Vier Mio. Euro für die Frauenförderung an baden-württembergischen Hochschulen

Die bewährten Programme zur Frauenförderung an baden-württembergischen Hochschulen werden fortgeführt. Dies kündigte Wissenschaftsminister Prof. Dr. Peter Frankenberg am 9. März in Stuttgart an. Für die Finanzierung stehen im Jahr 2004 insgesamt vier Mio. Euro zur Verfügung, davon sind 50 Prozent Landesmittel.

„Wir haben alle Programme und Maßnahmen kritisch mit Blick auf Erfolg und Akzeptanz geprüft“, erklärte Frankenberg. „Die Prüfung ergab, dass die allermeisten Programme sehr gut angenommen werden. Wichtig sind vor allem die Wiedereinstiegs-Stipendien, die der besonderen Lebenssituation von Frauen nach einer Familienphase gerecht werden.“ Auf geringes Interesse sei allein das Praxisprogramm im Rahmen der Mathilde Planck-Programme zur Qualifizierung von Frauen für eine Fachhochschul-Professur gestoßen. Dieses Teilprogramm sei daher mit Beginn des Jahres eingestellt worden. Das Mathilde Planck-Lehrauftragsprogramm und das Promotionsprogramm seien dagegen sehr erfolgreich und würden fortgeführt, so Frankenberg.

„Die Programme zur Frauenförderung haben wesentlich dazu beigetragen, der Unterrepräsentanz von Frauen in Hochschule und Wissenschaft entgegen zu wirken. Dass es uns gelungen ist, den Frauenanteil vor allem bei den Promotionen und den Professuren in den vergangenen Jahren zu erhöhen, ist ein großer Erfolg.“ Bei den Promotionen ist der Frauenanteil von 1998 bis 2002 von 31,8 % auf 33,4 % gestiegen. Der Frauenanteil an den Professuren stieg von 1998 bis 2002 kontinuierlich von 8,3 % auf 10,1 %.

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) fördert derzeit die folgenden Maßnahmen:

1. Wiedereinstiegs- und Kontaktstipendien (seit 1991)

Gewährt werden Stipendien für Frauen zum Wiedereinstieg in ein Promotions- bzw. Habilitationsvorhaben insbesondere nach der Familienphase. Die Wiedereinstiegsstipendien (720 Euro bzw. 980 Euro/Monat) werden für ein Jahr mit der Möglichkeit einer Verlängerung um ein weiteres halbes Jahr vergeben. Die Kontaktstipendien (310 Euro /Monat) können bis zu drei Jahren gewährt werden.

Eine im Jahr 1999 durchgeführte Evaluation der Wiedereinstiegsstipendien war überaus positiv: In den Jahren 1990 bis 1999 wurden über 350 Wiedereinstiegsstipendien vergeben. 70 % der geförderten Frauen, die vor Beginn der Förderung noch nicht promoviert waren, hatten inzwischen ihre Promotion abgeschlossen oder waren im Begriff, diese in den nächsten drei Monaten abzuschließen. 69 % der geförderten promovierten Wissenschaftlerinnen haben den beruflichen Wiedereinstieg mit Hilfe der Stipendien geschafft und stehen in einem Arbeitsverhältnis an einer Hochschule oder einer Forschungseinrichtung. 70 % haben ihre Habilitation abgeschlossen, und zwei ehemalige Stipendiatinnen sind inzwischen Professorinnen geworden. Nahezu die Hälfte der Befragten würde auch künftig ein Stipendienprogramm einem Stellenprogramm vorziehen, da nur ein Stipendium eine Zeit- bzw. Arbeitseinteilung ermögliche, die flexibel genug sei, um Wissenschaft und Kindererziehung vereinbaren zu können.

2. Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm (seit 1997)

Das MWK stellt hierfür Mittel für Beschäftigungsverhältnisse in der Vergütungsgruppe BAT II a für bis zu drei Jahren zur Verfügung. Die Hochschulen sind verpflichtet, im Anschluss an diese Finanzierung die Habilitationsvorhaben bis zu zwei Jahren aus eigenen Mitteln weiterzufinanzieren. Die letzte Ausschreibung war im Jahr 2002. Von 1997 bis 2002 wurden 53 Frauen mit diesem Programm gefördert.

