Psychologische Hilfe für Krebs-Patienten – Mit PC-gestütztem Fragebogen schneller eingreifen können

Krebs belastet nicht nur den Körper – auch die Seele leidet. Das Gefühl des Ausgeliefertseins und die Furcht vor Nebenwirkungen stehen der Hoffnung auf Heilung gegenüber. Diese psychosozialen Belastungen beeinträchtigen die Lebensqualität des Patienten oft erheblich. Die Deutsche Krebshilfe fördert jetzt in München mit 173.000 Euro ein Projekt, bei dem eine neue Methode erprobt wird: Per computergestütztem Fragebogen sollen psychisch besonders stark belastete Patienten im Klinikalltag schneller erkannt werden, um ihnen gezielt psycho-onkologische Hilfe anzubieten.


„Jeder dritte Krebs-Patient ist psychisch so stark belastet, dass er professionelle psycho-onkologische Hilfe braucht“, so Professor Dr. Peter Herschbach, Leiter des Projekts am Institut für psychosomatische Medizin, Psychotherapie und medizinische Psychologie der Technischen Universität München. „Eine optimale psychologische Betreuung erleichtert es den Betroffenen, ihre Diagnose, die notwendigen Untersuchungen und Behandlungen zu akzeptieren sowie ihre psychischen Belastungen zu vermindern“, erklärt der Psychologe.

Doch wie erkennt der Arzt, ob ein Patient tatsächlich psychologische Hilfe braucht – und diese auch annehmen und davon profitieren würde? „Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass die spontane Beurteilung durch den Arzt nicht immer zu verlässlichen Angaben führt“, erläutert Professor Herschbach. Fragebögen sollen daher helfen, besonders belastete Patienten zu erfassen. „Das Austeilen von Fragebögen und vor allem deren schnelle Auswertung ist jedoch sehr zeit- und personalaufwändig und im Klinikalltag nicht immer machbar“, so der Projektleiter. Dies sei ein entscheidender Grund dafür, dass eine psychologische Betreuung von Krebs-Patienten nur selten systematisch durchgeführt wird. „Insbesondere für Krebs-Patienten während der Strahlentherapie fehlen spezifische Verfahren, die Betreuungsbedürftige rasch und zuverlässig erkennen helfen“, so Professor Herschbach.

Im Rahmen des Forschungsprojekts werden jetzt die Machbarkeit und der Nutzen der so genannten computergestützten Psychodiagnostik unter Routinebedingungen untersucht: Ein spezifischer Fragebogen ist dabei auf einem Laptop installiert. Über diesen „Tablet-PC“, der nicht viel größer als ein Klemmbrett ist, beantwortet der Patient die Fragen mit einem Stift direkt auf dem Bildschirm. Der Fragebogen bezieht neben den spezifischen Aspekten der strahlentherapeutischen Behandlung auch die Gesamtsituation des Betroffenen mit ein. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den Einschränkungen der Leistungsfähigkeit, nach emotionalen Belastungen und partnerschaftlichen Problemen. Befragt werden 480 Krebs-Patienten während einer Strahlentherapie sowie Ärzte und Pflegekräfte. Die Untersuchungen werden durchgeführt an beiden Münchener radio-onkologischen Universitätskliniken Großhadern und Rechts der Isar.

Der Vorteil des PC-gestützten Fragebogens: Die Auswertung ist sofort zugänglich, und die Ärzte erhalten schnell ein Belastungsprofil des Betroffenen. Ist dabei ein bestimmter kritischer Wert überschritten, wird ein Psycho-Onkologe hinzugezogen, der den Patienten dann gezielt behandelt. „Seit einigen Jahren gewinnt die computergestützte Psychodiagnostik in der Medizin immer mehr an Bedeutung“, erläutert Professor Herschbach. „In der Onkologie wird diese Methode allerdings erst seit wenigen Jahren und fast ausschließlich in angelsächsischen Ländern eingesetzt.“ Das Ziel ist es, die psychologische Betreuung von Krebs-Patienten zu verbessern und damit deren Lebensqualität zu erhöhen.

Info-Kasten: Psycho-Onkologie

Psycho-Onkologen kümmern sich sowohl um die psychischen Folgen der Krankheit Krebs als auch um jene, die mit der Therapie einhergehen. Wichtigstes Ziel der Psycho-Onkologie ist es, den Betroffenen bei der Bewältigung ihrer seelischen Belastungen zu helfen. Psycho-Onkologie wird von Psychologen, Soziologen und Ärzten praktiziert.

Projekt-Nr.: 106079

Media Contact

Deutsche Krebshilfe e.V.

Weitere Informationen:

http://www.krebshilfe.de

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