SCOR-Preise 2003 vergeben

Scor Deutschland, eine Tochtergesellschaft des französischen Rückversicherungskonzerns Scor, eines der weltweit führenden Unternehmen der Branche, hat wie schon in den Vorjahren auch im Jahr 2003 drei Preise zur Förderung des aktuarwissenschaftlichen Nachwuchses aus dem deutschsprachigen Raum mit einer Gesamtdotation von 12.000 Euro vergeben. In Zusammenarbeit mit der Universität Ulm wurden Arbeiten prämiert, die sich mit aktuellen Themen aus der Produkt- und Tarifentwicklung in der Personenversicherung und der Sachversicherung beschäftigen. Die Preisverleihung fand am 12. November statt. Die Preisträger sind Alexander Kling (Universität Ulm, 1. Preis), Andreas Reuß (Universität Ulm, 2. Preis) und Claudia Garschhammer (Technische Universität München, 3. Preis). Insgesamt wurden 17 Arbeiten für den diesjährigen Scor-Preis eingereicht, die allesamt ein hohes Niveau haben und damit ein vorteilhaftes Bild von der Situation der Aktuarwissenschaften im deutschsprachigen Raum zeichnen.

Den 1. Preis erhielt Alexander Kling für seine Untersuchungen zur „Analyse und Bewertung der Beitragsfreistellungsoption bei Riester-Investmentfonds-Sparplänen“. Nach § 1 des Gesetzes über die Zertifizierung von Altersvorsorgeverträgen (Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz, AltZertG) müssen die Anbieter von zertifizierten und damit staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten garantieren, daß zu Beginn der Auszahlungsphase mindestens die Summe der eingezahlten Beiträge zur Verfügung steht. Durch das Recht, zu jeder Zeit während der Ansparphase eines Riester-Vertrags seinen Vertrag beitragsfrei stellen zu können, ohne dadurch die Garantie der nominalen Kapitalerhaltung zu verlieren, besteht für den Kunden die Möglichkeit aktiver Spekulation. Die wissenschaftliche Analyse dieser Garantie beweist, daß diese Option des Kunden den Wert der nominalen Kapitalerhaltung erheblich steigert. Für seine Analysen verwendete Alexander Kling moderne finanzmathematische Methoden. Seine bemerkenswerten Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse, die auch für die aufsichtsrechtliche Frage nach ausreichender Risiko-Vorsorge für derartige Verträge von Bedeutung sind.

Andreas Reuß, zweiter Preisträger, hat sich mit der „Statistical Prediction of Cancellation Behavior of Motor Insurance Contracts in Germany“ auseinandergesetzt. Die Kfz-Versicherung stellt einen der ökonomisch bedeutsamsten Zweige der deutschen Versicherungsgesellschaft dar. Da die Kfz-Haftpflichtversicherung eine Pflichtversicherung ist, wird sie von vielen Unternehmen als Einstieg verwendet, um mit dem Kunden in Kontakt zu kommen und diesen für andere Produkte zu interessieren. Gleichzeitig ist der Kfz-Haftpflichtmarkt der preissensibelste Versicherungsmarkt in Deutschland. Da die Verträge jeweils eine Laufzeit von einem Jahr haben und dann gekündigt werden können, haben derartige Storni erhebliche finanzielle Auswirkungen für das Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund untersucht Andreas Reuß die Frage, inwieweit kündigungsanfällige Verträge mit Hilfe statistischer Verfahren aus dem Datenbestand des Versicherers herausgefiltert werden können. Zu diesem Zweck wendet er zwei moderne statistische Verfahren auf einen realen Datenbestand an: zum einen das parametrische Verfahren der logistischen Regression, und zum anderen das nichtparametrische Verfahren der Klassifikationsbäume. Zwar erweisen sich beide Modelle als gut geeignet, um Kunden mit hoher Stornowahrscheinlichkeit herauszufinden, doch zeigt sich, daß Klassifikationsbäume für diese Analyse einfacher zu handhaben sind und rascher interpretiert werden können. Reuß kommt deshalb zum Schluß, daß eine sinnvolle Vorgehensweise darin bestehen könnte, zunächst eine Analyse mit Hilfe von Klassifikationsbäumen durchzuführen und deren Ergebnisse dann als Basis zur Entwicklung eines parametrischen Modells zum feineren Studium der Abhängigkeiten zu entwickeln. Die Untersuchungen erlauben bei praktischen Fragestellungen eine deutlich raschere Vorgehensweise als bisher verwendete Verfahren.

Den 3. Preis erhielt Claudia Garschhammer. In ihrer Arbeit hat sie „Ein stochastisches Modell zur Ertragsoptimierung eines Sachversicherers“ entwickelt. Neben der Einrichtung von Frühwarnsystemen, die entstehende Risiken rechtzeitig aufzeigen, und der Einführung adäquater Risikomanagementprozesse und Guidelines sollte die komplette Kapital-Allokation eines Unternehmens anhand eines ausgewogenen bzw. optimierten Chance-Risiko-Profils erfolgen, mit dem Ziel, den Wert des Unternehmens kontinuierlich zu steigern, ohne dabei zu hohe Risiken einzugehen. Die Entwicklung eines mathematischen Modells zur Beschreibung und Umsetzung dieses Unternehmenszieles wird in der Arbeit von Claudia Garschhammer gut gelöst. Sie entwickelt dazu ein bestehendes Modell durch die Einführung einer Nutzenfunktion und die Einbeziehung der Spätschadenreserve bei stochastischen Zinsen mit der Zerlegbarkeit in zwei praktisch interpretierbare Risikoanteile wesentlich fort. Dabei gelingt es ihr, sowohl den Anforderungen aus der Praxis als auch denen der Theorie gerecht zu werden.

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Peter Pietschmann idw

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