abgelassen werden. Der Schnee taut schnell ab, und natürliches Tageslicht kann wieder das Wachstum von Pflanzen im Gewächshaus treiben. Für lichtarme Zeiten wurde eine mobile Beleuchtungsanlage entwickelt, die nur dann aus ihrer Parkposition ausfährt, wenn Kunstlicht nötig ist. Mit diesem System wird ein altes Problem aus dem Gewächshausalltag gelöst: Bei ausreichend natürlichem Licht werfen die Lampen keine störenden Schatten auf die Pflanzen.

Hohe wissenschaftliche Ansprüche und offene Augen und Ohren für praktische Anwendungen waren hier der Schlüssel zu Innovationen, die jetzt in die Praxis eingeführt werden sollen. Derzeit entstehen erste Referenzobjekte in praktischen Gartenbaubetrieben – begleitet durch wissenschaftliche Untersuchungen, die möglicherweise wieder neue Ideen liefern werden.

Informationen:

Annette Stettien, Wissenschaftsjournalistin, Forschungszentrum Jülich, 52425 Jülich, Tel. 02461 61-2388, Fax 02461 61-4666, E-mail: a.stettien@fz-juelich.de

Dr: Angela Lindner, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin Tel. 02461 61-4661, Fax 02461 61-4666, E-Mail: a.lindner@fz-juelich.de

Zu PhyTec: http://www.fz-juelich.de/icg/icg-iii/phytec

Media Contact

Annette Stettien Forschungszentrum Jülich

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer