Chemie im Dienst der Kunst

Tiburtius-Preise für TU-Absolventen

Sehr erfolgreich schneiden Absolventinnen und Absolventen der TU Berlin bei der diesjährigen Vergabe des Tiburtius-Preises ab. Der erste Preis, der dritte Preis und ein Anerkennungspreis werden an ehemalige Doktorandinnen und Doktoranden der TU Berlin vergeben. Die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen (LKRP) verleiht jährlich drei Tiburtiuspreise und zusätzlich drei Anerkennungspreise an Doktorandinnen und Doktoranden der Berliner Hochschulen für hervorragende Dissertationen und drei Preise an Absolventinnen und Absolventen der Berliner Fachhochschulen für hervorragende Diplomarbeiten.

Der Tiburtius-Preis wird heute, 13. Januar 2005 um 16.00 Uhr in der FU Berlin, Garystr. 35, 14195 Berlin, Henry-Ford-Bau, Sitzungssaal des Akademischen Senats vergeben.

Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der TU Berlin:

1. Preis – Dr. Bernhard Struck, Dotierung 4.000 Euro

„Nicht West – nicht Ost. Frankreich und Polen in der deutschen Reiseliteratur (1750 – 1850)“ ist der Titel der Dissertation von Bernhard Struck, die er am Frankreich-Zentrum der TU Berlin unter der Betreuung von Prof. Dr. Etienne Francois geschrieben hat. Beschäftigt hat er sich mit Reiseberichten von deutschsprachigen Autoren über Frankreich und Polen. Der Vergleich der Perspektive der Reisenden auf zwei sehr unterschiedliche Regionen zeigt Überraschungen. Trotz großer Gegensätze in Bezug auf soziale, ökonomische, kulturelle und politische Gegebenheiten führt der Vergleich zu einer Vielzahl von Parallelen und Ähnlichkeiten. Sei es bei der Wahrnehmung von Grenzen, bei der Beschreibung der ländlichen Gesellschaft, bei Städtebeschreibungen oder der religiösen Praktiken. Diese schienen in Frankreich und Polen um 1800 ähnlich zu sein. Bis ca. 1820/30 berichtet der überwiegende Teil der Reisenden in einer differenzierten, reflektierten, der Aufklärung und der objektiven Informationsvermittlung verpflichteten Perspektive. Ab 1830 wurde jedoch besonders Polen gegenüber eine zunehmende Ab- und Ausgrenzung unter nationalen Vorzeichen deutlich. So wurden Polen bzw. die Polen und die vermeintlichen Eigenschaften des Polnischen in der Folge sehr viel negativer beschrieben als Frankreich.

Dr. Bernhard Struck, 1972 geboren, studierte Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft an der FU Berlin und an der Université Lumiere, Lyon II. Seine Promotion fertigte er an der TU Berlin und an der Université Panthéon-Sorbonne in Paris an und beendete sie im Jahr 2003. Seit 2004 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Kolleg für Vergleichende Geschichte Europas der HU und FU Berlin.

3. Preis – Dr. Steffen Dereich, Dotierung 1.500 Euro

Dr. Steffen Dereich hat sich in seiner Dissertation mit folgender Frage beschäftigt: Wie gut ist der bestmögliche Approximationsfehler unter einer Informationsbedingung an den Kanal? Deutlicher erklärt sich dies so: Eine Person A betrachtet ein zufälliges analoges Signal, d.h. ein Video- oder Tonsignal, und übermittelt an einen Empfänger B Informationen über das beobachtete Signal. Der Empfänger rekonstruiert (approximiert) aufgrund seiner erhaltenen Informationen das ursprüngliche Signal. Für diesen Vorgang steht dem Sender nur eine gegebene Kanalkapazität zur Verfügung. In den von Steffen Dereich betrachteten Fällen ist es für den Empfänger nicht möglich, das Originalsignal identisch zu rekonstruieren und man begnügt sich mit einer Approximation.
Steffen Dereich studierte dieses Problem für eine große Klasse von zufälligen Originalsignalen (unendlich dimensionale Gauß’sche Zufallsvariable), wobei er als Approximationsgüte den durchschnittlichen Fehler zwischen Original und Rekonstruktion betrachte. In der Arbeit werden asymptotische Aussagen für große Kanalkapazitäten hergeleitet und verschiedene Kodierungsverfahren analysiert und verglichen.

„High resolution coding of stochastic processes and small ball probabilities“ ist der Titel der Dissertation, die Steffen Dereich bei Prof. Dr. Michael Scheutzow am Institut für Mathematik der TU Berlin angefertigt hat und die er im Jahr 2003 abschloss. Steffen Dereich ist 1975 geboren und studierte Mathematik an der Universität Kaiserslautern. 2000 kam er an die TU Berlin zur Promotion, die er als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Graduiertenkolleg „Stochastische Prozesse und probabilistische Analysis“ anfertigte. Steffen Dereich ist zur Zeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mathematik der TU Berlin.

Anerkennungspreis – Dr. Stefan Röhrs, Dotierung 500 Euro

Dr. Stefan Röhrs beschäftigte sich als Chemiker in seiner Dissertation mit Schöpfungen des französischen Kunstgewerbes der Spätrenaissance. Er befasste sich mit der materialwissenschaftlichen Untersuchung von Limosiner Maleremails, die im 16. und 17. Jahrhundert in der südwestfranzösischen Stadt Limoges in einem komplizierten Herstellungsprozess geschaffen wurden. Glaspulver wurde als Paste angerührt und in mehreren Brennschritten so auf den Kupferträger aufgetragen, dass das Ergebnis einem Gemälde ähnelte. In dieser Epoche des Historismus wurden vielfach beschädigte Stücke ergänzt, neue Werke im Stile der Originale geschaffen oder auch in betrügerischer Absicht gefälscht. Diese historischen Restaurierungen und Nacharbeiten erfolgten so geschickt, dass viele bedenkenlos als originale Stücke der französischen Renaissance gelten und sich bis heute in zahlreichen Museen und Sammlungen befinden. Dr. Stefan Röhrs hat mit seiner Arbeit der kunsthistorischen Forschung naturwissenschaftliche Hilfe an die Seite gestellt, da es bisher nicht gelungen ist für Metalle und Glas eine Methode zur direkten Datierung zu finden. Mit Hilfe eines mobilen Röngtenfluoreszenzspektrometer führte Stefan Röhrs den größten Teil der quantitativen Untersuchungen in einer Reihe von Messkampagnen direkt an den Museen durch (z.B. Kunstgewerbemuseum Berlin, Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Staatliche Kunstkammer Dresden, Victoria & Albert Museum London, Nationalmuseum Stockholm). Insgesamt erfasste er über 160 Maleremails führte sie in einer Datenbank für weitere Auswertungen zusammen.
Titel der Arbeit, die von Prof. Dr. Jörn Müller am Institut für Chemie betreut wurde lautet: „Authentizitätsuntersuchungen an Limousiner Maleremails durch mikroröntgenfluoreszenzspektrometrische Materialanalyse“.

Dr. Stefan Röhrs, geboren 1970, studierte an der Universität Hamburg Chemie. Bis Ende September 2004 war Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin und wird voraussichtlich ab Februar 2005 als Post-Doc am Centre de recherche et de restauration des musées de France im Louvre in Paris arbeiten.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Bettina Klotz, Presse- und Informationsreferat der TU Berlin, Tel.: 030/314-27650/-22919, E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de

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Ramona Ehret idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-berlin.de/

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