Dr. Hermann Dürr erhält Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen

Dr. Hermann Dürr

Für „herausragenden Beiträge zur mikroskopischen Charakterisierung von dünnen magnetischen Schichten unter Anwendung zirkular polarisierter Röntgenstrahlung“ wird der Physiker von BESSY, Dr. Hermann Dürr, mit dem Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet.

Magnetische Schichtsysteme sind aus dem Alltag nicht mehr weg zu denken. Sie tauchen in Sensoren bspw. für Waschmaschinen ebenso auf wie in Speicherbausteinen der Informations- und Kommunikationstechnologie. Die zum Teil völlig neuartigen magnetischen und elektronischen Eigenschaften dieser Schichtsysteme lassen sich durch die Kombination und Strukturierung bereits bekannter Materialien maßschneidern. Vorraussetzung dafür ist ein möglichst umfassendes Verständnis des Zusammenhanges von Struktur und Magnetismus auf atomarer Ebene.

Seit 1994 beschäftigt sich Dr. Hermann Dürr mit der mikroskopischen Charakterisierung magnetischer Schichtsysteme und Nanostrukturen und verbesserte dazu die von ihm angewandten Techniken des Röntgendichroismus und der resonanten magnetischen Röntgenstreuung. Für diese „herausragenden Beiträge zur mikroskopischen Charakterisierung von dünnen magnetischen Schichten unter Anwendung zirkular polarisierter Röntgenstrahlung“ wird Dr. Hermann Dürr nun mit dem Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet. Die Verleihung des mit 7500 Euro dotierten Preises findet am 28. November 2003 im Rahmen eines Festaktes in der Aula des Hauptgebäudes der Universität Gießen statt. In einem wissenschaftlichen Kolloquium am 1. Dezember spricht der Preisträger dann über „Röntgenspektroskopie und Mikroskopie an magnetischen Nanostrukturen“.

Auf der Ebene nur weniger Atomlagen regiert die Quantenphysik: Die beobachteten Eigenschaften lassen sich klassisch nicht mehr erklären; sie sind vielmehr auf die Welleneigenschaften der Elektronen und insbesondere die Kopplung ihrer Spin- und Bahnmomente zurückzuführen. Der von Dürr verwendete Röntgendichroismus erlaubt nun mit Hilfe der sogenannten Summenregeln die Berechnung der magnetischen Momente getrennt nach Spin- und Bahnmoment, was für das Verständnis des magnetischen Verhaltens eines Materials und für die Modellbildung nötig ist. Der Röntgendichroismus wurde Ende der 1980er Jahre entdeckt und ist eine mittlerweile weit verbreitete Technik zur Charakterisierung magnetischer Systeme. Konnte bis dahin nur die Gesamtmagnetisierung eines Materials bestimmt werden, lassen sich mit seiner Hilfe elementspezifische Messungen durchführen, also in mehrschichtigen Materialien die magnetischen Größen der einzelnen Schichten getrennt messen.

Der Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität ist dem Andenken Wilhelm Conrad Röntgens gewidmet, der von 1879-1888 Professor der Physik in Gießen war. Gestiftet wird er von der Pfeiffer Vakuum GmbH, der Dr. Erich Pfeiffer-Stiftung und der Ludwig-Schunk-Stiftung e.V. Der Preis wird für neue, hervorragende wissenschaftliche Arbeiten und Verdienste auf dem Gebiet der strahlen-physikalischen oder strahlen-biologischen Grundlagenforschung vergeben.

Media Contact

Dr. Markus Sauerborn idw

Weitere Informationen:

http://www.bessy.de/publications

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