Das Programm ist sehr erfolgreich. 27 Stipendiatinnen früherer Ausschreibungen haben inzwischen ihre Habilitation erfolgreich abgeschlossen. Fünf Frauen haben eine C3-Professur und vier haben bzw. hatten eine Vertretungsprofessur erhalten (vgl. Pressemitteilung Nr. 137 vom 2. September 2003).

3. Irene Rosenberg-Promotionsprogramm für Ingenieurinnen (seit 2002)

Die Promovendin ist zur Hälfte bei einem Unternehmen angestellt und wird zur Hälfte über die Universität zu 50 % BAT II a finanziert. Die Förderung erfolgt für die Dauer von zwei Jahren mit der Möglichkeit einer Verlängerung um ein weiteres Jahr.

Aufgrund der Ausschreibung vom Januar 2002 gingen zehn Bewerbungen ein. Fünf Frauen werden inzwischen gefördert (aus den Bereichen Luft- und Raumfahrttechnik, Bauingenieurwesen/Wasserbau und Maschinenbau). Das Programm ist auf großes Interesse gestoßen, so dass eine weitere Ausschreibung noch in diesem Jahr erfolgen soll.

4. Mathilde Planck-Programme zur Qualifizierung von Frauen auf eine Fachhochschul-Professur (seit 1997 bzw. 2002)

Es handelt sich dabei um verschiedene Programmteile: das Lehrauftragsprogramm und das Promotionsprogramm. Das ursprünglich in dem Programm enthaltene Praxisprogramm ist aufgrund der schwachen Nachfrage mit Beginn des Jahres eingestellt worden.

Beim Lehrauftragsprogramm (seit 1997) werden Lehraufträge mit maximal vier Semesterwochenstunden für die Dauer von höchstens sechs Semestern finanziert. Das Programm hat eine sehr gute Resonanz. Auch andere Bundesländer wie Bayern und Rheinland-Pfalz haben das Konzept übernommen.

Beim Promotionsprogramm (seit 2002) sollen Frauen zwischen 32 und 42 Jahren, die eine mindestens dreijährige Berufspraxis haben, im Umfang von 50 % an einer Fachhochschule angestellt werden (gemäß 50 % BAT-Vergütung) und in dieser Zeit ein Forschungsprojekt bearbeiten, das mit einer Promotion an einer Universität verbunden ist.

Auf die Ausschreibung im März 2002 gingen 17 Bewerbungen ein. Sechs Frauen werden inzwischen gefördert. Auch dieses Programm ist auf großes Interesse gestoßen. Eine Neuausschreibung ist für Ende des Jahres 2004 geplant.

5. Assistentinnen-Programm an Kunst- und Musikhochschulen (seit Ende 2001)

Das Ministerium finanziert hierbei halbe Assistentinnenstellen bzw. halbe BAT II a-Stellen für die Dauer von bis zu drei Jahren – auch zur Promotion – in Bereichen, in denen Frauen besonders unterrepräsentiert sind (zum Beispiel Regie).

Seit Herbst 2001 werden acht Frauen gefördert. Die Zwischenberichte der Hochschulen zur Tätigkeit der Assistentinnen sowie zur geplanten künftigen Qualifizierung sind positiv.

6. Netzwerk Frauen.Innovation.Technik (F.I.T.) (seit 2001):

Das hochschulartenübergreifende Projekt existiert seit 2001 und ist am Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Fachhochschule Furtwangen angesiedelt. Es umfasst unterschiedliche Projekte, zum Beispiel Mädchen-Technik-Projekte für Schülerinnen (Probestudientage/Berufsfindung) und die „Informatica Feminale“, eine einwöchige Sommerhochschule für Frauen in der Informatik, die 2001 und 2003 an der FH Furtwangen und 2002 an der Universität Freiburg stattfand. Im Jahr 2004 findet eine Neuauflage vom 19. bis 24. September an der Universität Freiburg statt.

