Forschungspreis der Rene-Baumgart-Stiftung 2005 an Nachwuchswissenschaftlerin vom Lungenzentrum Gießen

Erfolgreiche Ausbildung am Graduiertenkolleg nach anglo-amerikanischem Vorbild

Im Rahmen des 46. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) in Berlin wurde die junge indische Biotechnologin Soni Pullamsetti von der gemeinnützigen Rene-Baumgart-Stiftung durch einen mit 5000 Euro dotierten Forschungspreis ausgezeichnet. Sie ist damit die zweite Forscherpersönlichkeit aus Gießen, die diese Auszeichnung erhält. Der jährlich ausgeschriebene Preis honoriert Forschungsarbeiten, die sich klinisch oder experimentell mit dem Krankheitsbild des Lungenhochdrucks (Pulmonale Hypertonie (PH) beschäftigen. Die Absolventin des Graduiertenkollegs „Molecular Biology and Medicine of the Lung“ des Lungenzentrums Gießen (University of Giessen Lung Center (UGLC) überzeugte die unabhängigen Sachverständigen mit ihrer Grundlagenarbeit „Increased levels and reduced catabolism of asymmetric and symmetric dimethylarginines in pulmonary hypertension“. Sie liefert neue Hinweise auf die molekularen Ursachen des Lungenhochdrucks und könnte damit Ausgangspunkt für neue Therapieansätze sein.

Lungenmedizin mit Weltoffenheit und Forschergeist

Lungenforscher aus Gießen trifft man fast überall – selbst auf dem Mount Everest haben sie unter der Leitung von Prof. Friedrich Grimminger bereits „atemberaubende“ Höhenstudien vorgenommen, um neue Behandlungsmethoden für den Lungenhochdruck oder andere Lungenerkrankungen zu finden. Zu Hause ist dieser Forschergeist in den Labors und Forschungseinrichtungen auf dem Campus des Universitätsklinikums in Gießen. In den verschachtelten Gängen rascheln dort farbenprächtige Saris unter weißen Kitteln und klingen die Gespräche und Diskussionen in zahlreichen Sprachen – Chinesisch, Spanisch oder Rumänisch beispielsweise. Englisch herrscht vor. Sie ist das bindende Glied, die gemeinsame Sprache der biomedizinischen Forschung. Der wissenschaftlichen Nachwuchs filtriert, misst, beobachtet, diskutiert und sucht den intensiven Austausch mit den „Doktorvätern“ und „Doktormüttern“. Doch diese Begriffe sind am Lungenzentrum eigentlich längst veraltet. „Wir haben ein dreijähriges Konzept entwickelt, in dem wir unser Fachwissen gemeinsam an die Doktoranden weitergeben – sozusagen als interdisziplinäre Familie“, erklärt Prof. Werner Seeger als Leiter des Lungenzentrums die Ausbildungsphilosophie. „Wer bei uns eine Dissertation anfertigt, bekommt ein Vollzeitstipendium und eine umfassende theoretische Ausbildung in der Lungenmedizin – von den molekularbiologischen Grundlagen bis zu klinischen Untersuchungen – die sich an internationalen Standards misst. Wir erwarten dafür viel Einsatz für das wissenschaftliche Projekt “

Internationales Graduiertenkolleg „Molecular Biology and Medicine of the Lung (MBML)

Mitgebracht hat dieses Konzept nach anglo-amerikanischem Vorbild der Mediziner Dr. Oliver Eickelberg, als er nach vierjährigem Forschungsaufenthalt an der Yale University Medical School mit dem Sofia-Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Medizinische Klinik und Poliklinik II kam. Hier hat er in den letzten drei Jahren nicht nur sein eigenes Labor aufgebaut, sondern sich auch intensiv um die Reformierung des Ausbildungssystems bemüht. Heute organisiert und leitet er die wöchentlichen Seminare mit fast 60 Studentinnen und Studenten aus 12 Ländern. „Ohne Begeisterung, vielleicht sogar Leidenschaft für die Forschung geht es nicht“, schmunzelt er. Denn auch leiden können muss man, wenn Versuche nicht klappen wollen, wenn Theorien sich nicht belegen lassen oder wenn andere Gruppen mit einer Veröffentlichung zuvorkommen. Erfolgserlebnisse werden deswegen ganz besonders gefeiert: „Auf den Erfolg von Soni sind wir alle sehr stolz“, sagt der direkte Betreuer und Forschungsgruppenleiter der Preisträgerin, Dr. Ralph Schermuly, in dessen Arbeitsgruppe sich die junge Biotechnologin nach ihrer Ankunft in Gießen im Mai 2002 schnell integrierte. Die 29-Jährige stammt ursprünglich aus Hyderabad in Südindien. „In Gießen habe ich ideale Möglichkeiten und die optimale Unterstützung für meine Forschung gefunden“, schwärmt die erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerin des Gießener Lungenzentrums. Als engagierte Sprecherin ist sie eine der ersten Absolventinnen des Internationalen Graduiertenkollegs „Molecular Biology and Medicine of the Lung (MBML).

Schlüsselenzym in der Behandlung des Lungenhochdrucks

Unter der Leitung von Dr. Schermuly gelang es Soni Pullamsetti in einer Pilotstudie erstmals die Erkenntnisse der Arbeitsgruppe aus tierexperimentellen Untersuchungen auf den Menschen zu übertragen. „Viele wissenschaftliche Arbeiten belegen die zentrale Bedeutung des Gases Stickstoffmonoxid (NO) in den Blutgefässen der Lunge. Es weitet die Blutgefässe und fördert so die Durchblutung und den lebenswichtigen Gasaustausch der Lunge. Beim Lungenhochdruck ist die Aktivität von NO herabgesetzt, ohne dass die genaue Ursache hierfür bekannt ist.“ So erklärt die Wissenschaftlerin das Ziel ihrer Grundlagenarbeit mit klinischem Bezug. NO steht in einem kontinuierlichen Gleichgewicht mit seinem Gegenspieler ADMA (Asymmetrisches Dimethylarginin), das die Blutgefässe eng stellt. In ihrer jetzt ausgezeichneten Publikation konnte die 29-Jährige die Schlüsselrolle eines wichtigen Enzyms in dieser Reaktion beschreiben. Sie fand, dass der Gehalt an DDAH-2 (Dimethyl-arginin-dimethyl-aminohydrolasen) sowohl beim tierexperimentell erzeugten Lungenhochdruck, als auch bei Patienten mit Lungenhochdruck erniedrigt ist. Die DDAH-2 bewirken den Abbau des NO-Hemmers ADMA. Diese Enzyme sind noch nicht sehr lange bekannt, es ist erstmals 1993 beschrieben worden. Nun könnte es sich als Schlüsselenzym in der Behandlung des Lungenhochdrucks erweisen.

Media Contact

Christiane Eickelberg idw

Weitere Informationen:

http://www.mbml.de http://www.uglc.de

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