Neues Modell der Wirbelsäulenversteifung unter Verzicht auf Knochenmasse

Neuartige Beschichtung mit Wachstumsfaktoren

Mit dem Ferdinand-Sauerbruch-Forschungspreis 2004, ist der Privatdozent und Oberarzt der „Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie“ der Charité, Herr Dr. Frank Kandziora ausgezeichnet worden. Der Preis, der mit 10 000 Euro dotiert ist, wird von der „Berliner Chirurgischen Gesellschaft“ und der „Vereinigung der Chirurgen Berlins und Brandenburgs“ vergeben und würdigt in diesem Jahr die wegweisende Forschung von Herrn Dr. Kandziora zur Verbesserung der dauerhaften Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese).

Versteifungen werden notwendig, wenn Wirbelkörper verletzt oder zerstört sind. Durch Verbindung mit benachbarten, gesunden Wirbeln kann so die Funktion der Wirbelsäule insgesamt erhalten werden. An der Charité werden pro Jahr etwa 300 derartige Versteifungen durchgeführt.

· Herr Dr. Kandziora hat am Modell des Schafes ein neues Design der optimalen Verbindung zweier Wirbelkörper für die unterschiedlichen Wirbelsäulen-Etagen (Hals-, Brust- und Lendenwirbel) entwickelt. Dabei kam es darauf an, die aus Titan bestehenden Implantate in Größe und Ausmaß so zu berechnen, daß sie eine genügend große Auflagefläche bieten, um nicht in Deck- oder Bodenplatten der angrenzenden Wirbel einzudringen. Gleichzeitig war ausreichende Steifigkeit zu gewährleisten und die Einheilung in die Knochen zu sichern.

  • Seine Modell benötigt kein Knochenmaterial, das aus dem Beckenkamm des Patienten gewonnen werden muß. Der Verzicht darauf gelang durch die Beschichtung der Titanimplantate mit einem speziellen, in der Klinik entwickelten Zucker, einem Polylactid (PDLLA), in das zwei Wachstumsfaktoren (IGF-I und TGF-beta-I) in genau berechneter Konzentration eingelagert wurden. Der Zucker wird allmählich verstoffwechselt, wobei die Wachstumsfaktoren freigesetzt werden und die Knocheneinheilung befördern. Alle Faktoren zusammen bewirken eine schnelle und bessere Fixierung des Implantates, als dies mit bisher verwendeten Verfahren möglich war.
  • (Bisher nämlich brauchte man einerseits Knochenmasse aus dem Becken und verwendete einen Implantatüberzug aus Kollagen, dem ein – durchaus potenter – Wachstumsfaktor (BMP-2) beigegeben wurde, der aber den Nachteil hat, unkontrolliert Knochen zu bilden und somit auch manchmal Ursache von Einengungen des Wirbelkanals zu sein oder sich in Bändern und Gelenken schmerzhaft ausbreitet.)
  • Das neue Design des Titanimplantates, seine Ummantelung mit speziellen Zuckermolkülen und kontrollierbaren Wachstumsfaktoren, soll nun auch am Menschen erprobt werden. Man erhofft sich vor allem Verbesserungen in der Versteifung von Wirbeln im Halsbereich.

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Dr. med. Silvia Schattenfroh idw

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