Ernst Zander-Preis für: "Warenhaus des Wissens und Goodwill-Abschreibungen in den USA"

Für ihre herausragenden Dissertationen haben die Bochumer Wirtschaftswissenschaftler Dr. Carsten Dittmar und Dr. Thorsten Sellhorn heute den Ernst Zander-Preis 2004 erhalten. Dittmar entwickelt in seiner Arbeit einen neuen, integrativen Ansatz eines „Knowledge Warehouse“ für Unternehmen und liefert damit eine Referenzarchitektur für das computergestützte Unternehmensgedächtnis.

Sellhorn klopft die neue US-amerikanische Vorschrift der so genannten Goodwill-Bilanzierung auf ihre Schwachstellen ab und untersucht empirisch, ob Manager die bilanzpolitischen Spielräume nutzen. Sein Fazit: Wertabschreibungen gehen zumeist mit realwirtschaftlichen Entwicklungen einher, bilanzpolitische Manipulationen lassen sich nicht nachweisen. Den Zander-Preis hat die Fakultät für Wirtschaftwissenschaft der RUB in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal verliehen.

Die Ressource Wissen

Wie können Unternehmen die Ressource Wissen möglichst effektiv nutzen? Mit dieser Herausforderung für das unternehmerische Handeln beschäftigt sich Dr. Carsten Dittmar in seiner Dissertation „Knowledge Warehouse – Ein integrativer Ansatz des Organisationsgedächtnisses und die computergestütze Umsetzung auf Basis des Data Warehouse-Konzepts“ (Betreuer: Prof. Dr. Roland Gabriel). Die Konzeption des Organisationsgedächtnisses ist ein neuer Ansatz: Er integriert bisher isolierte Theoriefelder, die sich mit dem Phänomen des Lernens auf einer multipersonellen Ebene und mit dem Management der Ressource Wissen auseinandersetzen. Dittmars Arbeit gibt Gestaltungsempfehlungen für eine computergestützte Umsetzung eines Organisationsgedächtnisses.

Referenzarchitektur zum Knowledge Warehouse

Das breite Spektrum der Aufgaben konkretisiert er anhand eines Anforderungskatalogs: Auf dieser Basis ist es möglich, das etablierte Data Warehouse-Konzept an den entwickelten Kriterien zu messen. Um Defizite des Data Warehouse zu überwinden, entwickelt der Autor ein Konzept für ein computergestütztes Organisationsgedächtnis für den Anwendungsbereich der Fach- und Führungskräfte, das auf dem Data Warehouse aufbaut und als „Knowledge Warehouse“ bezeichnet wird. Der Vorschlag einer Referenzarchitektur zum Knowledge Warehouse schließt die Untersuchung ab.

Bilanzpolitische Spielräume für Manager

In seiner Dissertation zum Thema „Goodwill Impairment – An Empirical Investigation of Write-Offs under SFAS 142“ (Goodwill-Wertberichtigung – Eine empirische Untersuchung außerplanmäßiger Abschreibungen nach SFAS 142, Betreuer: Prof. Dr. Bernhard Pellens) beschäftigt sich Dr. Thorsten Sellhorn mit der Frage, ob die neue US-amerikanische Vorschrift zur Goodwillbilanzierung bilanzpolitische Spielräume eröffnet und ob Manager diese Spielräume tatsächlich nutzen. Die Bilanzposition „Goodwill“ spiegelt als immaterieller Vermögenswert das Ertragspotenzial wider, das aus einem Unternehmenszusammenschluss zu erwarten ist. Bisher wurde diese Bilanzposition planmäßig über ihre Nutzungsdauer abgeschrieben. Seit 2002 ist der Goodwill in den USA – ähnlich nicht abnutzbaren Posten wie Grund und Boden – nur noch bei einer festgestellten Wertminderung abzuschreiben. In der EU ist eine ähnliche Regel seit März 2004 in Kraft.

Neue Wertbilanzierung im positiven Licht

Angesichts des beträchtlichen Ausmaßes, das der Goodwill in den Bilanzen vieler Unternehmen erreicht, sowie der erheblichen Ermessenspielräume, die Sellhorn in seiner Arbeit identifiziert, liegt es nahe, dass opportunistisch handelnde Manager die Goodwillbilanzierung für bilanzpolitische Zwecke nutzen könnten. Für rund 1.250 US-Börsengesellschaften untersucht der Autor, inwieweit das Abschreibungsverhalten in Bezug auf den Goodwill durch bilanzpolitische Beweggründe zu erklären ist oder aber tatsächlich wirtschaftliche Entwicklungen abbildet, die den Wert des Goodwills beeinflusst haben. Im Ergebnis zeigt die Arbeit, dass Firmenwertabschreibungen bzw. ihr Ausbleiben in der Regel mit realwirtschaftlichen Entwicklungen einhergehen und sich bilanzpolitische Manipulationen nicht eindeutig nachweisen lassen. Dieses Resultat lässt die neue Firmenwertbilanzierung in einem positiven Licht erscheinen.

Der Zander-Preis

1994 von Prof. Dr. Ernst Zander gestiftet, werden alljährlich herausragende wissenschaftliche Leistungen (vorrangig Dissertationen) aus allen Fakultäten der Ruhr-Universität, insbesondere aus den Fakultäten für Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und aus den Ingenieurwissenschaften mit dem Preis ausgezeichnet. Die Auswahl der preiswürdigen Arbeiten erfolgt – auf Vorschlag des Instituts für Unternehmensführung der Ruhr-Universität Bochum – durch den Vorstand der Alwin Reemtsma-Stiftung, dem unter anderem der Kanzler der Ruhr-Universität Bochum sowie Prof. Dr. Ulrich Middelmann, Mitglied des Kuratoriums der Ruhr-Universität, angehören.

Weitere Informationen:

Dr. Martin Seidler, Geschäftsführer des Instituts für Unternehmensführung (IFU), Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität, GC 4/32, Tel. 0234/32-22235, Fax: 0234/32-14260, E-Mail: martin.seidler@rub.de

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Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.rub.de

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