In den drei Jahren ist es gelungen, eine Koordinierungsstelle und ein Kompetenzzentrum zum Thema „Frauen und Mädchen in Technik und Informatik“ einzurichten. Die Informatica Feminale und die Aktionswoche Probestudientage sind inzwischen für viele Schülerinnen und Studentinnen nicht mehr wegzudenken und fest bei Schulen und Hochschulen eingeplant. Der Server des Netzwerks ist zu einer wichtigen Informationsquelle geworden. In Vorträgen und Veröffentlichungen zur Berufswahl von Mädchen und zur Situation von Frauen in Technik und Informatik wurden Tausende von Frauen und Männern auch über Baden-Württemberg hinaus erreicht und für das Thema sensibilisiert. Das Netzwerk F.I.T. hat zur Vernetzung aller am Berufsfindungsprozess beteiligten Personen und Institutionen beigetragen.

7. Programm Mentoring und Training (MuT) (seit 1998)

Das MuT-Mentoring und Training ist ein Programm zur berufsbegleitenden Unterstützung und Förderung von hochqualifizierten Nachwuchswissenschaftlerinnen in Baden-Württemberg. Es wird von der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten getragen. Das Ministerium unterstützt diese Initiative mit 20.000 Euro.

Frauen, die eine Professur anstreben, sollen gezielt darin unterstützt werden, ihre Kompetenzen umzusetzen und ihre Karrierechancen erfolgreicher auszuschöpfen. Durch das Programm erhalten Teilnehmerinnen die Gelegenheit, fördernde Beziehungen zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aufzubauen, strukturelle Hindernisse zu überwinden und hochschulspezifische Kenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. An dem Programm können Habilitandinnen und Postdoktorandinnen an Hochschulen in Baden-Württemberg teilnehmen. Bislang wurden 50 Frauen gefördert.

Weiter wird mit diesen Mitteln sowie mit zusätzlichen zentralen Forschungsfördermitteln des Ministeriums auch die Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung an baden-württembergischen Hochschulen gefördert. Nach einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren wurden insgesamt acht Projekte zur Förderung empfohlen. Die Hochschulen erhalten eine befristete Anschubfinanzierung aus dem Förderprogramm. Diese versetzt sie in die Lage, die Projekte nach Ablauf der Anschubfinanzierung aus eigenen Mitteln weiter zu finanzieren. Insgesamt stellt das Ministerium für die Projekte rund drei Mio. Euro zur Verfügung.

Gefördert werden die folgenden Projekte:

a. „Differenzielle Psychologie und Geschlechterforschung“ (Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universität Heidelberg)
b. „Gender und Ernährung“ (Universität Hohenheim)
c. „Mathematik und ihre Didaktik mit einem Schwerpunkt Geschlechterforschung“ (Institut für Mathematik und Didaktik der PH Ludwigsburg)
d. „Körper – Kultur – Medien: Genderkonzeptionen im Netzwerk“ (Zentrum für Anthropologie und Gender Studies der Universität Freiburg)
e. „Gender-Forschung in Informatik und Naturwissenschaft (Institut für Informatik und Gesellschaft der Universität Freiburg)
f. „Aufbau eines Kompetenzzentrums ’Technology and Gender in Applied Science’ mit dem Forschungsschwerpunkt ’Effekte geschlechtersensitiver Bildung in Zukunftstechnologien’“ (Fachhochschule Furtwangen)
g. „Feministische Ethik/Gender Ethik“ (Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen)
h. „Hochschulartenübergreifendes Kompetenzzentrum für Geschlechterforschung und Bildungsfragen in der Informationsgesellschaft (Gemeinsames Projekt PH Freiburg, Evangelische Fachhochschule Freiburg, Universität Freiburg und PH Karlsruhe)

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Biljana Bojic idw

Weitere Informationen:

http://www.mwk.bwl.de

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